Kommentar
11:36 Uhr, 23.02.2009

Die Halbwertszeiten von Politikeraussagen während der Finanzkrise sinken dramatisch

...... wurde noch vor kurzem gemeinsamen Euroraum-Anleihen ein kategorisches Nein aus Berlin verpasst, so weicht allmählich die begründete Angst vor diesem Schritt der Einsicht in dessen Notwendigkeit, wenn die Euro-Zone nicht auseinanderfliegen soll.
Es ist offensichtlich, dass einige Mitgliedsländer in so massiven Schwierigkeiten stecken, dass sie alleine nicht mehr herauskommen werden. Griechenland war ja schon in Vorkrisenzeiten ein notorischer Schuldenmacher und quasi eine fiskalisch-ökonomische Totgeburt innerhalb der Euro-Staaten. Aber Irland beispielsweise legte eine Sensationsentwicklung hin vom einstigen Armenhaus zum absoluten Musterschüler – und nun wieder zurück. Wir brauchen aber gar nicht auf eine Insel zu schauen, um Hilfesuchende zu finden; unsere lieben Nachbarn aus Österreich stehen wegen ihres massiven Osteuropa-Engagements ebenso strauchelnd an der Klippe-welche Hand wird sie festhalten?

Natürlich die deutsche, und es ist nun wirklich nicht erstaunlich, dass die Begeisterung darüber hierzulande eher verhalten ist. Hat sich nicht Österreich als das bessere Deutschland präsentiert und ungezählte hiesige Unternehmen in die Alpenrepublik gelockt? Und hat Irland nicht mit seiner 10% Unternehmenssteuer zu einer Massenflucht von Holdinggesellschaften auf die grüne Insel aufgerufen?
Selbstverständlich sind derartige Maßnahmen in einem freien Markt legitim; aber dass die Geschädigten (und das sind die großen EU-Länder wie Deutschland und Frankreich) dann als Retter gerufen werden (Deutschland wurde vor wenigen Jahren noch als kranker Mann Europas verhöhnt) ist nur schwer zu vermitteln. Dennoch wird keine große Wahl bleiben; Nur Deutschland und Frankreich sind (noch) in der Lage, europäischen Anleihen die Sicherheit zu verleihen, die Investoren fordern werden, wenn die Krise sich weiter hinzieht (und danach sieht es nun mal aus). Berlin und Paris werden in den sauren Apfel beißen müssen und kollektiv für die Nachbarn mit haften, oder aber bei deren Pleite zusehen. Im Gegenzug ist aber eine Erhöhung des Einflusses der beiden größten Staaten über das bisherige Maß hinaus unverzichtbar. Insbesondere wird der Druck zunehmen, bei den Steuern keinen Unterbietungswettbewerb zuzulassen.

Das wird vielen nicht gefallen, und es stellt sich tatsächlich die Frage wie es nun in Europa weitergehen soll. Eine Fortsetzung der Erweiterungspolitik erscheint einerseits undenkbar, diejenigen die noch nicht im Club sind werden nun aber umso heftiger trommeln.

Quo vadis?

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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