Kommentar
10:26 Uhr, 14.07.2005

Die ganze Welt jammert über den hohen Ölpreis

Ich will Ihnen heute erklären, warum ich glaube, dass der rasante Aufwärtstrend beim Öl nicht nur überfällig war, sondern notwendig und sehr hilfreich für die weitere technologische Entwicklung der Menschheit. Es gibt in der Wirtschaft keinen stärkeren Innovations- und Rationalisierungsantrieb als die Kosten. Das ist in allen Bereichen so. Hohe Personalkosten in der Fertigung z.B. führen zum Ersatz menschlicher Einsatzkraft durch Maschinen. Bei hohen Mietkosten wird die Fläche wesentlich effizienter genutzt, ein hoher Außenwert der eigenen Währung führt zu erhöhten Produktivitätsanstrengungen der Exportindustrie, um den Wechselkursnachteil ggü. anderen Nationen zu kompensieren. Deutschland ist trotz einer dauerhaft starken Währung nicht zuletzt deswegen Exportweltmeister, weil unsere Unternehmen immer diesem Innovationsdruck ausgesetzt waren. Bei der Energieversorgung ist dieser Zusammenhang genau so gegeben. Nur wurde er jahrzehntelang kaum beachtet. Lange Zeit war der Ölpreis geradezu unnatürlich stabil. Bei der Preisbildung am Markt – Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage – geht man in der Regel von einem statischen Modell aus. Angebots-und Nachfragekurve schneiden sich innerhalb eines Betrachtungszeitraumes in einem Punkt. Dort wird der Preis gesetzt. Bei „nachwachsenden“ Gütern wie z.B. Baumwolle, Weizen o.ä. ist solch eine statische Betrachtung kein Problem. Erdöl jedoch entsteht in einem Jahrmillionen dauernden Prozess. Man könnte es auch anders sagen: Jeder Tropfen, der zu Benzin verarbeitet in einem Auto verbrannt wird ist unwiederbringlich verloren. Jetzigen weltweiten Verbrauch angesetzt, wird das Öl noch 40 bis 50 Jahre reichen. Vielleicht mehr (falls noch große bedeutende Vorkommen erschlossen werden), vielleicht weniger (falls der Verbrauch weite rapide steigt und/oder die vorhandenden Reserven nicht so hoch sind wie erhofft). Es ist jedenfalls ein so kurzer Zeitraum, dass ihn viele der heute lebenden Menschen noch erleben werden. Dieser Zusammenhang sollte sich zumindest in der Angebotskurve dynamisch niederschlagen. Der Preis sollte daher an sich ständig steigen. Er war aber sehr lange sehr stabil und vollzog oft nicht mal gewöhnliche Inflationsraten nach. Noch heute fabulieren irre Ökonomen von einem „fairen“ Preis bei 25$/Barrell, der sich wieder einpendeln werde. Das sind Hirngespinste! Erdöl könnte theoretisch nur durch politischen Zwang wieder billiger werden, weil der Markt die Verknappungssituation jetzt vollständig realisiert hat. Und hier kommen wir zum entscheidenden Punkt. Weiter steigende Ölpreise werden zu fulminanten Anstrengungen der Industrie führen. Nicht nur drastische Einsparungen gehören dazu – man beobachte nur den amerikanischen Automobilmarkt, wo noch vor Jahren nur Modelle eine Chance hatten, die betont viel Sprit verbrauchten. Viel wichtiger aber ist die Erschließung neuer Energiequellen: Mit jedem Dollar, den sich das Barrel Erdöl verteuert erhöht sich der Anreiz neue Treibstoffe zu entwickeln. Die Auswahl an potentiellen Energieträgern ist groß, nur momentan eben noch unrentabel. Das wird sich aber garantiert ändern. Man stelle sich vor, der Ölpreis bliebe – wie sich wohl einige Regierungen wünschen würden – bis zum endgültigen Versiegen der Quellen stabil. Was wäre wohl das Resultat? Gut dass es einen Markt gibt und uns zum Handeln zwingt. Je drastischer der Anstieg, desto schneller haben wir Alternativen – auch wenn zweifellos zwischenzeitlich die Konjunktur darunter leidet. Erdöl ist ein viel zu wichtiger Rohstoff, um ihn in die Luft zu blasen. Kunststoffe, Medikamente etc. können aus dem schwarzen Gold gewonnen werden. Wir müssen aufhören ihn im Tank zu verheizen. Deswegen wünsche ich mir einen Ölpreis, der weit über jenen 100$ liegt, der kürzlich in einer Studie einer US-Investmentbank genannt wurde. Deutschland, durch die extreme Mineralölsteuerbelastung ohnehin im weltweiten Vergleich mit sehr hohen Benzinpreisen „gesegnet“, sollte versuchen, sich erneut als Innovationsmaschine zu etablieren.

Daniel Kühn - TradersJournal

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