Kommentar
11:15 Uhr, 27.08.2008

Die ganz andere „Alpha“-Strategie

Erwähnte Instrumente

  • ABN Amro Alpha Index Deutsch
    Aktueller Kursstand:  
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Die Idee dürfte so manchen hochbezahlten Analysten allenfalls ein müdes Lächeln entlocken: „Handel nach dem Kalender“, wie soll denn das funktionieren, wenn man nur an ganz bestimmten fest definierten Tagen des Jahres investiert ist und die restliche Zeit einfach aussetzt ohne sich vorher auch nur einmal mit den Märkten zu beschäftigen. Das kennen wir alle ja schon, „sell in may and go away“, der ganze „saisonale Kram“, das hat gerade zuletzt auch nicht immer geklappt. Aber aufgemerkt, Norman G. Fosback, auf dessen Buch über die Logik der Märkte dieser Ansatz zurückgeht, unterscheidet dabei zwei für die Anlage in Aktien besonders fruchtbare Zeitpunkte. Die Handelstage um den Monatswechsel herum und unmittelbar vor einem Feiertag ohne Börsengeschäft. Die Gründe für die überproportionale Performance in dieser Zeit werden postwendend nachgeliefert und entstammen allesamt dem typischen Anlageverhalten institutioneller Investoren, richten diese ihre Portfolios doch zum Monatsultimo hin neu aus und müssen beispielsweise Geldzuflüsse aus Sparplänen oder Gehaltsüberschüssen am Markt platzieren. Auf der anderen Seite decken „Instis“ vor Feiertagen sicherheitshalber ihre Short-Positionen gerne ein. Soweit also die Beobachtungen Fosbacks.

ABN Amro (und etwas später auch die Landesbank Berlin) hat diese Vorgaben bereits Ende 2005 in fünf Strategiepapiere auf die entsprechenden Länder-Indices von Deutschland, Europa, USA, Großbritannien und Japan übernommen, wobei sich die effektive Investitionszeit jeweils auf einen Handelstag vor bis vier Börsensitzungen nach den beiden Schlüsselzeitpunkten beschränkt. Sinnigerweise trägt das Quintett das Label „Alpha“-Index, das sich etwas später unter gleichen Namen, aber mit einer gänzlich anderen Bedeutung vom anfänglichen Heilsbringer zum wohl größten Fiasko in der noch jungen Zertifikate-Geschichte entwickeln sollte. Doch das ist ein anderes Thema. Nun kann man sagen was man möchte, der Erfolg der ursprünglichen Alpha-Strategie zumindest in einzelnen Teilmärkten ist frappierend und müsste so manchen ungläubig grinsenden Anlagestrategen eigentlich vor Neid erblassen lassen und das eine oder andere nutzlose Trendfolgemodell noch einmal einer gründlichen Nachjustierung unterziehen. Ja meine Damen und Herren, es scheint also auch mit weitaus weniger Aufwand zu gehen, nach der Devise „keep it simple“ eben. Aber natürlich, vielleicht war da bloß Glück im Spiel, da wegen der kürzeren Marktpräsenz auch die schlechten Phasen nicht so stark mitgenommen wurden und außerdem hat sich der Ansatz ja nicht überall gleich gut und über einen längeren Zeitraum betrachtet, nicht entscheidend besser geschlagen. Alles richtig, aber trotzdem liegen die Fakten klar auf den Tisch und die können sich vor allem bei dem Deutschland-Produkt sehen lassen, steht da doch tatsächlich auf Jahressicht ein grünes Plus von über fünf Prozent auf dem Kurszettel und das bei einem DAX-Investment. Seit Emission beläuft sich die Rendite damit trotz der 1-prozentigen Managementgebühr auf über 20 Prozent, was zwar nur unwesentlich über der Entwicklung des Referenzindex liegt, dafür aber mit einer insgesamt nur 34-prozentigen Investitionszeit unter deutlich geringeren Schwankungen erzielt wurde. Auch in dem bis 1985 zurückreichenden „Backtesting“ zeigt der wahre „Alpha-DAX“ mit einer p.a.-Rendite von stolzen 16,27 Prozent und einer Volatilität von 12,62 Prozent gegenüber dem Basiswert (9,02%/22,71%) seine Qualitäten. Auch wenn die Wertentwicklung der Alpha-Indices auf andere Märkte wie Europa oder Japan mit zehn bzw. fünf Prozent Kursgewinn seit Emission auf dem ersten Blick nicht so spektakulär aussieht wie beim Deutschland-Produkt, lässt sich beim zweiten Hinsehen eine imposante Outperformance von 17 bzw. über 20 Prozent gegenüber den Referenz-Indices Euro STOXX 50 bzw. Nikkei 225 erkennen, alle Achtung.

Der BörseGo Tipp:

Der Ansatz sollte speziell für Anleger die die großen Märkte mit entsprechenden Index-Papieren abdecken möchten, mehr als nur einen Blick wert sein und kann insofern durchaus auch als eine Art Basisinvestment verstanden werden.

Alpha Index Deutschland-Zertifikat

Emittent/WKN:

ABN Amro / ABN2GB

Laufzeit:

Endlos

Preis: (27.08.2008)

Geld / Brief: 120,31 € / 120,79 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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