Kommentar
15:36 Uhr, 16.07.2004

Die Fondsbranche tut sich schwer

Gestern veröffentlichte der Branchenverband BVI nicht nur die neuen Zahlen, sondern auch die Ergebnisse einer Anlegerumfrage. Beide Dokumente bergen neben erfreulichen Nachrichten auch besorgniserregende Resultate.

So hat die deutsche Fondsindustrie im 2. Quartal zwar neue Mittel von per Saldo 554 Mio. Euro bei den Publikumsfonds hinzugewinnen können. Aber nicht alle Fondsarten konnten sich über neue Gelder freuen. Aktienfonds etwa mussten erneut Abflüsse von über 1,5 Mrd. Euro verkraften. Zwar konnten im Gegenzug die Rentenfonds 1,3 Mrd. Euro neuer Mittel anziehen. Die Anleihenprodukte werfen jedoch geringere Margen für die Fondsgesellschaften ab. Aus Anbietersicht sehr positiv angelaufen ist hingegen der Vertrieb von Hedgefonds, sie brachten über 500 Mio. Euro ein. Ob die Anleger mit diesen teuren, weitgehend unerprobten Produkten glücklich werden bleibt abzuwarten.

Die Fondsparer sind insgesamt also weiterhin vorsichtiger geworden, was zunächst einmal zu begrüßen ist, angesichts der in fast allen Bereichen überbewerteten Aktienmärkte. Noch interessantere Einblicke in die Seele der deutschen Anleger aber bietet die Grundlagenstudie Investmentfonds 2004, die der BVI im Februar durchführen ließ und deren Ergebnisse nun vorliegen.

Je 500 Fondsanteilseigner sowie Nichteigner wurden befragt. Das erste frappierende Resultat ist, dass nur 28% der Fondsbesitzer Aktienfonds als eine Art von Investmentfonds nennen konnten, gar nur 18% kannten Rentenfonds. Der Aufklärungsbedarf ist also nach wie vor riesig, was der BVI auch eingesteht.

Ein weiteres erschreckendes und überraschendes Ergebnis ist, dass nur 3% der Fondsparer Investmentfonds als geeignet für die Altersvorsorge empfinden. Kapitallebensversicherung und Bausparvertrag spielen hier immer noch die erste Geige. Ermutigend ist hingegen, dass 82% Kostentransparenz für wichtig erachten. Auch dass sich 72% vierteljährlich oder öfter über die Entwicklung ihrer Fondsanlagen informieren ist positiv zu bewerten.

Die allzu oft schlechten Leistungen der Fondsmanager bzw. der Anlageberater haben sich auch niedergeschlagen. So gibt von den 52% der Fondsbesitzer, die innerhalb der vergangenen fünf Jahre eingestiegen sind rund die Hälfte an, bislang schlechte Erfahrungen mit Fonds gemacht zu haben. Vielleicht liegt es auch ein wenig daran, dass sich 61% auf die Empfehlungen ihres Bank- oder Sparkassenberaters verlassen. Denn diese verstehen mitunter nicht viel mehr von Fonds als die Anleger selbst. Für kompetente und unabhängige Berater ist also noch reichlich Geschäftspotenzial vorhanden.

Quelle: Morningstar Deutschland

Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de

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