Kommentar
22:00 Uhr, 04.10.2011

Die Eurozone bastelt sich eine neue EZB 2.0

Laut einem Bericht des Handelsblatts soll der für Mitte 2013 geplante ESM (Europäischer Stabilitätsmechanismus) möglicherweise eine Banklizenz erhalten. Der ESM soll binnen 5 Jahren mit 80 Mrd. EUR Eigenkapital ausgestattet werden. Zum Vergleich: Die EZB verfügt über ein Eigenkapital von 10 Mrd. EUR.

Der ESM könnte dann Anleihen kaufen, sie bei der EZB als Sicherheit hinterlegen und dafür wiederum neue Kredite erhalten. Da Staatsanleihen per definition ausfallsicher sind und daher nicht mit Eigenkapital unterlegt werden müssen, könnte sich der ESM quasi unendlich hebeln - wenn die EZB mitmacht. Das offizielle Gemaule ist im Moment noch groß, aber EZB-Chef Trichet tritt bald ab und dann kommt Super-Mario Draghi aus Italien ans Ruder.

Besonders perfide wird das Prozedere wenn man bedenkt, dass die Staaten, die das Eigenkapital des ESM stellen, ja alle hochverschuldet sind. Es ist sicherlich nicht vermessen zu behaupten, sie gäben neue Anleihen aus, um das Eigenkapital stemmen zu können.

Diese Anleihen könnten dann letztlich sogar wieder im ESM landen, von diesem wiederum bei der EZB hinterlegt werden usw...

Wenn Sie darüber intensiv nachdenken, landen SIe gedanklich im Schneckenhaus des Finanzsystems. Man kann nur hoffen, dass in der EZB einige Falken sitzen bleiben und schlimmste Auswüchse verhindern.

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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