Kommentar
16:40 Uhr, 20.05.2021

Die Coronakrise ist keine Krise für die Staatskasse

Lockdown, schleppende Erholung, höhere Arbeitslosigkeit – das alles hätte die Steuereinnahmen einbrechen lassen sollen. Teils ist das Gegenteil geschehen.

Zu Beginn der Krise befürchteten Regierungen, dass sie nicht nur hohe Ausgaben stemmen müssen, sondern auch deutlich geringere Steuereinnahmen haben würden. Die Ausgaben sind gestiegen. Die Einnahmen hingegen sind je nach Land kaum zurückgegangen.

In Deutschland traf es im zweiten Quartal 2020 schwer. Die Steuereinnahmen sanken gegenüber dem Vorjahresquartal um mehr als 20 %. Eine Mischung aus Lockdown (weniger Umsatzsteuer) und geringerer Beschäftigung kann dafür verantwortlich gemacht werden. Bis Jahresende 2020 lagen die Einnahmen dann nur noch 5 % unter dem Vorjahreswert (Grafik 1).


Ein Großteil des Rückgangs ist auf die Mehrwertsteuersenkung zurückzuführen. Der Staat verzichtete über diese Steuersenkung auf 25 Mrd. Dieser Rückgang macht etwa die Hälfte des Gesamtrückgangs aus. Lohnsteuern fielen um 10 Mrd. oder 5 %. Es hätte deutlich schlimmer kommen können.

Dass es nicht schlimmer kam, hat mehrere Ursachen, die auch für viele andere Länder gültig sind, z.B. Japan. In Japan läuft das Fiskaljahr von April bis März des nächsten Jahres. Das abgelaufene Steuerjahr fiel fast genau auf die Pandemiezeit und die Einnahmen stagnierten (Grafik 2). Das ist angesichts von größeren Rückgängen in unauffälligen Jahren wie 2016 bemerkenswert.


In den USA erzielen die Bundesstaaten bereits wieder Rekordeinnahmen. Auch der Bund erreicht gerade neue Spitzenwerte (Grafik 3). Das wirft die Frage auf, wie es sein kann, dass eine der größten Schockereignisse der letzten Jahrzehnte die Staatskasse auf der Einnahmenseite kaum belastet.

Ein Grund ist der Arbeitsmarkt. Es wurden viele Jobs verloren, insbesondere in den USA, wo es keine Kurzarbeit gibt. Jobs, die verlorengingen, waren vor allem im Niedriglohnsektor angesiedelt. Die Steuern sind dort niedrig. Dem Staat entgingen kaum Einnahmen.

Gleichzeitig wurde das Arbeitslosengeld erhöht und Schecks verteilt. Der Konsum wurde dadurch angekurbelt und die Einnahmen aus der Umsatzsteuer stiegen. Viel musste importiert werden, auch aus China. Die von Trump eingeführten Zölle gibt es immer noch. Die Zolleinnahmen stiegen.

Dann boomte der Aktienmarkt. Fast überall auf der Welt stiegen die Einnahmen auf Zinserträge und Veräußerungsgewinne und sonstige Kapitalertragssteuern. Zu guter Letzt wurden Waren mit hohen Steuern (Alkohol, Tabak) vermehrt konsumiert. Auch das half der Einnahmenseite.

Die befürchtete Katastrophe auf der Einnahmenseite blieb aus. Das führte dazu, dass die Budgetdefizite weniger stark ausgeprägt waren als befürchtet. In Deutschland lag das Defizit bei 4,2 %. Es hätte doppelt so hoch sein können.

Ein wenig paradox ist der Steuerboom schon, vor allem in den USA. Dort werden immerhin Rekordeinnahmen verzeichnet, obwohl die Pandemie noch nicht vorbei ist. Auf der einen Seite gibt der Staat sehr viel mehr aus und das führt zu höheren Einnahmen über den Konsum etwa durch die Schecks. Vereinfacht erhöhen die Mehrausgaben die Steuereinnahmen. Das Geld wandert von der linken in die rechte Tasche.

Clemens Schmale


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3 Kommentare

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  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Baerbocks Beliebtheit sackt ab. Gut so! Ich halte die Dame gefährlicher für den Wirtschaftstandort Deutschland als die Merkel. Also wer die Grünen mit dieser Person an der Spitze wählen will, sollte sich das gut überlegen.

    16:16 Uhr, 21.05.2021
  • Schnutzelpuh
    Schnutzelpuh

    Über 5% weniger Einnahmen in dieser Krise, da können viele Bürger nur davon träumen. OK, es gibt auch Gewinner, aber das sind die wenigsten. Aber Hauptsache dem Staat gehts gut, der dann das Geld nach Wohlgefallen verteilt. Wir haben ohnehin eine viel zu hohe Staatsquote und die werden steigen, wenn die grünen Kommunisten das Land mit regieren. Ich hab mal eine überzeugte Grünwählerin nach der Definition der Staatsquote gefragt. Die konnte mir die gar nicht erklären. Mir wird richtig Angst, wenn diese Deppen das Land mitregieren. Die Staatsquote wird da sicherlich nicht fallen. Würde mich mal interessieren, wer diese Depppen wählt. Mir wird richtig schlecht, wenn ich auf die Umfragen blicke.

    09:25 Uhr, 21.05.2021
  • Bigdogg0806
    Bigdogg0806

    eventuell einfach die aus dem Nichts gedruckten Billionensummen mit in Zusammenhang bringen. Ist sicher nur ein Zufall, aber sie sind ja der Experte.

    08:06 Uhr, 21.05.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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