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09:00 Uhr, 26.09.2008

Die Charttechnik spricht für weiter fallende bulgarische Aktienkurse

Was seit einiger Zeit an den Börsen in Südosteuropa abgeht, gleicht einem Desaster und einem Gemetzel. Alleine in diesem Jahr sind viele Indizes um mehr als ein Drittel eingebrochen. Und das, nachdem sie in den meisten Fallen bereits im zweiten Halbjahr des Vorjahres kräftig unter die Räder gekommen waren.

Auch in Bulgarien haben die Bären mächtig zugeschlagen. Der Sofix-Index hat alleine seit dem Jahreswechsel rund 45 Prozent an Wert verloren. Ein Einbruch, den man nicht vermuten würde, wenn man nur auf das Wirtschaftswachstum blickt. Denn das betrug im zweiten Quartal immerhin 6,3 Prozent. Positiv ist zudem, dass der Staatshaushalt einen Überschuss aufweisen kann.

Baisse korrigiert die zuvor zu hohen Bewertungen

Doch das Land hat auch mit einigen volkswirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang vor allem eine Inflationsrate, die bis vor kurzem noch bei rund 15 Prozent lag. Und natürlich ein Leistungsbilanzdefizit, das von der Ratingagentur Fitch auf rund 22 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt beziffert wird. Das ist ein unhaltbar hoher Wert, der die Gefahr einer harten Landung der Konjunktur birgt. Hinzu kommen die ungelösten Schwierigkeiten, welche das Land mit der organisierten Kriminalität und der Korruption hat. Diese haben sogar zuletzt schon dazu geführt, dass die EU-Kommission Fördergeldern für Bulgarien eingefroren hat.

Entscheidend für die schlechte Verfassung des Marktes ist aber die Tatsache, dass die Kurse zuvor einfach zu stark gestiegen waren. Durch die Rallye wurden die Bewertungen viel zu weit nach oben katapultiert. Früher oder später musste es deswegen zu einer Korrektur kommen. Und als die Anleger weltweit wegen der Kreditkrise risikoaverser wurden, war der Zeitpunkt für diese Korrektur gekommen.

Inzwischen sind die Bewertungsniveaus zwar deutlich gesunken. Die im Sofix vertretenen Unternehmen kommen nach Angaben der Börse sogar nur noch auf ein durchschnittliches KGV von 12,9. Doch beim BG 40 Index beträgt das KGV noch immer hohe 19,5. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis wird sogar auf 2,0 beziffert und für die Sofix-Vertreter auf noch höhere 2,6.

Bevor sich eine Trendwende einstellt, müssen die Bewertungen vermutlich erst noch weiter sinken. Vermutlich wird das erst bei einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnissen der Fall sein. Denn ebenso wie auf dem Weg nach oben wird an der Börse auch auf dem Weg nach unten oft übertrieben.

Chart spricht für weiter fallende Kurse

Charttechnisch gesehen ist die Hoffnung auf eine Bodenbildung erst kürzlich zunichte gemacht worden. Denn da ist der Sofix unter die überaus wichtige psychologische Unterstützungszone von 1.000 Punkten gerutscht. Beim aktuellen Stand von 959 Punkten spricht nun viel für noch weiter fallende Notierungen. Wer direkt an der bulgarischen Börse agieren kann, der kann diese Ausgangslage neuerdings auf mit Wetten auf sinkende Kurse spielen. Denn erstmals können einige Einzeltitel auch leer verkauft werden. Die dafür nötigen Kriterien erfüllen derzeit acht Aktien.

Eine Alternative stellen die von ABN Amro auf den Sofix-Index emittierten Mini-Short-Zertifikate dar. Unter den angebotenen Produkten raten wir derzeit zu dem im Januar aufgelegten ABN Amro Sofix Mini Short Zertifikat (ISIN: NL0006182651, 3,72 Euro). Es handelt sich dabei um ein Open-End-Zertifikat mit einem Hebel von 1,4. Die Knock-Out-Schwelle liegt zudem mit 1.518 Punkten deutlich entfernt vom aktuellen Indexstand.

Wie immer bei Hebelprodukten ist eine erhöhte Wachsamkeit angesagt. Zumal sich die Baisse an der bulgarischen Börse bereits in einem ziemlich weit fortgeschrittenen Stadium befindet. Glattgestellt werden sollte die Position spätestens dann, wenn es dem Sofix-Index gelingen sollte, sich bis auf ein Niveau von 1.100 Punkten zurückzukämpfen.

Quelle: Ostbörsen-Report

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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