Kommentar
11:51 Uhr, 15.06.2015

Die CarbonBubble: Öl am Ende? Teil 2

Es geht um Billionen Umsatz und hunderte Milliarden Gewinn für die großen Ölunternehmen. Das Problem: der Klimawandel. Sollen die gesteckten Klimaziele erreicht werden, dann darf ein Großteil der bekannten Ölvorkommen niemals gefördert und verkauft werden.

Platzt die Kohlenstoffblase?
Die Kohlenstoffblase (mehr dazu in Teil 1) wird platzen, allerdings nicht von heute auf morgen. Ebenso wird nicht die ganze Blase (2.000 Gigatonnen CO2) platzen. Die Welt ist uneins und wird es bleiben. Gleichzeitig darf man daran Zweifeln, dass selbst beim allergrößten Willen die Länder überhaupt in der Lage sein werden, die Klimaziele zu erreichen.

Persönlich halte ich das New Policy Szenario für denkbar. Demnach würde sich der Energiebedarf nach Energieträger wie in Abbildung 1 dargestellt verändern. Dargestellt ist der jährliche weltweite Energieverbrauch in Mio. Tonnen Öläquivalent. Im Vergleich zu 2011 würde der Verbrauch von Öl bis 2035 um insgesamt 15 bis 20% steigen. Heute werden gut 90 Mio. Barrel am Tag verbraucht. In 20 Jahren würde die Menge auf 105 bis 108 Mio. Barrel ansteigen. Der Kohleverbrauch steigt in einem ähnlichen Ausmaß. Der Erdgasverbrauch würde um knapp 50% ansteigen.

Im NPS (New Policy Scenario) kommt es nicht zu einem Rückgang der Nutzung der fossilen Brennstoffe. Der Verbrauch steigt insgesamt noch an. Nur unter einem Szenario (450), indem die Klimaziele erreicht werden, fällt der Verbrauch, insbesondere von Kohle und Öl.
Was würde das NPS für Ölunternehmen bedeuten? – Grafik 2 versucht darauf eine Antwort zu geben. Gezeigt wird der Verbrauch von Öl in Barrel pro Jahr (tatsächliche Werte für 1990 und 2011). Ohne irgendeine Klimaschutzmaßnahme würde der Verbrauch bis 2035 auf fast 50 Mrd. Barrel pro Jahr steigen. Im NPS Szenario ist ein Anstieg auf knapp 37 Mrd. von Aktuell 33 Mrd. vorgesehen.

Für den historischen und prognostizierten Verbrauch ist auch der Umsatz dargestellt. 2011, als der Ölpreis über 100 USD lag, wurde weltweit mit Öl ein Umsatz von 3,5 Billionen USD erzielt. Für 2015 wird bei einem Ölpreis von 60 USD pro Barrel ein Umsatz von gut 2 Billionen erwartet.
Unter dem NPS Szenario kann man errechnen wie hoch der Umsatz bei verschiedenen Ölpreisen sein wird. Fällt der Ölpreis auf 50 USD pro Barrel dann liegt der Umsatz im Jahr 2035 im NPS Szenario bei gut 1,8 Billionen USD. Bei einem Ölpreis von 75 USD wird ein Umsatz von 2,75 Billionen erzielt und bei 100 USD Barrelpreis ein Umsatz von 3,66 Billionen.

Die orangenen Balken zeigen die Umsatzdifferenz zum heutigen Jahresumsatz unter dem jeweils niedrigsten Ölpreisszenario an. Bei einem Preis von 50 USD im Jahr 2035 läge der Umsatz keine 200 Mrd. unter dem heutigen Wert. Selbst unter dem 450 ppm Szenario würde der Umsatz um „nur“ 600 Mrd. zurückgehen.

Man muss schon zugeben: das sind alles große Zahlen. Als die Carbon Bubble vergangenes Jahr heiß diskutiert wurde lagen die Preise jedoch noch bei 110 USD pro Barrel. Für 2035 wurden unter NPS Preise von 100 USD pro Barrel angenommen. Würde sich dieses Szenario so umsetzen, dann wäre es eine deutliche Verbesserung zum aktuellen Zustand. Beschweren kann man sich da eigentlich nicht.

Wer sich auf die Welt verlässt und an ein Platzen der Kohlenstoffblase glaubt, der kann einfach Ölfirmen im aktuellen Umfeld bewerten, um deren Potential zu analysieren. Das derzeitige Umfeld ist ein größeres Stressszenario als das New Policy Szenario. Das ändert natürlich nichts daran, dass ein Teil der Vorkommen wohl nie gefördert werden wird. Um ein Ölunternehmen und dessen Wert zu stresstesten, kann man folgendes unterstellen: Ölfirmen sind in der Lage über die kommenden 30 Jahre einen Umsatz und Gewinn wie im ersten Quartal 2015 zu erzielen.

Das erste Quartal 2015 war besonders düster. Der Ölpreis war so niedrig wie lange nicht. Exxon hat in diesem Umfeld knapp 5 Mrd. USD verdient. Der Jahresgewinn liegt dann bei 20 Mrd. Mit einem Börsenwert von 360 Mrd. entspricht das einem KGV von 18. In 18 Jahren hat Exxon seinen eigenen Wert verdient. Was bleibt sind 12 weitere Jahre mit je 20 Mrd. Gewinn. Insgesamt sind das 240 Mrd., die man netto mit Exxon tatsächlich verdienen kann. Die Logik dahinter: kaufe ich heute Exxon zu 360 Mrd., dann finanziert sich der Kauf über die Gewinne innerhalb der nächsten 18 Jahre selbst. Erst nach diesen 18 Jahren mache ich einen tatsächlichen Gewinn mit dem Kauf. Dieser Gewinn liegt bei 240 Mrd.

Den Gewinn muss ich noch diskontieren. Für die Barwertberechnung unterstelle ich einen Zins von konstant 2% pro Jahr. Der heutige Barwert des Gewinns von 240 Mrd. liegt dann bei 148 Mrd. Für diesen Nettogewinn muss ich heute 360 Mrd. zahlen. Der Return on Investment liegt bei 41% (148 dividiert durch 360). 41% Gewinn ist nicht schlecht, aber gerechnet auf 30 Jahre? Pro Jahr sind das gerade einmal 1,15% Rendite. Das ist jetzt nicht überragend...

Die 1,15% Rendite pro Jahr sind niedrig, unterstellen jedoch ein Umfeld wie im ersten Quartal 2015 über die kommenden 30 Jahre. Ebenso wird davon ausgegangen, dass nach 30 Jahren endgültig Schluss ist. Exxon würde im Jahr 2045 aufhören zu existieren. Ist das realistisch? – Wohl kaum. Unter weniger negativen Annahmen erhöht sich die Rendite auch schnell wieder auf 2,5 bis 3%. Das ist immer noch nicht weltbewegend. Es ist im Prinzip ein besseres Sparbuch, allerdings mit höherer Volatilität.

Wer darüber nachdenkt seine Altersvorsorge mit Energieaktien abzusichern, der sollte noch einmal nachdenken. Der Ölsektor ist für eine jahrzehntelange Buy and Hold Strategie nicht geeignet, wenn man an eine klimabewusstere Menschheit glaubt. Statt Buy and Hold wie die letzten 100 Jahre sollte man als Anleger etwas aktiver sein. Das erste Quartal war eine gute Kaufgelegenheit. Sind einmal Gewinne von 30% oder 50% auf dem Kurszettel zu lesen, dann darf man diese auch mitnehmen, bevor man langfristig zusehen muss, wie die 50% Buchgewinn immer kleiner werden.

Bild Verbrauch Energieträger.pngBild Verbrauch Umsatz.png

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4 Kommentare

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  • Chronos
    Chronos

    Im Bericht (analysis ist was anderes) wurde mehr nicht berücksichtigt.

    Das ist eigentlich ein Hoose (not positive), sowas wie Legehennen, was jeder 14jähriger Schuler schon kennt. Einen modischen Teilaspekt rausgepickt und drauf rumgeritten ohne Gesamtbild, Alternativen fallen gelassen und eigentlich nur paste&copy.

    Selbst unter Carbon, fehlt Holz & Gas

    Zu erst mal sollte man sich fragen, woher die Quellen sind, wie diese dort umgesetzt werden und von wem publiziert.

    D hat den teuersten Strom, die Franzosen zahlen die Hälfte, der Ami ein Drittel.

    Ohne Verbrennung geht es nicht, die sauberste ware Wasserstoff. Kohlendioxyd ist nach meinem Kentnisstand das geringste Problem. Nein, ich verneine nicht die Klimaerwärmung (die geringer ausfällt als forciert) sondern die politische Umsetzung.

    Gefährlich sind Schwefelwasserstoffe, Dioxine und die restliche Umweltverschmutzung.

    Zu Kohlendioxyd gibt es interessante Artikel aus der Schweiz, sollte man sich mal anhören, wobei die Garde auch zu den Zinsfeinden zählt, damit auch nicht immer im Überblick ist.

    Es kann keine Energie erzeugt werden, ohne Umweltverschmutzung.

    Das größte Problem ist die Energiespeicherung.

    Das sauberste ist Wasserkraft, wurde die letzen 20 Jahre bekämpft.

    Windmühlen sind so alt wie Don Quichotte.

    Elektroautos sind älter als Verbrennungsmotoren, das steht nur leider nicht einmal im P.M. (halb fundiert für Jugendliche)

    Bevölkerungsreiche warme Länder haben genug Sonne, oft auch Wind, selbst Heißwasser wird dort elektrisch erzeugt (was ziemlicher Unsinn ist), warum wohl?

    Die Gebäude sind alle sehr schlecht isoliert, dafür klimatisiert. Warum wohl?

    Das ganze erinnert etwas an die Energiesparlampe von Angie, was nichts anderes als ein Förderungsprogramm für die Industrie war. Seitens der Umwelt die größte Sauerei auf Erden.

    Ich kenne keinen, wirklich keinen, der entweder physikalisch, technisch, elektronisch oder chemisch davon im Ansatz überzeugt war.

    In China oder Asien würden sie auch gerne SUV oder Daimler fahren, Steigerung ist

    Fahrrad, Bike, TuckTuck, Taxi, MiniVan, Truck. Die kleinen Bikes oder generell Motorräder haben üble Abgase und der Verbrauch ist doppelt so hoch wie von neuesten Kleinwagen mit Minimotor die bei einer Laufleistung von 65 TSD Km halt kaputt gehen. Warum wohl?

    Geplante Haltbarkeit schafft Entwertung des Kaufs, schafft Konsum.

    18:21 Uhr, 15.06. 2015
  • Thomas Spornraft
    Thomas Spornraft

    In dieser Analyse wurde keine Atomenergie berücksichtigt.

    14:25 Uhr, 15.06. 2015
  • Garten
    Garten

    Exxon ist aber auch mit die teuerste Ölaktie. Bei Petrobras, und Rosneft sind die KGV´s und das Potential wohl günstiger. Außerdem wird hier ja auch Gas gefördert (vor alllem auch noch Gazprom). Nach dem CO2 - Ausstoß müsste man hier zulangen. Die Braunkohlekraftwerke verpuffen fast 10 mal so viel CO2 wie ein Gasblockheizkraftwerk (Wärme- und Stromerzeugung) das auch dezentral und netztentlastend gebaut werden kann. Gas ist die Zukunftsenergie. Kommt leider aus Russland ;)

    und Öl ist sicher viel förderungswürdiger als auch Steinkohle. Kohle wäre damit absolut tot.

    13:52 Uhr, 15.06. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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