Kommentar
14:35 Uhr, 15.06.2020

Die Börse wird zum Ramschladen

An der Börse gibt es viel Ramsch. Nur der Preis stimmt nicht. Die Preisschilder (Kurse) sind die von Luxusartikeln.

Erwähnte Instrumente

  • Hertz Global Holdings Inc. - WKN: A2ALSZ - ISIN: US42806J7000 - Kurs: 2,830 $ (NYSE)

Anleger bleiben gierig. Der heftige Abverkauf am vergangenen Donnerstag wurde sofort gekauft. Vom Abverkauf waren zwar fast alle Aktien betroffen, aber besonders jene, die man (derzeit) als Ramsch bezeichnen kann. Dazu zählten die Aktien von Fluglinien, Flugzeugbauern, Kreuzfahrtunternehmen, Restaurants usw. Der Abverkauf war dramatisch, doch schon am Freitag wurden die Aktien wieder gekauft.

Gekauft wurde einfach alles. Sogar die Aktien von Unternehmen, die bereits Insolvenz angemeldet haben, stiegen. So ein Fall ist der Autovermieter Hertz. Vor Krisenbeginn stand der Kurs bei 20 Dollar und fiel dann auf 0,4 Dollar. Das Unternehmen ist überschuldet und hat derzeit kaum Einnahmen. Es musste Insolvenz anmelden.

Hertz Global Holdings Inc.
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Anleger störte das gar nicht. Sie kauften die Aktie von 0,4 Dollar wieder auf fast 6 Dollar nach oben. Das Unternehmen ist aber immer noch insolvent. Der Konzern wird von einem Schuldenberg in der Höhe von 20 Mrd. Dollar belastet. Während der Zeit in der Insolvenz werden Gläubiger auf einen Teil ihrer Schulden verzichten müssen.

Normalerweise wird ein Teil der Schulden auch in Eigenkapital (neue Aktien) getauscht. Die alten Aktien sind dann praktisch wertlos. Dass Anleger den Kurs dennoch so in die Höhe getrieben haben, spricht Bände. Die Wahrscheinlichkeit, dass bestehende Aktionäre ihr Geld komplett verlieren, ist sehr, sehr groß.

Hertz ist nur ein Fall. Es gibt viele mehr und es wird in den kommenden Jahren noch mehr von diesen Fällen geben. Wegen der akuten Liquiditätsprobleme haben sich Unternehmen in Rekordtempo verschuldet (Grafik 1). Die Verschuldung galt schon vor der Krise als hoch. Jetzt ist sie einfach nur noch atemberaubend.


Nicht jedes Unternehmen wird die Schulden bedienen und zurückzahlen können. Schon jetzt sind fast 20 % aller Unternehmen an der Börse sogenannte Zombie-Firmen. Der Cashflow ist niedriger als der Schuldendienst. De facto sind diese Unternehmen bankrott. Aus Verzweiflung schmeißen Anleger diesen Firmen trotzdem Geld hinterher.

Wären sie früher einfach bankrottgegangen, werden sie heute durchgefüttert. Der Anteil an Zombie-Firmen steigt daher seit Jahren. Nicht jedes dieser Unternehmen wird zwangsläufig auch von der Börse verschwinden. Einige werden sich vielleicht sanieren können und manche werden als Zombies gezählt, obwohl es formal nicht korrekt ist.

Bis 2017 war auch Tesla ein Zombie. Wegen hoher Investitionen stieg die Verschuldung schnell an. Der Cashflow war negativ, die Zinszahlungen waren hoch. Hier gab es einen guten Grund für das Missverhältnis. So ist effektiv wohl nicht jedes fünfte Unternehmen an der Börse ein Zombie, sondern „nur“ jedes sechste. Das ist schlimm genug. Die Börse ist ein Ramschladen mit hohen Preisen. Wer als Anleger wirklich Einzelwerte und nicht Indexprodukte kaufen will, sollte die Bilanz des Unternehmens genau unter die Lupe nehmen. Zu viele Unternehmen sind schon de facto bankrott.

Clemens Schmale


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  • Borec
    Borec

    Somit bleibt einem die Wahl zwischen wertlosen Banknoten, Ramsch oder nutzlosem Metall.

    15:14 Uhr, 15.06. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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