Kommentar
07:34 Uhr, 23.03.2004

Die Anleger sind spürbar verunsichert

Nervosität an den internationalen Aktienmärkten. Die Anleger sind über die weitere Entwicklung spürbar verunsichert. Indizes in Europa und USA tendierten zumeist schwach, während sich die japanische Börse behauptete.

An den US-Aktienmärkten war der Handel eine Woche nach den Madrider Anschlägen und gut ein Jahr nach Beginn des Irakkriegs deutlich von Nervosität bestimmt. Ferner wirkte sich am Freitag der Verfallstermin für Futures und Optionen auf Indizes und Aktien aus, was die Kurse stärk schwanken ließ. Von Konjunkturseite kamen in den letzten Tagen zudem einige enttäuschende Kennzahlen, sodass die Mehrzahl der Werte mit einem Minus ins Wochenende ging. Das Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe des Großraums New York trübte sich im März überraschend stark ein und der Philly-Fed-Index ist ebenfalls spürbar zurückgegangen. Außerdem waren die Erzeugerpreise unerwartet stark gestiegen und der aktuell hohe Ölpreis bereitet den Investoren zusätzliche Sorgen. Treibende Kräfte für den Ölpreisanstieg sind gegenwärtig die niedrigen Benzinlagerbestände in den USA, die kräftige Nachfrage aus China und die restriktive Preispolitik der Opec. Ein Lichtblick kam allerdings vom Arbeitsmarkt: Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sanken auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren.

Bereits zu Wochenbeginn mussten Fluggesellschaften kräftige Einbußen hinnehmen. Die wieder gestiegenen Terrorängste dürften sich merklich auf das Luftfahrtgeschäft auswirken. Microsoft-Aktien zeigten sich ebenfalls belastet: Die Verhandlungen der EU-Kommission mit dem weltgrößten Softwarekonzern sind trotz Zugeständnisse von Microsoft gescheitert. Der Softwarehersteller muss nun mit einem millionenschweren Bußgeld wegen vermuteten Missbrauchs seiner Marktstellung rechnen. Der Konzern dürfte allerdings gegen eine entsprechende Entscheidung gerichtlich vorgehen. Besser sah es bei der Gesellschaft 3M aus. Der Mischkonzern Minnesota Mining and Manufacturing hatte die Gewinnziele für das erste Quartal 2004 erneut angehoben und steigende Erträge in Aussicht gestellt, woraufhin der Aktienkurs kräftig anzog. Ansonsten meldete das Logistikunternehmen FedEx für das letzte Quartal einen Anstieg bei Umsatz und Ertrag und erwartet für das laufende Quartal weitere Gewinnsteigerungen. Die Papiere reagierten auf diese erfreuliche Meldung mit Kursgewinnen. An der insgesamt schwachen NASDAQ rutschte der kanadische Telekomausrüster Nortel Networks tief ins Minus. Nachdem in der Vorwoche bereits die Veröffentlichung der Quartalszahlen verschoben wurde, kam es nun zur Auswechslung des Finanzvorstands. Dagegen konnte Adobe Systems nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen um fast 10 Prozent zulegen. Der Softwarehersteller berichtete über einen Gewinn- und Umsatzrekord.

An der Tokioter Börse zeigten sich Dividendenpapiere im Wochenvergleich unverändert. Die auf absehbare Zeit lockere Geldpolitik der amerikanischen Notenbank hat dabei für einen stabilen Zulauf ausländischer Liquidität an den japanischen Markt gesorgt. Zudem gehen Investoren weiterhin von einer Erholung der Binnennachfrage aus. Allerdings drückten am heutigen Montag die US-Vorgaben auf die Kurse und im Finanzsektor waren zuletzt erneut Gewinnmitnahmen zu beobachten.

In schwacher Verfassung zeigten sich die europäischen Börsen. Belastend waren hier nicht nur die Vorgaben aus New York, auch die für Januar gemeldete rückläufige Industrieproduktion in der Eurozone und der Einbruch beim ZEW-Indikator sorgten für eine Fortsetzung der Korrektur. Die Verunsicherung über die weitere Entwicklung war dabei unter den Anlegern deutlich zu spüren, die deshalb in defensivere Anlagen umschichteten. Zu den schwächsten Werten zählten konjunkturanfällige Technologietitel wie Nokia sowie Finanzaktien. Dagegen konnten sich einige Ölwerte wegen des steigenden Ölpreises vergleichsweise gut entwickeln. Leichte Impulse kamen indes durch die weltgrößte Computermesse CeBIT. Der Chef des Softwarekonzerns SAP hat wegen der gestiegenen Investitionsbereitschaft vieler Unternehmen für die Branche ein sehr positives Jahr 2004 prognostiziert. Entsprechend gut konnte sich der Wert behaupten. Kräftige Kursverluste gab es dagegen bei Bayer und Allianz, die beide Geschäftszahlen präsentierten. Die Titel des Münchener Finanzkonzerns litten unter den hohen Restrukturierungskosten für die Tochter Dresdner Bank, die nur durch die Sondereinnahmen aus dem Verkauf des Beiersdorf-Anteils ausgeglichen werden konnten. Besser sahen die vorgelegten Ergebnisse von Münchener Rück und BASF aus. Auch BMW trat mit positiven Nachrichten vor die Öffentlichkeit. Der Autobauer hat auf seiner Bilanzpressekonferenz für März einen Absatzrekord angekündigt und für das Gesamtjahr einen Rekordgewinn in Aussicht gestellte. Wochengewinner im DAX war jedoch die Aktie von Adidas-Salomon. Der Sportartikelhersteller profitierte dabei von guten Zahlen des amerikanischen Konkurrenten Nike. Die Technologietitel im TecDAX mussten hingegen erneut Einbußen verkraften.

Für die nächsten Tage stehen aus den USA Zahlen zum Verbrauchervertrauen, den Hausverkäufen und dem BIP auf dem Programm. Zudem werden die Aufträge langlebiger Wirtschaftsgüter sowie der Chicago Fed Index veröffentlicht. In Europa sind die Auftragseingänge der Industrie und der Ifo-Geschäftsklimaindex zu erwarten. Von Unternehmensseite sollten hingegen nur wenige Impulse kommen. Insgesamt dürften auch in dieser Woche Nervosität und Vorsicht die Situation an den Börsen dominieren.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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