Kommentar
08:00 Uhr, 13.11.2008

Die „Alpha-Wette“ zwischen Platin und Gold

Erwähnte Instrumente

  • Open END Zertifikat auf Plat
    Aktueller Kursstand:  
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Es ist noch nicht lange her, genaugenommen gerade einmal acht Monate, da war Platin gegenüber Gold fast unerschwinglich, kostete die Feinunze am 4. März doch sage und schreibe 2.273 US-Dollar. Inzwischen ist der Wert bis auf zuletzt 820 US-Dollar zusammengeschmolzen. Ein immenser Verlust, der in den vergangenen Monaten nicht nur durch viele Besitzer von Platin-ETFs verursacht wurde, die sich wieder enttäuscht von ihren physisch besicherten „Schätzchen“ trennten, sondern auch als Folge der gesunkenen Konjunkturerwartungen bezüglich des wegen seiner besonderen Leiteigenschaften und Säurebeständigkeit häufig im Industrie- und hier speziell im Automobilsektor eingesetzten Edelmetalls. Fast noch interessanter als der tatsächlich quantifizierbare Absturz der Notierung ist aber die Beziehung zwischen Platin- und Goldpreis. So besteht zwischen den beiden Rohstoffen aktuell der niedrigste preisliche Abstand seit der zweiten Hälfte des Jahres 1999, in dem Platin einst seinen Bullenmarkt startete und beträgt heute nicht einmal mehr 80 US-Dollar nach einem Preisunterschied von 1.288 US-Dollar noch im März.

Anleger könnten deshalb statt nur einseitig mit einer Long-Position auf eine Renaissance bei Platin zu setzen, gleichzeitig eine Wette gegen den Goldpreis eingehen und darauf spekulieren, dass sich die Schere zwischen beiden Edelmetallen wieder entsprechend öffnet. Entscheidend wäre in diesem Fall also nicht die allgemeine Entwicklung im gesamten Sektor, sondern nur die relative Beziehung zwischen Platin und Gold. Um dieses „Alpha“ zu erzeugen, könnte man für die entsprechende Long-Position beispielsweise an einen einfachen Edelmetall-Tracker auf die Feinunze Platin denken, der deren Wertentwicklung 1:1 nachvollzieht. Um die Spekulation gegen das Gold zu realisieren, würde sich auf der anderen Seite ebenfalls ein Tracker diesmal aber mit umgekehrten Vorzeichen auf fallende Kurse anbieten, bei dem Verluste des Goldpreises automatisch in entsprechende Gewinne beim Zertifikat verwandelt werden. Bei den beiden vorgestellten Papieren der Société Générale ist allerdings zu beachten, dass die Laufzeit des Short-Zertifikates bereits im Dezember 2009 endet und der Alpha-Spekulation spätestens dann automatisch ein Ende setzen würde, wenn nicht umgehend auf ein entsprechendes Nachfolgeprodukt auf der Shortseite umgestellt würde. Diese Gefahr besteht bei der Long-Position indes nicht, da das Papier hier keine Laufzeitbegrenzung besitzt. Wichtig für den Aufbau der gewünschten marktneutralen Long-/Short-Position ist allerdings, dass die Relation zwischen beiden Investments stimmt. Das bedeutet im vorliegenden Fall, dass neben den Ausgangspreisen der beiden Edelmetalle (820 US-Dollar bei Platin, 742 bei Gold) auch die verschiedenen Bezugsverhältnisse der beiden Zertifikate (0,01 bei Platin, 1 bei Gold) über die Zahl der jeweils eingesetzten Produkte in Einklang gebracht werden. Wegen der aktuell extrem hohen Quantogebühr speziell bei Platin-Zertifikaten musste auf der Longseite auf ein nicht währungsgesichertes Papier zurückgegriffen werden.

Der Rohstoff-Report Tipp:
Eine „Long-/Short-Wette“ setzt immer eine ganz bestimmte Erwartungshaltung bezüglich der beiden Basiswerte und deren Verhältnis zueinander voraus, die auch wirklich nur bei deren Vorhandensein eingegangen werden sollte, da sonst unkontrollierte Verluste entstehen können. Statt mit Delta-1-Zertifikaten lässt sich die Strategie natürlich auch mit einem niedrigeren Kapitaleinsatz relativ einfach über entsprechende Turbo-Papiere umsetzen.

Open End Rohstoff-Zertifikat auf Platin (Feinunze)

Emittent/WKN:

Société Générale / SG0AYJ

Laufzeit:

Endlos

Preis: (04.11.2008)

Geld / Brief 6,48 € / 6,55 €

Quanto Rohstoff-Short-Zertifikat auf Gold (Feinunze)

Emittent/WKN:

Société Générale / SG0KG2

Laufzeit:

18.12.2009

Preis: (04.11.2008)

Geld / Brief 810,27 € / 810,37 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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