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10:00 Uhr, 27.04.2022

DGAP-News: Deutsches Herzzentrum München veröffentlicht erste Ergebnisse aus 'Vroni-Studie': Bayerische Pilotstudie identifiziert 76 Kinder mit bedrohlicher Cholesterinstörung

DGAP-News: Deutsches Herzzentrum München - Vroni-Studie

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Deutsches Herzzentrum München veröffentlicht erste Ergebnisse aus 'Vroni-Studie': Bayerische Pilotstudie identifiziert 76 Kinder mit bedrohlicher Cholesterinstörung

27.04.2022 / 10:00

Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent / Herausgeber verantwortlich.


Pressemitteilung

Deutsches Herzzentrum München veröffentlicht erste Ergebnisse aus "Vroni-Studie"

Bayerische Pilotstudie identifiziert
76 Kinder mit bedrohlicher Cholesterinstörung

  • Angeborene Fettstoffwechselstörung erhöht Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen um den Faktor 5 bis 20 - Vorsorge ermöglicht normale Lebenserwartung
  • Schon 8.100 Kinder auf Familiäre Hypercholesterinämie (FH) getestet, vererbtes Risiko bei fast einem von hundert Kindern festgestellt
  • Kostenloses Screening für Kinder zwischen 5 und 14 beim Kinderarzt mit einem Piks in den Finger; Gen-Untersuchung nur bei stark erhöhtem LDL-Cholesterin

München, 27. April 2022 - Das Deutsche Herzzentrum München (DHM) veröffentlicht neue und ermutigende Zwischenergebnisse aus der bayerischen Pilotstudie Vroni zur Vorsorge und Früherkennung der "Familiären Hypercholesterinämie" (FH). Die erbliche Stoffwechselkrankheit wurde bisher bei 76 von 8.100 getesteten Kindern festgestellt. Unbehandelt laufen sie Gefahr, als junge Erwachsene einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Die nun frühzeitig diagnostizierten jungen Patienten - und ihre ebenfalls betroffenen Elternteile oder Geschwister - können an einem speziellen Schulungs- und Behandlungsprogramm teilnehmen, das großes Leid verhindern kann.

Prof. Dr. med. Heribert Schunkert, Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums München und Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen, sagte dazu: "Wir sind sehr glücklich, dass wir mit der Vroni-Studie die erblich bedingte Cholesterinstoffwechselstörung FH wirksam identifizieren können. Bei fast 1 % der untersuchten Kinder in Bayern zeigte das Screeningprogramm angeborene Genmutationen, die mit einem hohen Risiko für Herzinfarkte schon in jungen Jahren einhergehen." Die Studienkoordinatorin Dr. med. Veronika Sanin ergänzt: "Die frühzeitige Diagnose ermöglicht eine präventive Behandlung. Mit einem personalisierten Therapie- und Schulungsprogramm[1] haben die Kinder eine normale Lebenserwartung, und auch ihren Familien bleibt viel Kummer erspart."

Da die Störung des Cholesterinstoffwechsels vererbbar ist, haben auch Blutsverwandte der betroffenen Kinder ein hohes Risiko, Träger des krankhaft veränderten Gens zu sein. "In jeder Familie eines mit FH diagnostizierten Kindes können wir statistisch gesehen drei weitere betroffene Angehörige ermitteln," erklärt Studienarzt Dr. med. Raphael Schmieder. Wenn im Rahmen der Vroni-Studie bei einem Kind eine Familiäre Hypercholesterinämie festgestellt wurde, können in einem angeschlossenen Kaskadenscreening weitere Familienmitglieder untersucht werden. "Vroni gibt uns die Chance, diesen Menschen rechtzeitig zu helfen - dafür sind unsere Patienten sehr dankbar."

Diese hohe Wertschätzung von Seiten der FH-Familien kennt auch Kinderkardiologe Dr. med. Georg Leipold aus Regensburg. In seiner Praxis sitzt er fast jede Woche jungen Halbwaisen gegenüber, bei denen ein Elternteil im mittleren Lebensalter am Herzinfarkt verstorben ist. "Dank Vroni höre ich nun Aussagen wie 'Endlich wissen wir, warum es in unserer Familie so viele Herzinfarkte gibt. Ich habe selbst schon drei Stents und bin sehr froh, dass meinen Kindern dieses Schicksal erspart bleibt.' Mit der gesicherten Diagnose FH können die Familien gemeinsam auf cholesterinarme Ernährung achten und Träger des FH-Gens medikamentös behandelt werden", so der Kinderarzt.

Dr. Leipold ist ein starker Verfechter der Vorsorge und Früherkennung, die im Rahmen der Vroni-Studie ermöglicht wird. Denn auch andere Auffälligkeiten im Fettstoffwechsel des Blutes können so aufgedeckt und behandelt werden. So wurde im Rahmen der Studie bei bisher insgesamt 621 Kindern erhöhte Werte des LDL-Cholesterins (über 130 mg/dl) gemessen, die gesundheitlich bedenklich sind. Bei einem Großteil der kleinen Patienten (545) haben diese jedoch keine mit dem jetzigen Stand der Wissenschaft erkennbaren genetischen Ursachen. Dennoch kann aufgrund der Untersuchungsergebnisse eine Beratung zu gesünderer Lebensweise oder medizinische Behandlung eingeleitet werden.

An der Vroni-Studie beteiligen sich derzeit 412 Kinder- und Jugendärzte aus ganz Bayern, was eine niederschwellige Teilnahme ermöglicht. Bei der einfachen und schnellen Untersuchung können 5 bis 14-Jährige mit einem Tropfen Blut aus der Fingerspitze kostenlos an der Studie teilnehmen. Eine genetische Untersuchung wird nur durchgeführt, wenn das LDL-Cholesterin stark erhöht ist. Ziel ist es, insgesamt 50.000 Kinder in Bayern zu testen. Die wissenschaftliche Leitung unter Federführung von Prof. Schunkert rechnet damit, ca. 250 Kinder mit einer FH-Genmutation und bis zu 750 betroffene Angehörige zu identifizieren.

Über Familiäre Hypercholesterinämie

Die FH ist eine angeborene Störung des Lipidstoffwechsels, die unbehandelt schon in jungen Jahren schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorrufen kann. Man geht in Deutschland von über 270.000 Trägern des Gendefektes aus, von denen nur weniger als 1 % diagnostiziert sind. Bei FH lagert sich bereits in jungen Jahren Cholesterin an den Wänden der Blutgefäße ab. Unerkannt und unbehandelt kann dies schon im frühen Erwachsenenalter zu Gefäßverschlüssen, Herzinfarkten und Schlaganfällen führen. Das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis ist um das 5- bis 20-fache erhöht, kann jedoch bei früher Diagnose und konsequenter Behandlung auf das Normalmaß gesenkt werden.

Über die Vroni-Studie

Die Vroni-Studie soll in Bayern ein flächendeckendes Screening bei Kindern im Alter von 5 bis 14 Jahren zur Frühdiagnose der FH implementieren und evaluieren. Sie wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) unterstützt. Bis zu 50.000 Schulkinder sollen getestet werden. Auf dieser Studienbasis soll künftig die Diagnostik und Therapiesituation für Betroffene aller Altersgruppen in ganz Deutschland verbessert werden. Die Teilnahme an dem bayernweiten Programm ist kostenlos und kann im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen U9 bis J1 (5 bis 14 Jahre), aber auch bei jedem anderen Besuch beim Kinder- und Jugendarzt erfolgen. Jede Familie, die ihre Kinder untersuchen lassen möchte, kann sich an ihren Kinder- und Jugendarzt wenden. Die Vroni-Studie wird vom Deutschen Herzzentrum München (DHM) geleitet, durch das StMGP im Rahmen des Projekts DigiMed Bayern gefördert und in Kooperation mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) LV Bayern durchgeführt.
Weitere Information unter www.myvroni.de.

Kontakt für Medien

MC Services AG
Julia von Hummel | Eva Bauer
Bavariaring 26 | 80336 München
Tel.: 089-21 02 28-0
E-Mail: vroni-studie@mc-services.eu

Studienleitung / Kontakt für Ärzte

Vroni-Studienbüro
c/o Deutsches Herzzentrum München
Prof. Dr. med. Heribert Schunkert
Dr. med. Veronika Sanin
Lazarettstraße 36 | 80636 München
Webseite: https://www.myvroni.de/
E-Mail: mail@myvroni.de

[1] Die erste psychoedukative Patientenschulung findet am 1.7.2022 unter Leitung von Prof. Dr. med. Volker Mall (kbo-Kinderzentrum München) in München statt. Kinder und Familien lernen hier im persönlichen Austausch mit Experten den richtigen Umgang mit der Erkrankung.


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