Deutschland: Produktion enttäuscht im Juli
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1. Die Produktion des produzierenden Gewerbes ist im Juli an den in sie gesetzten hohen Erwartungen gescheitert. Sie schrumpfte um 0,9 % mom (-16,9 % yoy).
2. Die hohen Erwartungen hatten sich aufgebaut, weil im Mai und Juni der Auftragseingang der deutschen Industrie sprunghaft nach oben geschnellt war, ohne dass sich das voll in der Produktionsstatistik widergespiegelt hätte. Ebenso hatten sich zuletzt die wichtigsten Frühindikatoren, das ifo Geschäftsklima und der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes, sehr dynamisch entwickelt. Das alles hatte die Konjunkturbeobachter dazu bewogen, Ende letzter Woche in der Mehrzahl einen Produktionsanstieg um 1,6 % oder mehr zu prognostizieren (Bloomberg-Median: +1,6 % mom). Unsere eigene Prognose lag noch deutlich höher. Doch schon gestern waren die Details zu den Auftragseingängen im Juli schwach – allein ein außerordentlicher Großauftrag der Bundeswehr war für den erneuten Anstieg der Neubestellungen verantwortlich. Auch die Industrieumsätze, die im Juli um real 1,0 % sanken, hatten gestern schon vermuten lassen, dass die heutigen Zahlen enttäuschen könnten. Und so kam es dann auch.
3. Gründe für diese schwache Entwicklung zu finden, fällt schwer. Das die Daten veröffentlichende Bundeswirtschaftsministerium nannte einen außergewöhnlich starken Ferientageeffekt. Dieser habe die Produktion nach unten verzerrt. Dies kann aber nur als Teilerklärung dienen. Denn ein Blick in die Details der Statistik zeigt, dass es durchaus Industriezweige gab, die ein Outputplus im Vergleich zum Vormonat verzeichneten: Die Herstellung von Nahrungsmitteln, von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen und der Bereich der Metallerzeugung konnten beispielsweise im Juli bei ihrer Ausbringung jeweils zulegen. Hingegen ging es im Maschinenbau (-4,0 % mom) und bei der KfZ-Herstellung (-4,7 % mom) im Berichtsmonat deutlich bergab. Diese beiden Branchen machen aber immerhin rund ein Viertel der Gesamtproduktion des produzierenden Gewerbes aus.
4. Betrachtet man die einzelnen Sparten der Produktion, so wird deutlich, dass sich die Industrieproduktion (ohne Bau und Energie) noch relativ gut hielt. Sie gab nur um 0,5 % mom nach. Die Bauproduktion hingegen sank um 2,3 % mom, die Energieerzeugung um sogar 3,9 % mom. Innerhalb der Industrie kam die Schwäche – der Einbruch im Maschinenbau und im KfZ-Bereich legen das nahe – von den Investitionsgüterherstellern (-3,2 % mom). Die Konsumgüterproduktion stagnierte und – das ist der Lichtblick an den heutigen Daten – die Vorleistungsgütererzeugung nahm erneut spürbar zu, im Juli um 1,8 %.
5. Die heutigen Daten mahnen vor übertriebener Konjunktureuphorie. Sie weisen auf die Fragilität der derzeitigen Erholung hin. Vor allem der bereits im Juli einsetzende Schwächeanfall der Kfz-Hersteller stimmt nachdenklich, ist doch das Kontingent für die Abwrackprämie erst Anfang September ausgelaufen (und nicht schon im Juli). Aber für das laufende Quartal ergibt sich, unterstellt man für August und September das gleiche Outputniveau wie im Juli, schon bisher – trotz der heutigen Enttäuschung – immerhin ein Produktionsplus in Höhe von 1,1 % qoq. Und wahrscheinlich wird die Produktion in den Folgemonaten wieder steigen. Die Zahlen im Juli lassen nämlich auch darauf hoffen, dass im August nun der erwartete Outputschub eingesetzt hat. Denn darauf deuten nicht nur die Frühindikatoren (ifo Geschäftsklima, Einkaufsmanagerindex) hin, das zeigt auch die kräftig ansteigende Vorleistungsgüterproduktion. Schließlich fällt im August der negative Ferientageeffekt weg, wenn er sich nicht sogar in sein Gegenteil verkehrt.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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