Kommentar
15:16 Uhr, 12.03.2009

Deutschland: Produktion - Absturz in unbekanntes Terrain

1. Der Fall des deutschen produzierenden Gewerbes ist beispiellos. Nach einem Rückgang der Produktion im Dezember 2008 um 3,9 % mom ging die Produktion im Januar um 7,5 % zurück (Bloomberg- Median: -3,0 % mom, DekaBank: -4,0 % mom). Das Vorjahresniveau wird nun kalender- und saisonbereinigt um 19,2 % unterschritten.

2. Allein die Erzeugung von Energie nahm – witterungsbedingt – um 3,2 % mom zu. Die Bauproduktion stürzte aufgrund des vergleichsweise strengen Winters um 7,8 % mom ab. Auch wenn hier möglicherweise technische Effekte der Saisonbereinigung eine Rolle gespielt haben, bleibt das Ergebnis unterm Strich sehr schwach. Die Industrieproduktion schließlich folgte im Januar mit Riesenschritten der schwachen Auftragslage und schrumpfte um 8,4 % mom. Die verlängerten Werksferien in zahlreichen Unternehmen machten sich hier bemerkbar.

3. Der globale Kollaps trifft die deutsche Industrie über die Exportflanke. Entsprechend rapide ging es mit der Vorleistungs- und Investitionsgüterproduktion bergab (-8,1 % mom bzw. -12,3 % mom). Bei letzteren spielt auch eine Rolle, dass in Deutschland aufgrund der hohen Unterauslastung der Produktionskapazitäten und der kaum vorhandenen Absatzperspektiven die Investitionen massiv zurückgeschraubt werden. Der aktuell noch vergleichsweise robuste Konsum spiegelt sich in der Konsumgüterproduktion wider, die nur um 0,4 % mom nachgab.

4. Im Winter 2008/09 haben wir unbekanntes Land – terra incognita – betreten. Einen derartigen Absturz gab es in der bundesdeutschen Geschichte noch nicht. Dessen Ausmaß wird deutlich, wenn man die Produktionsniveaus betrachtet.

5. Unterstellt man nun – hypothetisch – Stagnation für Februar und März, so beträgt das Quartalsminus sage und schreibe 11,2% qoq. Das bislang schlechteste Quartal war das letzte mit einer Schrumpfung von „nur“ 6,6 % qoq. In der unten stehenden Tabelle haben wir die Ergebnisse dieser Woche und ihre Bedeutung für das laufende Quartal zusammengefasst.

6. Auch wenn es nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein mag und für das erste Quartal wohl nur Kosmetik bedeutet: Die Februarproduktion könnte als Reaktion auf das Ende der Produktionsdrosselungen im Rahmen der verlängerten Weihnachtsferien positiv überraschen. Doch selbst dann zeichnet sich ab, dass das erste Quartal wohl einen noch größeren Rückgang des Bruttoinlandsprodukts bringen wird als das Schlussquartal 2008. Das wird in den kommenden Tagen und Wochen Eingang in die Prognosen finden. Unsere bisherige Prognose einer Kontraktion der Wirtschaftsleistung im Jahr 2009 um 3,8% lässt sich nicht aufrechterhalten. Schrumpfungsraten von mindestens 4½ % sind nun denkbar. Zum jetzigen Zeitpunkt kann dies aber nicht mehr als ein Zwischenbericht sein, der zudem nur auf der veränderten Einschätzung des ersten Quartals beruht. Hilfestellung für den weiteren Prognoseverlauf versprechen wir uns von den ifo Geschäftserwartungen, die am 25. März veröffentlicht werden.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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