Kommentar
17:18 Uhr, 18.12.2008

Deutschland: ifo Geschäftsklima – Spiegelbild einer tiefen Rezession

1. Die Stimmung der deutschen Unternehmen befindet sich weiter im Sinkflug. Das ifo Geschäftsklima sank im Dezember von 85,8 auf 82,6 Punkte (Bloomberg-Median: 84,0 Punkte, DekaBank: 83,2 Punkte). Weiterhin gehen die Erwartungen der Unternehmen und auch deren Beurteilung der aktuellen Lage zurück, doch während die Erwartungen inzwischen langsamer sinken (von 77,6 auf 76,8 Punkte) befindet sich die Lagebeurteilung inzwischen im freien Fall (von 94,9 auf 88,8 Punkte). Noch nie stand der Zeiger der gesamtdeutschen ifo-Uhr so tief im Rezessionsbereich wie im Dezember 2009.

2. Die Geschäftserwartungen eilen weiterhin von einem gesamtdeutschen Allzeittief zum nächsten, doch das Tempo des Rückgangs wird geringer. Übersetzt bedeutet dies: Obwohl die Zukunftserwartungen der Unternehmen ohnehin schon rabenschwarz sind, können sie es sich vorstellen, dass es noch etwas schlechter kommt. Sie werden darauf mit Investitionsdrosselungen und Beschäftigungsabbau reagieren. Obwohl wir schon ausgesprochen pessimistisch mit Blick auf die Investitionstätigkeit sind (-13% im Jahre 2009) eröffnen die ifo Geschäftserwartungen noch Spielraum nach unten.

3. Auf den Kollaps der Geschäftserwartungen seit Mitte 2008 folgt nun der Kollaps der Lagebeurteilung. Dass ausgerechnet der Dezember den stärksten Rückgang der Lagebeurteilung seit 1970 gebracht hat ist, kein Zufall. Im Dezember ist die Wirtschaftskrise in Form von massiven Produktionsdrosselungen erstmals mit voller Härte in der Industrie angekommen. Und der Dezember dürfte erst der Auftakt noch nicht der Tiefpunkt dieser (Produktions-)Entwicklung gewesen sein.

Prognoserevision

4. Wie mit der Veröffentlichung der deutschen Auftragseingänge Anfang Dezember angekündigt, revidieren wir unsere Konjunkturprognose – nun in Kenntnis der Produktion, Exporte und weiterer Stimmungsindikatoren – nach unten. Statt einer Schrumpfung um 1,3% im Jahr 2009 rechnen wir nun mit dem stärksten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in der bundesdeutschen Geschichte um 2,2%.

5. Die Rezession in den Industriestaaten und die Abschwächung in den Schwellenländern lässt derzeit die globale Nachfrage regelrecht kollabieren. Allein für das vierte Quartal 2008 deutet sich eine Schrumpfung der Bestellungen aus dem Ausland um mehr als 12% qoq an. Von Auftragsstornierungen, die in keiner Statistik abgebildet werden, ganz zu schweigen. Bislang kommen von den globalen Frühindikatoren keine Signale eines Endes des Kollapses der weltwirtschaftlichen Nachfrage. Somit deutet sich die größte Exportkrise seit Bestehen der Bundesrepublik an. Wir erwarten eine noch nie da gewesene Schrumpfung der Exporte um rund 8%.

6. Über dem Umweg der Außenwirtschaft schleichen sich die globalen Krisen auf den Finanz- und Immobilienmärkten in die deutsche Wirtschaft ein. In Anbetracht der düsteren Absatzperspektiven drücken die Unternehmen kräftig auf die Investitionsbremse. Mit einem Rückgang um über 13% im Jahre 2009 wird das zweitschlechteste Ergebnis seit 1960 erzielt. Damit trübt sich auch der Ausblick für den Arbeitsmarkt ein. Die Erwerbstätigkeit wird stärker als bislang prognostiziert fallen und den privaten Konsum tiefer in die Krise ziehen (-0,4%). Gleichwohl bleibt er noch die stabilste Größe in der Rezession.

7. Selbst von dieser negativen Prognose gibt es noch Abwärtsrisiken, die unter anderem von Frühindikatoren immer noch angedeutet werden. Chancen nach oben resultieren insbesondere aus einem beherzten Eingreifen der Wirtschaftspolitik.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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