Kommentar
12:51 Uhr, 24.01.2008

Deutschland: ifo Geschäftsklima – mit eingeschränkter Aussagekraft

1. In turbulenten Zeiten überraschte das ifo Geschäftsklima im Januar positiv und stieg um 0,4
Punkte auf 103,4 Punkte an (Bloomberg-Median: 102,3 Punkte, DekaBank: 102,1 Punkte). Dahinter verbirgt
sich ein unwesentlicher Rückgang der Lagebeurteilung um 0,2 Punkte auf 107,9 Punkte und – man höre und
staune – ein Anstieg der Geschäftserwartungen um 0,8 Punkte auf 99,0 Punkte.

2. So erfreulich diese Nachricht in dieser krisengeschüttelten Woche ist, sie sollte nicht überstrapaziert werden.
Angesichts der weltweiten Einbrüche an den Aktienmärkten, die überwiegend nicht in den
Befragungszeitraum des ifo Geschäftsklimas gefallen sind, ist die Aussagekraft des ifo Geschäftsklimas
nämlich eingeschränkt: Rund 75% der Antworten fielen in den Zeitraum davor. Die Schwäche an
den Aktienmärkten hat stärker noch als die Rezessionsprognosen der Investmentbank Goldman Sachs, als die
Reden von Bernanke oder die schwachen US-Konjunkturindikatoren den Unternehmen vor Augen geführt wie
fragil die US-Konjunktur ist. Die globale Aktienmarktschwäche hat auch gezeigt, dass es zu Ansteckungseffekten
kommen kann, zumindest auf den Finanzmärkten. All dies lässt die Unternehmen mit einer größeren Vorsicht
nach vorne blicken. Kommt es zu keiner ausgesprochenen Gegenbewegung am Aktienmarkt, so sollte die Februarumfrage einen spürbaren Rückgang der ifo Geschäftserwartungen von einem über- auf ein unterdurchschnittliches Niveau bringen.

3. Positive Impulse kamen vor allem von der Bauwirtschaft, deren Geschäftsklima zulegte. Das liegt zum
einen an der für einen Januar wieder einmal ungewöhnlich milden Witterung, zum anderen aber
auch an hervorragenden Auftragseingängen: Bis November lagen diese um 10,2 % über dem Vorquartalsniveau
(Stagnation im Dezember unterstellt). Sie kamen überwiegend aus dem Tiefbau, also von der öffentlichen
Hand, während die Auftragseingänge im Wohnungsbau zurückgingen. Auch das verarbeitende Gewerbe
zeigt sich zuversichtlicher. Allerdings könnten sich in den Details unangenehme Nachrichten
verbergen: Man sollte sich nach der Veröffentlichung der Details (29.1.) sehr genau die Auftragsbestände
und die Fertigwarenlagerbestände anschauen. Sollten die ersten gesunken und die zweiten gestiegen sein, so
würde dies auf ein geringeres Sicherheitspolster und eine unerwartet geringere Nachfrage hindeuten (vergleiche
auch die Schnellschätzungen für den Euroland-Einkaufsmanagerindex). Eindeutig negativ ist die Entwicklung
im Einzelhandel zu beurteilen. Dort setzte sich der Rückgang des Geschäftsklimas fort und deutet
auf einen schlechten Start ins Jahr hin.

4. Alles in allem schwanken die Unternehmen derzeit immer noch in ihrer Einschätzung der gegenwärtigen
Entwicklung zwischen Rezession und Überhitzung. So äußerten im vierten Quartal 2007 von
PWC befragte Firmenchefs sich zwar verstärkt besorgt über eine rezessive Entwicklung, doch in gleichem Maße
auch über das Problem, keine ausreichend qualifizierten Arbeitskräfte zu bekommen. Das zeigt deutlich,
dass das Stimmungspendel immer noch nicht eindeutig in eine Richtung ausgeschlagen hat.

Quelle: Deka Bank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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