Kommentar
12:42 Uhr, 23.06.2008

Deutschland: ifo Geschäftsklima – kein Sommermärchen

Es ist Zahltag: Nach dem unerwarteten Anstieg des ifo Geschäftsklimas im Mai kam es nun zu einem sehr deutlichen Rückgang um 2,2 auf 101,3 Punkte (Bloomberg-Median: 102,5 Punkte, DekaBank: 102,3 Punkte). Der Rückgang der Stimmung war im exportorientierten verarbeitenden Gewerbe besonders ausgeprägt, doch auch die Dienstleister sowie der Einzel- und Großhandel zeigten sich skeptischer. Allein die Bauwirtschaft blickt etwas zuversichtlicher nach vorne. Die Lagebeurteilung der gewerblichen Wirtschaft (insgesamt) hat sich zwar spürbar eingetrübt, bleibt aber mit 108,3 Punkten überdurchschnittlich. Dagegen sind die Geschäftserwartungen mit einem Stand von 94,7 Punkten das erste Mal seit Juni 2005 wieder unterdurchschnittlich.

Die Exportaussichten der deutschen Unternehmen trüben sich ein, und das lastet mehr und mehr auf der Stimmung. Die Konjunktur der deutschen Handelspartner wird immer schwächer, weshalb auch die Nachfrage aus diesen Ländern schwächer wird. Dabei stehen weniger die USA im Vordergrund, als vielmehr die Märkte vor der Haustüre: nämlich diejenigen Europas. Dort knirscht es im Gebälk: Die heute veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und für die Dienstleister in Euroland befinden sich im Kontraktionsbereich. Am deutlichsten wird die Abkühlung bei den Handelspartnern beim Blick auf das Handelspartnergeschäftsklima, das wir aus den Stimmungsindikatoren der 30 wichtigsten Abnehmerländer handelsgewichtet errechnet haben. Dieses stürzt geradezu ab.

Auch der Euro belastet zwar nicht die Exporte, aber die Gewinne. Seit nunmehr neun Monaten steht er über der Marke von 1,40 USD/EUR, seit vier Monaten sogar über 1,50 USD/EUR. Die Unternehmen kompensieren dies durch eine Verringerung ihrer Margen und verdienen somit weniger im Exportgeschäft. Diesen geringeren Erträgen stehen aber höhere Kosten durch die hohen Energiepreise gegenüber - eine fatale Situation.

Die außenwirtschaftliche Flanke wankt also, und binnenwirtschaftlich kann man dem nichts entgegensetzen. Die hohe Inflation schmilzt das hohe nominal Einkommenswachstum real fast bis zur Unkenntlichkeit ab. Die privaten Haushalte können sich daher keine starke Konsumausweitung leisten.

Schlimmer noch: Gefühlt beträgt die Inflationsrate ein Vielfaches der amtlich gemessenen. Das dämpft die Konsumlaune. Interessanterweise sind es aber nicht nur die inflationsaversen Deutschen, die unter der hohen gefühlten Inflation ächzen, es sind genauso unsere europäischen Nachbarn. Somit erwächst sich aus der hohen Inflation auch ein europaweites Gefahrenpotenzial für die Konjunktur.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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