Deutschland: ifo Geschäftserwartungen – Entschleunigung des wirtschaftlichen Rückgangs
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Die Stimmung der Unternehmen hat sich im April – gemessen am ifo Geschäftsklima – verbessert: Sie stieg um 1,5 auf 83,7 Punkte an (Bloomberg-Median: 82,3 Punkte; DekaBank: 82,5 Punkte). Die Geschäftserwartungen verbesserten sich im langfristigen Vergleich überdurchschnittlich stark auf 83,9 Punkte und sind damit erstmals seit Februar 2006 wieder besser als die Lagebeurteilung. Diese hat sich ebenfalls – überraschend – um 0,9 auf 83,6 Punkte verbessert. Der Zeiger der ifo-Uhr bewegt sich damit erstmals deutlicher in Richtung des Aufschwungsbereichs, wenngleich der Weg bis dorthin noch lang ist.
2. Die Zuversicht der Unternehmen speist sich aus mehreren Quellen. Zum einen setzen die Unternehmen darauf, dass die rund um den Globus geschnürten Konjunkturpakete Wirkung entfalten. So haben sich die Stimmungsindikatoren in vielen anderen Ländern verbessert: So in den USA, Frankreich oder Belgien. Das lässt die Unternehmen auf ein Ende des Sturzfluges der Exporte hoffen. In den kommenden Monaten könnten diese in einen moderaten Sinkflug übergehen und im zweiten Halbjahr sogar wieder leicht an Höhe gewinnen. Zum anderen stellen die gesunkenen Rohstoffpreise ebenfalls ein kleines Konjunkturprogramm dar, das auf Unternehmensseite Kosten senkt und auf der Nachfragerseite Kaufkraft schafft. Allein in Deutschland dürfte der Stimulus der gesunkenen Ölpreise rund 0,5 Prozentpunkte der Wirtschaftsleistung betragen.
3. Nach vier Anstiegen in Folge hat sich bei den Geschäftserwartungen ein klarer Aufwärtstrend herausgebildet. Die aktuelle Verbesserung ist verglichen mit früheren Aufwärtsbewegungen ungewöhnlich stark (Schaubild unten links). Gleichwohl muss man berücksichtigen, dass die Geschäftserwartungen weiterhin auf einem Niveau sind, das das Attribut „grottenschlecht“ verdient. Mit Blick auf unternehmerische Entscheidungen bedeutet dies, dass sich bislang lediglich der Investitionsrückgang entschleunigt hat. Bis Investitionen wieder aufgestockt werden, werden wohl noch einige Quartale vergehen (Schaubild unten rechts).
4. Die Lagebeurteilung hat sich im April ebenfalls verbessert. Noch ist nicht klar, ob es sich auch hier um einen Umkehrpunkt handelt, doch die Verbesserung der Geschäftserwartungen lässt genauso wie die der Einkaufsmanagerindizes auf weitere Verbesserungen hoffen.
5. Die Entspannung in den Frühindikatoren ist eine wichtige Botschaft, eine schnelle Rückkehr zur alten Tagesordnung signalisiert sie aber nicht. Nach der Krise des Winterhalbjahrs mit einem Kollaps der Wirtschaftsleistung erwarten wir in den kommenden Quartalen eine Schwächephase. Im Schnitt wird das Wachstum weiterhin negativ sein, wenngleich nur leicht. Einen erholungsartigen Zustand wird man vermutlich erst im zweiten Halbjahr 2010 erreichen. Und selbst dieser wird eher gedämpft sein, denn die Aufräumarbeiten an den Finanz- und Immobilienmärkten, und die dann notwendige Konsolidierung der Staatshaushalte sowie das Abschöpfen der hohen globalen Liquidität kosten Wachstum.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.