Deutschland/Europa: Weiteres Aufwärtspotenzial
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Die europäischen Aktienmärkte präsentierten sich im August in volatiler Verfassung, wobei es im Monatsvergleich teilweise nur zu sehr geringfügigen Kursveränderungen kam. So notierte beispielsweise der DAX, welcher sich kurzfristig oberhalb der 3.500er Linie bewegte, zuletzt bei rund 3.485 Punkten und damit nahezu auf dem Juli-Endstand (-0,1%). Auch der britische FTSE 100 zeigte mit +0,1 Prozent per saldo nahezu keine Veränderung, während der französische CAC 40 mit einem Plus von über drei Prozent eine vergleichsweise deutliche Abweichung auswies. Anders verlief die Entwicklung im Hochtechnologiebereich, der mit Blick auf eine erwartete Konjunkturerholung kräftige Kurssteigerungen auswies. Dies spiegelte sich deutlich in den technologieorientierten Indizes wie etwa dem TecDAX wider, der im Berichtsmonat einen Zuwachs von knapp 14 Prozent verbuchte.
Neben den US-Vorgaben waren es vor allem die zur Veröffentlichung anstehenden Quartalsergebnisse der Unternehmen, welche - wie im Vormonat - das Marktgeschehen im August bestimmten. Positive und negative Nachrichten hielten sich hier in etwa die Waage. So konnte beispielsweise Deutsche Telekom mit dem Ausweis eines Quartalsgewinns überraschen. Insbesondere durch Beteiligungsverkäufe und einem verbesserten Geschäftsverlauf bei der Tochter T-Mobile gelang es dem Unternehmen, die Schulden auf 53 Mrd. Euro zurückzuführen. Damit waren bereits jetzt die vorgegebenen Jahresziele erreicht. Nach vier Quartalsverlusten kehrte auch Allianz wieder in die Gewinnzone zurück. Hier wirkte sich insbesondere das verbesserte Versicherungsgeschäft sowie eine deutlich niedrigere Risikovorsorge im Bankenbereich aus. Innerhalb des Finanzsektors konnten zudem Commerzbank, HSBC und Crédit Suisse mit positiven Unternehmenszahlen aufwarten und bei den High-Techs überraschte der Internetanbieter T-Online mit einem kräftig gestiegenen Quartalsergebnis. Ebenfalls erfreuliche Zahlen präsentierte die irische Billigfluglinie Ryanair, welche trotz sinkender Flugpreise Ertragssteigerungen erzielte. Auf der Verliererseite stand neben ThyssenKrupp, die für das abgelaufene Quartal einen kräftigen Ergebnisrückgang veröffentlichte, auch Münchener Rück. Das Versicherungsinstitut musste für das abgelaufene Quartal einen Verlust ausweisen und gleichzeitig eine Rückstufung des S&P-Ratings hinnehmen. Für den deutschen Aktienmarkt spielten noch die für den 22. September geplanten Veränderungen in der Zusammensetzung des DAX eine Rolle. So wurde für den Heidelberger Finanzdienstleister MLP ein Wechsel aus dem DAX in den MDAX beschlossen, während der Automobilzulieferer Continental in den Blue-Chip-Index aufgenommen wird. Damit gelang es Continental als erstem Unternehmen, nach einem früheren Abstieg wieder in die oberste deutsche Börsenliga zurückzukehren.
Von konjunktureller Seite blieben die Signale zwar insgesamt gedämpft, doch gaben vereinzelt positive Meldungen sowie der gegenüber dem US-Dollar schwächer tendierende Euro, welcher den Exportsektor stützte, den Märkten letztendlich Zuversicht. Zu den ermutigenden Wirtschaftsnachrichten gehörte etwa der Anstieg im Ifo-Geschäftsklimaindex, welcher im August zum vierten Mal in Folge zulegte. Auch der Zuwachs im ZEW-Index, der die Konjunkturerwartungen von rund 300 Finanzanalysten widerspiegelt, fiel besser aus als erwartet. Der ZEW-Index liegt nun nach acht hintereinander folgenden Anstiegen über seinem langfristigen Durchschnitt von 43 Punkten. Allerdings konnten diese positiven Meldungen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die fundamentale Situation in Euroland bei weitem noch nicht gefestigt ist. So musste etwa Frankreich für das zweite Quartal ein negatives Wachstum von 0,3 Prozent bekanntgeben und auch Deutschland machte mit einem BIP-Rückgang von 0,1 Prozent keine gute Figur. Nach einer Wachstumsabschwächung von 0,2 Prozent im ersten Quartal befindet sich das Land in einer technischen Rezession.
Weiteres Aufwärtspotenzial im späteren Jahresverlauf: Ähnlich wie in den USA stehen wir der weiteren Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten durchaus konstruktiv gegenüber, wobei wir allerdings auch diesseits des Atlantiks technisch bedingte Korrekturgefahren derzeit nicht ausschließen würden. Gerade mit Blick auf den DAX, welcher sich in den letzten Monaten an die Spitze der Erholungsbewegung setzte, könnte Rückschlagpotenzial gegeben sein. Darüber hinaus jedoch scheint der Weg für weitere Aufwärtsbewegungen frei. Vor allem die in den USA zunehmenden Konjunkturhoffnungen, welche mittlerweile durch eine Reihe positiver Wirtschaftsdaten gestützt werden, dürften auch die europäischen Börsen stimulieren. Mit fundamentalen Besserungstendenzen in den USA steigen in Europa die Chancen für einen konjunkturellen Aufschwung. Darüber hinaus mehren sich hier mittlerweile ebenfalls die Anzeichen, dass die wirtschaftliche Talsohle, wenn auch langsam, durchschritten wird. In Deutschland sorgen zudem die intensiver werdenden Debatten um Strukturreformen am Arbeitsmarkt und in den Sozialversicherungen sowie ein Vorziehen der Steuerreform für eine freundlichere Stimmung. Alles in allem zwar noch kein sehr ermutigendes Bild, doch nehmen die Märkte bereits frühzeitig erwartete Erholungen vorweg, sodass schon erste Anzeichen einer Wirtschaftsbelebung oder auch Erwartungen hinsichtlich eines kommenden Konjunkturaufschwungs für gewöhnlich honoriert werden. Aufgrund von Bewertungsaspekten rangieren deutsche Aktien innerhalb des Euro-Verbundes in unserem Hause an erster Stelle. Darüber hinaus sehen wir aus diesen Gründen auch eine relative Stärke der europäischen gegenüber den US-Aktienbörsen.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Juni 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 3,9 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.