Deutschland: Enttäuschende Auftragseingänge
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1. Die deutschen Auftragseingänge in der Industrie sanken im Januar unerwartet stark um 2,0 % mom. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten mit einem Anstieg um 0,2 % mom gerechnet, wir prognostizierten sogar ein Plus von 0,6 % mom. Das Vorjahresniveau wird nun kalender- und saisonbereinigt nur noch um 1,6 % übertroffen.
2. Sowohl aus dem Inland (-1,2 % mom) als auch aus dem Ausland kamen weniger Neuaufträge (-2,8 % mom). Der kräftige Rückgang der Auslandsaufträge - in allen Hauptbereichen - ist aber zu einem guten Teil ein Rückprall auf den kräftigen Vormonat (4,6 % mom). Man kann zwar nicht ausschließen, dass der starke Euro auch seinen Teil dazu beigetragen hat, doch wenn, dann derzeit eher in geringerem Umfang. Die weltwirtschaftlichen Impulse schieben nämlich noch, und ein guter Teil der Exporte sollte durch Wechselkurssicherungsgeschäfte abgesichert sein. Die Eintrübung der Exporterwartungen, die wir seit einiger Zeit sehen, deutet aber darauf hin, dass mit einer Abschwächung der Exportentwicklung zu rechnen ist.
3. Unerfreulich ist der zweite starke Rückgang in Folge bei den Inlandsaufträgen für Investitionsgüter. Dieser Teilindikator gibt zuverlässig Auskunft über die Investitionstätigkeit (Ausrüstungen) in Deutschland und mahnt zur Vorsicht: Zwar werden zunehmen veraltete Maschinen durch neue ersetzt, doch an eine Erweiterung ihrer Produktionskapazitäten denken vorerst wohl wenige Unternehmen, denn Kapazitätsreserven sind noch vorhanden, und die Absatzperspektiven sind angesichts der Wechselkursentwicklung und der verhaltenen Konsumtätigkeit noch ungewiss.
4. Ebenfalls negativ zu werten ist der starke Rückgang bei den Produzenten von Konsumgütern (-6,6 % mom aus dem Inland). Dies wirkt angesichts der guten Einzelhandelsumsätze irritierend, das Rätsel lässt sich aber schnell auflösen. In den vorangegangenen Monaten gab es eine regere Auftragsvergabe aus dem Inland und ein entsprechende Produktionstätigkeit, und das, ohne dass sich dies in einer verstärkten Konsumtätigkeit gezeigt hat. Offensichtlich wurde viel auf Halde produziert, worauf auch der starke Wachstumsbeitrag der Lagerinvestitionen zum Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2003 einen Hinweis gibt.
5. Einzig die Zunahme der Auftragseingänge aus dem Inland bei den Produzenten von Vorleistungsgütern (1,1 % mom) ist ein Lichtblick, denn diese signalisiert in ihrer Eigenschaft als vorlaufender Indikator, dass die Produktion in Deutschland weiter ausgedehnt werden könnte. Dafür sprechen auch die in sieben Monaten ansteigender Auftragseingänge gewachsenen Auftragsbestände, die die Produktionstätigkeit in den kommenden Monaten absichern.
6. Der Ausblick ist aber bestenfalls gemischt, denn die Frühindikatoren für die Auftragsentwicklung zeigen erste Anzeichen von Schwäche, auch wenn uns die kommenden Monate noch das eine oder andere Plus in der Auftragseingangsstatistik bescheren werden. Wir erwarten in der zweiten Jahreshälfte eine Abkühlung der konjunkturellen Entwicklung, nicht zuletzt aufgrund des weiterhin starken Euro. Dies führt die deutsche Volkswirtschaft zwar nicht zurück in die Rezession, das schwächere Wachstum ist aber nicht stark genug, um all die Menschen, die in den vergangen drei Jahren ihre Arbeitsstelle verloren haben, wieder in den Arbeitsprozess einzugliedern.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 131 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands.
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