Kommentar
16:56 Uhr, 01.03.2004

Deutscher Markt weist relative Schwäche auf

In der abgelaufenen Börsenwoche zeigten die europäischen Aktienmärkte - nach einer freundlichen Vorwoche - mit im Durchschnitt leicht rückläufigen Indizes leichte Konsolidierungsansätze (STOXX -0,3%). Während an der Wall Street die Aktienkurse per Saldo seitwärts gerichtet waren (lediglich die Nasdaq verlor mit -0,4% etwas deutlicher an Boden), setzte sich in Japan (Nikkei +1,7%) der Kursanstieg der Vorwoche verstärkt fort.

In den USA tendierte der Aktienmarkt während der gesamten Woche in einer geringen Handelsspanne nahezu unverändert. Unter den Konjunkturindikatoren enttäuschte lediglich das Konsumentenvertrauen des Conference Boards, das im Februar auf 87,3 nach zuvor 96,4 kräftig zurückgegangen ist. Allerdings war zu erwarten, dass die hohen Niveaus der Frühindikatoren nur schwer zu verteidigen sein würden. Im Gegensatz dazu fiel der Rückgang beim Chicagoer Einkaufsmanagerindex im Februar glimpflicher aus, während das Konsumentenvertrauen der Universität Michigan sogar leicht zulegen konnte. Bei den Auftrageingängen langlebiger Wirtschaftsgüter mit einem überraschenden Rückgang im Januar um 1,8% gegenüber dem Vormonat ist nach wie vor die Diskrepanz zwischen den auf hohem Niveau tendierenden Frühindikatoren und den "harten" Fakten wie z. B. den Industrieproduktionszahlen der Vorwoche erkennbar. Für die leicht positive Revision des Bruttoinlandproduktes für das letzte Quartal war vor allem auch das freundliche Investitionsklima verantwortlich. Vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses hat der FED-Chef Alan Greenspan erneut die hohen Budgetdefizite angemahnt.

Auf der Unternehmensseite hat sich das US-Justizministerium gegen eine Übernahme von Peoplesoft durch Oracle ausgesprochen. Die feindliche Übernahme würde den Wettbewerb am Markt für betriebswirtschaftliche Software beeinträchtigen, wenn einer der großen Akteure vom Markt verschwinden würde. Oracle will die Klage jedoch anfechten.

In Europa zeigte die Indexentwicklung am deutschen Aktienmarkt mit -1,4% erneut relative Schwäche. Auch die Niederlande und die Schweiz verzeichneten merkliche Kursabschläge. Dagegen wiesen Spanien und Italien schwache Indexavancen vor.

Gegen den Trend verbuchten Ölaktien erneut kräftige Kursaufschläge (+2,3%). Der Ölpreis Brent Blend legte mehr als zwei US-Dollar je Fass zu, nachdem die Lagerhaltungszahlen in den USA einen kräftigen Rückgang der Heizölläger anzeigten. Allerdings verlagert sich der Fokus der Ölanalysten jetzt im Hinblick auf die bevorstehende Sommersaison auf die Lagerhaltungsdaten bei Treibstoffen. "Dort ist ein Lageraufbau im Hinblick auf die bald zu erwartende Nachfragebelebung bislang noch nicht zu erkennen", sagt ADIG-Fondsmanager Carsten Roemheld. "Angesichts langjährig niedriger Rohölläger sind akute Ressourcenprobleme in den nächsten Monaten nicht ausgeschlossen", so der Rohstoff-Experte. JPMorgan hat in der letzten Woche im Hinblick auf zu erwartende, positive Gewinnüberraschungen den Ölsektor von bisher Untergewichten auf Übergewichten hochgestuft. Royal Durch sowie Total waren hier in der letzten Woche Topperformer. Auch Versorgungsaktien zeigten mit einem Kursanstieg von fast 2% eine überdurchschnittliche Entwicklung. Im Zuge des stabileren US-Dollars waren auch Aktien export- und international orientierter Unternehmen stärker gefragt. Dagegen waren Versicherungs- und Telekommunikationsaktien klar auf der Verliererseite (-2,3 bzw. -1,7%).

Die Konjunkturdaten waren für Euroland insgesamt erneut eher enttäuschend. Der Ifo - Indikator war erstmals seit neun Monaten rückläufig, wobei aber der Teilindikator Lagebeurteilung einen Anstieg verzeichnete. Dagegen ist der GFK-Konsumklimaindikator für März angestiegen. Auch der belgische Indikator, der für Kerneuropa als Schlüssel-Frühindikator für die Konjunkturentwicklung eingestuft wird, ist nach zuvor siebenmonatigem Anstieg erstmals gefallen. Dagegen sind der Anstieg der Konsumausgaben sowie des Geschäftsklimas in Frankreich positiv zu werten. Italien bleibt jedoch mit schwächerem Geschäftsklima und Verbrauchervertrauen das konjunkturelle Schlusslicht in Kerneuropa. Bei rückläufigem Geschäftsvertrauen hat sich in den Niederlanden immerhin das Verbrauchervertrauen merklich verbessern können.

In Japan gaben die überwiegend günstiger als erwarteten Konjunkturdaten dem Aktienmarkt kräftigen Auftrieb. Besonders beachtet wurden die im Januar kräftig ansteigende Industrieproduktion sowie die im Februar auf nationaler Ebene ggü. Vormonat erneut unveränderten und im Großraum Tokyo sogar anziehenden (+0,3%) Konsumentenpreise. Aufsehen erregte auch die angekündigte Fusion zwischen den beiden japanischen Pharmariesen Yamanouchi und Fujisawa Pharma. Im Rahmen der jährlichen Umfrage der führenden Finanzzeitung Nihon Keizai Shimbun wurde Honda erneut - zum zweiten Mal in Folge - zur besten Gesellschaft der im Nikkei 225 präsenten Unternehmen gekürt.

Ausblick:

In den USA dürfte das Hauptaugenmerk auf den Arbeitsmarkt am Freitag gelegt werden, nachdem beim Chicagoer Einkaufsmanagerindex von vergangener Woche die Beschäftigungskomponente auf ein 69-Monatshoch angestiegen ist. "Insgesamt wird bei den im Februar neu geschaffenen Stellen mit einem Wert deutlich über 100.000 gerechnet", sagt ADIG-Fondsmanager Carsten Roemheld. Mittlerweile scheint der Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung seitens der FED von der Lage am Arbeitsmarkt abhängig zu werden. "Verzögert sich die Belebung, dann wäre wohl eine Verschiebung des ersten Zinsschrittes bis weit in die zweite Jahreshälfte notwendig, ansonsten ist mit einem ersten Zinsschritt zur Mitte dieses Jahres zu rechnen", so der ADIG-Experte. Der nationale Einkaufsmanagerindex ISM sollte nach den bislang veröffentlichten Frühindikatoren nach zuletzt 63,6 zwar leicht rückläufig, jedoch deutlich über der Expansionsmarke von 50 bei etwa 61/62 verharren. Darüber hinaus stehen eine Reihe weitere Daten wie z.B. Produzentenpreise, Industrieaufträge, Beige Book sowie zum persönlichen Einnahme- und Ausgabeverhalten auf der Tagesordnung. Deren Auswirkungen auf die Finanzmärkte werden allerdings als gering eingeschätzt.

In Europa dürfte eine Vielzahl von Einkaufsmanagerindizes, von denen keine wesentlichen Überraschungen erwartet werden, kaum stärkere Anregungen geben. Bei den Einzelhandelsumsätzen für Januar in Deutschland sind positive Überraschungen aber keineswegs auszuschließen. Vor allem aber sollten die Makrodaten aus den USA sowie die weitere Entwicklung des US-Dollars maßgeblich zur Aktienmarktstimmung und -tendenz beitragen. Zudem könnten der Ifo- sowie der belgische konjunkturelle Frühindikator für Februar nach längerem Anstieg eher konsolidieren. Geschäfts- und Unternehmensvertrauensindikatoren in Euroland, Italien sowie in Frankreich dürften Rückschlüsse über die Konjunkturentwicklung im weiteren Jahresverlauf geben. Von Unternehmensseite sind Jahresergebnisse bei den britischen HSBC, Pearson und GKN, bei der französischen Hotelkette Accor sowie Carrefour und LVMH, bei der schwedischen SEB sowie in Deutschland u.a. vorläufige Bilanzzahlen der Deutschen Telekom zu erwarten.

Quelle: Adig

Die ADIG Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft mbH, Fondstochter der Commerzbank, wurde 1949 gegründet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt mehr als 24,6 Mrd. Euro in 270 Publikumsfonds. Die Aktivitäten der ADIG werden seit kurzem unter dem Dach der COMINVEST Asset Management GmbH geführt.

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