Deutscher Arbeitsmarkt: Positive Entwicklung nicht überbewerten!
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Externe Quelle: Nord/LB
• Die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit hat soeben aktuelle Zahlen zur Lage am deutschen Arbeitsmarkt veröffentlicht. Den Angaben der Bundesagentur zufolge stieg die Zahl der Arbeitslosen im Mai lediglich um (saisonbereinigt) 1.000 Stellen an. Diese Entwicklung könnte auf den ersten Blick als positive Überraschung eingestuft werden. Auch wir waren von einem deutlich stärkeren Arbeitsplätzeabbau ausgegangen. Infolgedessen sinkt auch die Arbeitslosenquote leicht. Sie liegt nun bei einem Wert von 8,2%. Allerdings sind die Daten in diesem Monat mit einer gewissen Vorsicht zu interpretieren. Die Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente – Teilnehmer an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gelten fortan nicht mehr als arbeitslos – kommt in diesem Monat als Sondereffekt zum tragen. Nach Angaben der Bundesagentur wäre der Anstieg der Arbeitslosigkeit ohne den genannten Effekt um bis zu 20.000 Stellen höher ausgefallen.
• Auch die bei der breiten Öffentlichkeit stärker im Fokus stehende nichtsaisonbereinigte Datenreihe weiß im Wonnemonat zu überzeugen. So sind im Mai etwas über 125.000 Personen weniger arbeitslos gemeldet als noch im Vormonat. Die Zahl der Arbeitslosen kann wieder unter die Marke von 3,5 Millionen sinken. Die entsprechende Quote gibt vergleichsweise deutlich von 8,6% auf nun 8,2% nach.
• Nach wie vor kann die Inanspruchnahme von Kurzarbeit schlimmeres verhindern. Sie entwickelt sich mehr und mehr zu einer Erfolgsgeschichte – können doch Unternehmen bis dato den Auftragseinbruch der letzten Monate noch ganz gut abfedern. Auf der anderen Seite wird der Blick auf die tatsächliche Situation durch entsprechende Maßnahmen natürlich verzerrt. Davon auszugehen, dass die Krise am Arbeitsmarkt vorbeigeht, ist aus unserer Sicht ein Trugschluss. Auch wenn wir die vergleichsweise positive Entwicklung in diesem Monat gern zur Kenntnis nehmen wollen, befürchten wir deutliche Rückschläge in den kommenden Monaten.
• Fazit: Die aktuellen Daten zur Lage am deutschen Arbeitsmarkt wissen zu überzeugen – zumindest auf den ersten Blick. Die Zahl der Arbeitslosen verharrt in etwa auf Vormonatsniveau, die Arbeitslosenquote kann sich sogar minimal verbessern. In der nächsten Zeit ist jedoch mit zum Teil deutlichen Rückschlägen zu rechnen. Zum einen sind die aktuellen Zahlen durch eine Veränderung der Arbeitsmarktstatistik verzerrt, zum anderen wird die schwere Rezession in den kommenden Monaten auch auf den Arbeitsmarkt durchwirken. Das ist schlicht das Pech eines nachlaufenden Indikators.
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