Deutsche-Bank-Aktie nach Postbank-Rückstellung im Minus
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die Deutsche Bank ist von einem seit fast 14 Jahren laufenden Rechtsstreit eingeholt worden. Die Bank hat am Freitagabend mitgeteilt, dass sie voraussichtlich 1,3 Milliarden Euro für eine juristische Auseinandersetzung zurückstellen wird, die auf das Übernahmeangebot für die Postbank im Jahr 2010 zurückgeht. Die Aktie verliert am Montagvormittag knapp 5 Prozent.
Das Oberlandesgericht Köln habe in einer mündlichen Verhandlung über Klagen früherer Postbank-Aktionäre am Freitag angedeutet, dass Teile der Ansprüche der Kläger möglicherweise begründet sein könnten, teilte die Bank mit. Sie werde deshalb vorsorglich eine Rückstellung bilden, die den Gesamtbetrag aller Forderungen in Höhe von rund 0,7 Milliarden Euro inklusive aufgelaufener Zinsen von rund 0,6 Milliarden Euro berücksichtigt.
Die Bank bestätigte trotz der Gewinnbelastung, die im zweiten Quartal berücksichtigt wird, die Ziele für 2025 sowie die bisherigen Kapitaldistributionspläne. Bedeckt hielt sich die Bank aber zu der Frage, ob es dieses Jahr noch einen zweiten Aktienrückkauf geben könnte. Der Anfang März begonnene Rückkauf im Volumen von 675 Millionen Euro werde wie geplant fortgesetzt.
Die Analysten von Berenberg gehen nun nicht mehr davon aus, dass die Bank einen zweiten Aktienrückkauf in diesem Jahr angeht. Auch die Analysten JP Morgan erwarten nun keine zusätzlichen Rückkäufe 2024 mehr. Sie hatten 325 Millionen Euro für das zweite Halbjahr prognostiziert.
Die Bank selbst schreibt, es sei zu früh für eine Entscheidung. Es bleibe zwar das Ziel, die Ausschüttungen über die Basiserwartungen hinaus zu erhöhen. Es müsse aber auch berücksichtigt werden, dass die Rückstellung die harte Kernkapitalquote um rund 20 Basispunkte schmälert. Zudem habe man deutlich gemacht, dass solche Ausschüttungen innerhalb eines Jahres auf dem Ausblick des Managements und der Einschätzung des Überschusskapitals basieren.
Die Deutsche Bank ist von dem Ergebnis der Verhandlung überrascht worden. In den Veröffentlichungen und Telefonkonferenzen zum ersten Quartal war noch keine Rede von dem Postbank-Prozess gewesen. In einer Nachricht an die Investoren hieß es, dass es am Donnerstag keine Indikation gegeben habe, dass die Anhörung am Freitag die bisherige Einschätzung des Managements würde ändern können, zumal die Ansichten der Bank im bisherigen Prozess zuvor sowohl vom Oberlandesgericht als auch vom Bundesgerichtshof mehrfach bestätigt worden seien.
Die Deutsche Bank hatte den Aktionären der Postbank 2010 ein Übernahmeangebot zu 25,00 Euro je Aktie unterbreitet. Wenig später reichte die bisherige Postbank-Aktionärin Effecten-Spiegel AG, die das Angebot angenommen hatte, eine Klage ein. Sie sah den Angebotspreis als zu niedrig an. Ihrer Ansicht nach hätte die Bank bereits 2009 ein Pflichtangebot unterbreiten müssen, da ihr seinerzeit bereits die Stimmrechte der Deutschen Post in Bezug auf die Postbank zuzurechnen gewesen seien. Die Deutsche Bank hielt nämlich schon vor dem Angebot Aktien der Postbank. Die ersten Aktien hatte sie der Deutschen Post für 57,25 Euro abgekauft. Später, nachdem der Fall zwischenzeitlich beim Bundesgerichtshof lag, machten auch andere Kläger ihre Ansprüche geltend.
Die Bank werde die Einschätzung des Gerichts, denen sich "weiterhin nachdrücklich widerspricht" weiter prüfen und die Optionen für eine mögliche Einigung abwägen, kündigte sie nun an. Entscheidungen in dieser Hinsicht seien noch nicht getroffen worden.
Die Bank bekräftigte ihre Ziele für 2025, die eine Eigenkapitalrendite von über 10 Prozent, eine Aufwand-Ertrags-Relation von unter 62,5 Prozent und im Zeitraum 2021 bis 2025 ein jährliches Ertragswachstum von 5,5 bis 6,5 Prozent vorsehen.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
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