Analyse
13:26 Uhr, 06.08.2008

Deutsche Auftragseingänge: Gruselige Zahlen!

Externe Quelle: Nord/LB

Die Deutsche Bundesbank hat soeben aktuelle Daten zur Entwicklung der Auftragseingänge in der deutschen Industrie veröffentlicht. Demnach sanken die Bestellungen im Berichtsmonat Juni saisonbereinigt um 2,9% gegenüber dem Vormonat. Dies ist der siebte Rückgang in Folge. Auch auf Jahressicht hat sich die Nachfrageflaute damit weiter verfestigt. Gegenüber dem Juniwert des Vorjahres fielen sie wie von uns erwartet um 6,1% zurück.

Der Rückgang selbst kam angesichts der schwierigen Rahmenlage nicht überraschend. Das Ausmaß, mit dem sich die Auftragsvergabe verlangsamt, überrascht dann aber doch. In dieses ohnehin getrübte Bild passt auch die deutliche Revidierung der Vormonatswerte nach unten. Damit sind natürlich auch die Vorgaben für die morgen zur Veröffentlichung anstehenden Daten zur deutschen Industrieproduktion denkbar ungünstig. Hier rechnen wir mit einem Rückgang von 0,7% M/M. Auch den letzten Beobachtern dürfte damit klar sein, dass die phänomenale Entwicklung des deutschen Wirtschaftswachstums im ersten Quartal des laufenden Jahres endgültig „Schnee von gestern“ ist. Angesichts dieser Daten scheint unsere Prognose eines BIP-Wachstums von –0,4% Q/Q im zweiten Quartal fast noch optimistisch.

Ein Blick auf die Details zeigt, dass vor allem die Aufträge aus dem Ausland weiter ausbleiben. So gingen etwa aus der Eurozone im Juni 7,7% weniger Aufträge in der deutschen Industrie ein als noch im Mai. Dieser Wert ist deutlicher Ausdruck der konjunkturellen Abkühlungstendenzen quer durch unsere Nachbarländer. Bei der Branchenanalyse sticht in diesem Monat vor allem die Metallindustrie negativ hervor. Mit einem Rückgang von 5,5% M/M hat sie im Juni das stärkste Minus zu verkraften.

Die Gründe dieser anhaltenden Schwäche liegen dabei klar auf der Hand. Die privaten Haushalte halten sich angesichts hoher Energie- und Nahrungsmittelpreise mit größeren Anschaffungen zurück. Dies hat bereits der deutliche Rückgang der Einzelhandelsumsätze in der vergangenen Woche signalisiert. Hinzu kommt auf Unternehmensseite – und hier eben vor allem im Ausland – eine Investitionstätigkeit mit angezogener Handbremse. Die konjunkturellen Abkühlungserscheinungen bei wichtigen Handelspartnern drücken unvermindert auf die deutschen Auftragseingänge.

Fazit: Die Daten zur Entwicklung der deutschen Auftragseingänge können mit Fug und Recht als negative Überraschung eingestuft werden. Die rückläufige Entwicklung hält nun schon den siebten Monat in Folge an und Besserung ist derzeit nicht in Sicht. Mit diesen gruseligen Zahlen dürften auch die „Tauben“ im EZB-Rat für die morgige Zinsentscheidung der Notenbank ein weiteres Argument an die Hand bekommen, den Leitzins trotz anhaltend hoher Inflationsraten vorerst nicht anzufassen.

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