Deutliche Kurseinbußen in Japan
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Der japanische Aktienmarkt präsentierte sich im November in geschwächter Verfassung. Eine Korrekturbewegung war zwar erwartet worden, doch fielen die Verluste deutlich kräftiger aus als zunächst vermutet. So musste der Nikkei-Index, welcher noch zu Monatsanfang zügig in Richtung der 11.000er Marke strebte, in der Spitze Einbußen von über elf Prozent auf nahezu 9.600 Punkte hinnehmen. Eine Vielzahl von Ursachen waren für den Kursrutsch verantwortlich. Neben dem Rückzug ausländischer Investoren, welche zuvor die kräftigen Kurssteigerungen ermöglicht hatten, waren es die rasch zunehmenden Margin Calls japanischer Privatanleger, die das Marktgeschehen belasteten. Aber auch die Ankündigung zahlreicher Kapitalerhöhungen verstimmte den Markt. Darüber hinaus sorgten die Terroranschläge in der Türkei für zunehmende Unsicherheiten. Des Weiteren brachte der Wahlausgang eine negative Überraschung, denn die regierende LDP unter Ministerpräsident Koizumi verlor ihre absolute Mehrheit. Mit der Bekanntgabe von Schwierigkeiten bei der Regionalbank Ashikaga richteten sich zudem die besorgten Blicke auf den Bankensektor. Zuletzt musste das Kreditinstitut melden, dass es umgerechnet neun Mrd. US-Dollar benötigt, um dem Konkurs zu entgehen. Die Aktie verlor darauf hin nahezu 24 Prozent ihres Wertes. Wie das Problem gelöst werden soll, ob die Aktionäre von Ashikaga dem Institut helfen werden oder die Regierung wie im Fall von Resona Holdings die Mittel bereitstellen wird, muss sich noch zeigen.
Während der Bankenbereich angesichts der Ashikaga-Problematik zuletzt negativ auf sich aufmerksam machte, hatten zuvor recht gute Ergebnisse der vier Großbanken für eine freundliche Stimmung gesorgt. Insbesondere erste Anzeichen einer Steigerung der Profitabilität, aber auch der Versuch, wieder Wachstumsstrategien zu formulieren, wurden vom Markt honoriert. Überhaupt gab es zahlreiche Unternehmensergebnisse, die positiv überraschten. So konnte etwa Toyota für das zweite Fiskalquartal 2004 (April bis September 2003) kräftige Gewinnsteigerungen ausweisen und ein Rekordergebnis für das Gesamtjahr avisieren. Auch der weltgrößte Telekomanbieter NTT und der Nahrungsmittelhersteller Ajinomoto überzeugten mit einem deutlichen Gewinnzuwachs. Von konjunktureller Seite kamen ebenfalls erfreuliche Meldungen. Vor allem der für das zweite Fiskalquartal veröffentlichte BIP-Anstieg von 0,6 Prozent überzeugte, lag er doch deutlich über den Erwartungen. Die wirtschaftlichen Besserungstendenzen im Inland sowie eine Vielzahl von positiven US-Konjunkturdaten verhalfen dann auch dem japanischen Aktienmarkt zum Monatsende hin zu Erholungsbewegungen. Trotzdem fiel die Novemberbilanz mit Einbußen im Nikkei-Index von gut vier Prozent negativ aus. Der Blue-Chip-Index notierte zuletzt bei 10.100 Punkten, womit er den Monat gerade noch oberhalb der 10.000er Linie beenden konnte. Mit Blick auf die Währungsseite hatten zahlreiche Interventionen der Bank of Japan für eine Seitwärtsbewegung des Yen gegenüber dem US-Dollar in einer Bandbreite von 108 bis 110 Yen pro Dollar gesorgt. Allerdings führten Aufwärtsbewegungen innerhalb dieses Bandes zwischenzeitlich immer wieder zu Verkaufsdruck bei exportorientierten Werten.
Angesichts der bevorstehenden zahlreichen Kapitalerhöhungen, welche die Liquiditätssituation leicht belasten dürften, sowie der Furcht vor erneuten Terroranschlägen könnte die Entwicklung am japanischen Aktienmarkt zunächst noch verhalten bleiben. Per saldo jedoch stehen wir der japanischen Börse konstruktiv gegenüber, wobei wir ein Niveau um 10.000 Nikkei-Punkten auch unter Bewertungsaspekten für eine interessante Einstiegsmöglichkeit erachten. Vor dem Hintergrund einer sich mittlerweile festigenden Erholung der Weltwirtschaft und den weiteren positiven Überraschungen, die uns die jüngsten Konjunkturdaten aus Japan bescherten, hat der japanische Aktienmarkt gerade für ausländische institutionelle Investoren innerhalb ihrer "Global Asset Allocation" wieder einen höheren Stellenwert erhalten, der in Zukunft noch ausgebaut werden dürfte. Die sich nunmehr anbahnende Möglichkeit einer zyklischen Belebung, die vor allem auch die Arbeitsmarktsituation im Land verbessern dürfte, lässt ihn zu einem begehrten Ziel internationalen Kapitals werden. Aus dem Bankensektor sind trotz der Ashikaga-Krise derzeit keine größeren Störfeuer zu erwarten, nachdem die Kreditinstitute zuletzt den beschleunigten Abbau ihrer Not leidenden Kredite in Aussicht stellten. In diesem Umfeld beurteilen wir die weiteren Chancen an der japanischen Börse vielversprechend. Wir gehen davon aus, dass nicht zuletzt wegen der noch reichlich vorhandenen Liquidität Aufwärtspotenzial vorhanden ist.
Weiterhin bevorzugen wir mit Blick auf eine zu erwartende wirtschaftliche Erholung zyklische Werte wie etwa Titel aus den Bereichen Maschinenbau, Elektronik und Einzelhandel. Darüber hinaus erscheint uns der Immobiliensektor interessant, welcher mittlerweile Stabilisierungstendenzen zeigt. So können etwa in der Innenstadt von Tokio mittlerweile erste Anzeichen von Preissteigerungen festgestellt werden und die Erwartungen steigen, dass 2004 bereits Mieterhöhungen durchsetzbar sind. Im November haben wir zudem die Schwächephase genutzt, um in den Sektoren Dienstleistungen und Banken Positionsaufstockungen vorzunehmen. Die Zukäufe fanden etwa in Benesse und Mitsubishi Finance Group statt. Darüber hinaus weiteten wir unser Engagement in Net One aus, einem Infrastrukturanbieter für die Telekombranche.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Juni 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 3,9 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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