Derzeit geht es bei der Geldanlage nur um Kapitalerhalt
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Aufgeschreckt durch den bereits angerichteten enormen Schaden in der Weltwirtschaft und an den Weltbörsen haben sich die Politiker und Notenbanker zuletzt aufgerafft und in konzertierten Aktionen ein milliardenschweres Rettungspaket nach dem anderen geschnürt. Vieles davon war sicherlich auch nötig, um den schnellen Tod des Finanzsystems zu verhindern. Ob die ergriffenen Maßnahmen auch langfristig helfen, muss sich aber erst noch zeigen. Denn selbst wenn die Lösungen noch so geschickt eingefädelt sein sollten, einen schnellen Ausweg aus der Kreditkrise wird es mit hoher Sicherheit nicht geben. Irgendwann muss die Zeche für frühere Übertreibungen einfach gezahlt werden. Da helfen weder rekordtiefe Leitzinsen noch überdimensionale Rettungspakete.
Vielmehr ist es so, dass alle diese Maßnahmen nur Flickschusterei sind. Damit wird der Tag der Abrechnung nur verzögert und die Dimension des Problems wird dadurch oft sogar noch vergrößert. Hätte man die Handbremse früher gezogen, dann wäre das zwar auch nicht ohne Schmerzen ausgegangen, aber die Wunden wären lange nicht so tief gewesen wie es inzwischen der Fall ist. Die jetzt diskutierte stärkere Systemregulierung hat auch eher mit Populismus als mit Ernsthaftigkeit zu tun. Denn die Ursachen der Schwierigkeiten liegen in der Psyche des Menschen begründet. Die Banker sind auf den schnellen Euro aus, die Politiker und die Notenbanker kleben an der Macht und die Wähler bevorzugen leere Versprechungen statt Wahrheiten.
Auch jetzt wird nicht dergestalt reiner Tisch gemacht, dass man das Übel (alle Beteiligten müssen wieder lernen zu sparen und nicht auf Pump zu leben) bei den Wurzeln packt, sondern es wird wieder nur herumgedoktert. Am wahrscheinlichsten ist es, dass die amerikanische Wirtschaft in eine Rezession rutscht und über Jahre hinaus nicht mehr zu den früheren Wachstumsraten zurückfinden wird. Und der Staat sowie die Bürger in Übersee werden endlich zu sparen anfangen müssen. Doch das will so kurz vor den Wahlen niemand öffentlich sagen. Fakt ist, dass nach den Notoperationen im Bankensystem ausgerechnet Amerika das am stärksten verstaatlichte Bankensystem weltweit hat. Zudem musste die gesetzliche Obergrenze für die Staatsverschuldung angehoben werden. Das Haushaltsdefizit wird zudem von 407 Mrd. auf mehr als eine Billion Dollar steigen. Dazu kommt noch das Defizit der Leistungsbilanz von rund 800 Mrd. Dollar. Da stellt sich automatisch die Frage danach, wer das alles bezahlen soll. Die Ausländer werden vermutlich nicht mehr in die Presche springen. Dagegen sprechen die schlechten Konjunkturaussichten, die tiefen Leitzinsen und der schwache Dollar. Wie bereits erwähnt, führt kein Weg an einer Rezession und einer langen Anpassungsphase vorbei. Das sind nicht die besten Aussichten für eine Erholung an den Börsen.
Keine schnelle Lösung der Kreditkrise in Sicht
Angesichts der extrem schwierigen Lage macht es viel Sinn, sich sehr ausführlich mit der Frage beschäftigen, wie man als Anleger am besten auf die Turbulenzen reagiert. Erschwert wird die Entscheidungsfindung durch das Ausmaß der Krise und der damit verbundenen Schwierigkeit, eine treffsichere Prognose über die weitere Entwicklung abzugeben. Denn vermutlich weiß derzeit niemand, wie stark sich die Finanzkrise auf die Realwirtschaft auswirken wird. Wie sollte es aktuell auch möglich sein, eine seriöse Prognose abzugeben. Schließlich waren wir noch nie mit so hohen Beträgen konfrontiert, wie sie derzeit vernichtet werden. So beläuft sich die Höhe der gefährdeten Kredite bei JP Morgan auf 8.000 Mrd. Dollar, bei der von JP Morgan übernommenen Bear Stearns auf 2.700 Mrd. Dollar, bei Fannie Mae und Freddie Mac zusammen auf 8.300 Mrd. Dollar und bei der Citigroup außerhalb der Bilanz auf 1.800 Mrd. Dollar. Was das bedeutet, lässt sich durch den Hinweis einordnen, dass das weltweite Bruttoinlandsprodukt jährlich auf rund 50.000 Mrd. Dollar beträgt.
Erschwert wird die Entscheidungsfindung bei der Geldanlage durch den Umstand, dass viele Börsen schon extrem gefallen sind. Teilweise summieren sich die Verluste auf siebzig bis achzig Prozent. Da stellt man sich schon die Frage, wie tief es noch gehen soll oder ob nicht vielleicht bald der Boden gefunden ist. Damit wiederum ist die Frage verbunden, ob es sich lohnt durchzuhalten oder ob man vielleicht doch noch kapitulieren soll, um so wenigstens das verbliebene Kapital zu retten. Würde es sich um eine normale Krise und einen normalen Bärenmarkt handeln, dann wären inzwischen in vielen Fällen die durchschnittlichen Verluste früherer Baissen bereits überschritten. Doch wir haben es mit der schwersten Finanzkrise seit den 30er Jahren zu tun. Selbst ein angesehener Kapitalmarktexperte wie der Milliardär George Soros hält einen Zusammenbruch des Finanzsystems für möglich.
Sollte sich das Ganze weiter zuspitzen, dann kann es noch viel tiefer gehen mit den Kursen. Im schlimmsten Fall muss man sich dann sogar Gedanken über die Werthaltigkeit des Geldes an sich machen. Das wäre dann das Horrorszenario schlechthin. Wir wollen zwar nicht den Teufel an die Wand malen. Aber nachdenklich machen die vielen Hiobsbotschaften schon. Anleger kommen jedenfalls nicht darum herum, sich ein Krisenszenario zurechtzulegen. Auch macht es wenig Sinn, jetzt den Helden zu spielen und aggressiv in die Märkte zu investieren. Zumindest solange nicht, bis sich ein tragfähiger Boden abzeichnet. Derzeit geht es nicht so sehr um Geld vermehren, sondern schlicht und einfach nur um Kapitalerhalt. Wem das gelingt, der dürfte am Ende zufrieden sein.
Quelle: Ostbörsen-Report
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