Kommentar
08:00 Uhr, 11.07.2007

Derivatestatistik erweitert: Marktanteile der Emittenten erstmals separat ausgewiesen

Das Derivate Forum veröffentlicht seit Februar 2005 monatlich die Derivatestatistik. Sie zeigt das in Zertifikaten investierte Vermögen deutscher Privatanleger. Ab sofort wird diese Volumensstatistik einmal je Quartal die Anteile der Emittenten einzeln ausweisen. Bislang waren Marktanteile nur in der Börsenumsatzstatistik erkennbar, die Stärke der Emittenten im Markt wurde dabei jedoch nicht reflektiert.

„Mit der Derivatestatistik zeigen wir seit über zwei Jahren die Bedeutung und das Potenzial des Derivatemarktes. Jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter: Mit der Veröffentlichung dieser neuen Daten werden nun erstmals die Marktanteile der einzelnen Emittenten bei einzelnen Produktgruppen sichtbar“, erläutert Siegfried Piel, Vorstandsvorsitzender des Derivate Forums. Neben einem Anteil am Gesamtmarkt werden auch Segmentanteile für Anlagezertifikate nach Basiswert (z.B. Aktien) und Produkttyp (z.B. Discountzertifikate) publiziert. Grundlage ist der Open Interest der Derivatestatistik. Diese Statistik repräsentiert über 70 Prozent des in derivativen Wertpapieren investierten Vermögens. Der Open Interest in der Derivatebranche ist vergleichbar mit den Assets under Management in der Fondsindustrie.

Bislang waren nur Marktanteile auf Basis der Börsenumsatzstatistiken bekannt. Während Börsenumsatzstatistiken lediglich die Handelstätigkeit der Anleger beschreiben, bildet die Marktvolumensstatistik den gesamten Markt ab, indem alle börslichen und außerbörslichen Geschäfte einbezogen werden. Dadurch kann sie auch Garantie- und Expresszertifikate präzise ausweisen; beide Produkte werden hauptsächlich direkt vertrieben und nur zu einem geringen Teil über die Börsen gekauft. Gleichzeitig wird in der Derivatestatistik die Bedeutung dieser beiden Kategorien deutlich: Während Garantiezertifikate die größte Gruppe sind, verzeichnen Expresszertifikate aktuell das stärkste Wachstum im Derivatemarkt.

Alle Mitglieder des Derivate Forums (ohne ABN AMRO Bank) und die UBS weisen ihre Anteile ab sofort quartalsweise aus. Die vier Emittenten BayernLB, HSBC Trinkaus & Burkhardt, NORD/LB und SEB sind unter „Sonstige Emittenten“ zusammengefasst.

Den größten Anteil am erhobenen Volumen (Anlagezertifikate plus Hebelprodukte) vereinigt mit 24,2 Prozent die Deutsche Bank auf sich. Dahinter folgen die DZ BANK mit 18,3 Prozent und die HypoVereinsbank mit 13,7 Prozent (s. Tabelle 1). Die Rangliste zeigt bei den Anlagezertifikaten ein ähnliches Ergebnis, da ihr Anteil am Gesamtmarkt über 95 Prozent beträgt (s. Tabelle 2). Die Marktanteile auf Basis der Hebelprodukte finden Sie in der Anlage 1 zur Pressemitteilung.

Differenziert nach Basiswerten und Produktkategorien zeigt sich, wo die Emittenten Schwerpunkte setzen.

Garantiezertifikate
Bei den Garantiezertifikaten ist die DZ BANK größter Emittent; ihr Marktanteil liegt bei 37 Prozent (s. Tabelle 3). „Garantiezertifikate entsprechen den Bedürfnissen der sicherheitsorientierten Anleger, die mit Kapitalschutz an der Börsenentwicklung partizipieren wollen. Sie gehören zu den beliebtesten Anlagezertifikaten", erläutert Lars Hille, verantwortlicher Direktor im Investment Banking der DZ BANK. „Wir haben unsere Garantieprodukte in den letzten Monaten konsequent weiterentwickelt – zum Beispiel durch die enge Einbindung unseres Research in den Qualitätsmanagementprozess."

Bonus- und Teilschutzzertifikate
In der zweitgrößten Kategorie, Bonus- und Teilschutz-Zertifikate, entfällt knapp ein Viertel des Marktes (22,3 Prozent) auf die Deutsche Bank. Den zweiten und dritten Platz nehmen Sal. Oppenheim (16,6 Prozent) und die HypoVereinsbank (14 Prozent) ein (s. Tabelle 4). Erfunden wurden Bonus-Zertifikate im Frühjahr 2003 in einer Marktlage, in der die europäischen Aktienmärkte eine mehrjährige Talfahrt hinter sich hatten und Anleihen auf Grund des niedrigen Zinsniveaus keine Alternative waren. „Durch den Risikopuffer bei unbegrenzter Partizipation an Kursanstiegen haben sie die deutschen Anleger zurück an den Aktienmarkt gebracht. Mit ihrer flexiblen Grundstruktur passen Bonuszertifikate ebenso gut in die heutige Marktlage“, so Reinhard Bellet, Leiter des Unternehmensbereichs X-markets bei der Deutschen Bank.

DiscountzertifikateIn diesem Jahr sind Discountzertifikate die am zweitschnellsten wachsende Kategorie. Die beiden größten Emittenten von Discountzertifikaten sind die Deutsche Bank mit 28,7 Prozent und die UBS mit 27,9 Prozent (s. Tabelle 5). „Discountzertifikate sind der Klassiker unter den Zertifikaten. Sie bilden nicht nur alle Basiswerte ab, sondern ermöglichen den Investoren die Umsetzung ganz individueller Chance-Risikoprofile, was nicht zuletzt die Basis für den Siegeszug der gesamten Derivatebranche war“, erklärt Markus Bertsch, Leiter des Derivategeschäfts bei der UBS in Deutschland und Mitglied der Geschäftsleitung der UBS Investment Bank in Deutschland.

Expresszertifikate
Ebenfalls führend ist die Deutsche Bank bei den Expresszertifikaten mit 37,7 Prozent – gefolgt von der HypoVereinsbank mit 23,6 Prozent und der DZ BANK mit 21,1 Prozent (s. Tabelle 6). „Expresszertifikate sind zurzeit die Kategorie mit dem stärksten Wachstum. Die von uns im Oktober 2003 entwickelte Produktkategorie bietet Anlegern ein klares Auszahlungsprofil mit hohen Renditen“, sagt Martin Weithofer, Managing Director für Strukturierte Anlageprodukte der HypoVereinsbank.

AktienanleihenMit 67,5 Prozent ist Sal. Oppenheim bei den Aktienanleihen mit großem Abstand die Nummer eins (s. Tabelle 7). „Mit der Einführung der Abgeltungsteuer werden Aktienanleihen in Zukunft nicht mehr diskriminiert und die Nachfrage in Deutschland wird deutlich steigen. In der Schweiz sind Aktienanleihen bereits heute die beliebteste Produktkategorie“, so Christopher Maaß, Senior Vice President Trading & Derivatives bei Sal. Oppenheim.

Die Marktanteile für die drei Produktkategorien Indexzertifikate, Outperformance- und Sprintzertifikate sowie Basket-, Themen-, Strategiezertifikate finden Sie in den Anlagen 2 bis 4 zur Pressemitteilung.

Bei den Anlagezertifikaten werden auch die Marktanteile bezogen auf die Basiswerte ausgewiesen. Die Basiswerte werden in der Derivatestatistik in fünf Klassen unterteilt: Aktien, Renten, Währungen und Rohstoffe sowie Hedge Fonds.

Zertifikate auf Aktien
Bei den Anlagezertifikaten auf Aktien führt die Deutsche Bank mit 26,5 Prozent klar (s. Tabelle 8), gefolgt von der DZ BANK (18 Prozent) und der HypoVereinsbank (15,3 Prozent).

Zertifikate auf Renten
Bei den Anlagezertifikaten auf Renten hat die WestLB mit 36,8 Prozent die Nase vorn – knapp gefolgt von der DZ BANK mit 33,2 Prozent (s. Tabelle 9). „Unser erster Platz bei den Rentenprodukten spiegelt die traditionellen Stärken des Sparkassensektors in diesem Bereich wider“, betont Udo Kersting, Head of Equity Derivatives & Retail Products bei der WestLB.

Zertifikate auf Währungen und Rohstoffe
Rohstoffzertifikate waren 2006 das Trendprodukt im deutschen Zertifikatemarkt. Mit einem Marktanteil von 41,3 Prozent führt Goldman Sachs bei den Anlagezertifikaten auf Währungen und Rohstoffe (s. Tabelle 10). „Wir sind als Investmentbank einer der größten Händler von Rohstoffen. Diese Expertise bringen wir erfolgreich in den Zertifikatemarkt ein“, kommentiert Philip Holzer, Managing Director bei Goldman Sachs, die führende Rolle seines Hauses.

Zertifikate auf Hedge FondsBei Zertifikaten, die sich auf Hedge Fonds beziehen, vereinigt die UBS 53,2 Prozent des investierten Vermögens auf sich, auf dem zweiten Platz liegt die Dresdner Bank mit 21,3 Prozent (s. Tabelle 11). „Hedge Fonds erzielen absolute Renditen bei geringer Volatilität und zählen somit zu den wenig riskanten Anlageklassen. Durch ihr geringes Risiko und ihre negative Korrelation zu den traditionellen Anlageklassen eignen sich Hedge Fonds ideal für die Diversifikation. Aus weltweit über 9.000 Hedge Fonds wählen wir die erfolgreichsten aus und bieten sie den Privatanlegern in Form eines Zertifikates an“, sagte Klaus Zimmermann, Managing Director Retail Solutions Group bei der Dresdner Bank.

Während Zertifikate auf Hedge Fonds gesondert ausgewiesen werden, finden sich Zertifikate auf klassische Fonds in den Basiswert-Kategorien Aktien und Renten. Hier zeichnet sich ein Trend ab: Es werden immer mehr Derivate auf Fonds emittiert. Zurzeit offeriert BNP Paribas einen Großteil des verfügbaren Zertifikateangebots auf Fonds in Deutschland; zuletzt hatte das Bankhaus sowohl Anlagezertifikate als auch Hebelprodukte auf einzelne Fonds aufgelegt. „Durch unsere Produkte ermöglichen wir Anlegern in Deutschland gehebelt oder mit Kapitalgarantie in die besten Fonds zu investieren", kommentiert Rupertus Rothenhäuser, Managing Director bei BNP Paribas.

Im Zusammenhang mit der monatlichen Derivate-Statistik, die den Anteil der jeweiligen Produktkategorie am Open Interest ausweist, können nun die Marktanteile der Emittenten mit der Größe des jeweiligen Segmentes in Zusammenhang gebracht werden (s. Anlagen 5 und 6 zur Pressemitteilung). Allerdings sagt die Veränderung des Marktanteils des Emittenten nichts über das Wachstum oder Schrumpfen eines Segmentes aus, sondern zeigt ausschließlich wie sich der relative Anteil des Emittenten in dem jeweiligen Segment verändert hat.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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