Kommentar
13:10 Uhr, 24.07.2009

Der Vergleich - Zurück in die Zukunft von 1907!

Manche Wirtschaftszahlen kommen ja mittlerweile – zumindest scheinbar - recht gut daher, aber um welchen Preis werden diese derzeit eigentlich erreicht? Nachfolgend finden Sie eine sehr empfehlenswerte Internetseite und einen Chart, welcher mich zumindest in meiner – sehr pessimistischen – Einschätzung der aktuellen Entwicklungen im Hinblick auf Staatliche- und Notenbankeingriffe massiv bekräftigt. Schauen Sie sich bitte einmal den nachfolgenden Chart an:

Dieser zeigt eindrucksvoll aber mindestens genauso erschreckend die Entwicklung der US-Geldmenge in den letzten Jahren und Jahrzehnten.

Diese hat sich in wirklich unglaublicher Geschwindigkeit verdoppelt seit letztem Jahr!

In diesem Langfristchart sehen Sie in der Vergangenheit beispielsweise zwei – ganz - kleine Ausschläge in den Jahren 2000 und 2001. Das war zum einen die Y2K Thematik, also die Sorge vor der Datumsumstellung zum Jahreswechsel 1999. Hier hat die Notenbank im Vorfeld den Markt vorsichtshalber mit Liquidität versorgt, um eventuelle technische Probleme in ihrer Auswirkung auf die Kapitalmärkte zu reduzieren. Da die Datumsumstellung ohne nennenswerte Probleme von Statten ging, wurde diese Liquidität in der Folge dem Markt wieder entnommen. Der andere – noch kleinere – Ausschlag war das Ereignis des 11. September. Auch hier musste die Notenbank eingreifen und den Markt mit Liquidität versorgen. Aber wie klein waren diese Maßnahmen damals im Verhältnis zu der „Explosion“ der Geldmenge von heute und vor allem wie will man jetzt diese gigantische Geldmenge wieder dem Markt entziehen?

Aus meiner Sicht gibt es nur noch 2 wirklich realistische und ehrliche Alternativen: Inflation oder Staatsbankrott! Vielleicht auch noch eine dritte Möglichkeit, nämlich Rüstungswirtschaft oder besser gesagt KRIEG!

Was kommt - Japan 1990, Weltwirtschaft 1929 oder die Panik von 1907?

Derzeit lese ich immer sehr viel zum Thema Inflation, Parallelen zur Weltwirtschaftskrise von 1929 oder zum Thema „Japanische Verhältnisse“, also eine Deflation. Ich habe aktuell ein Buch gelesen, welches noch weit länger zurückblickt und das die aktuelle Situation aus meiner Sicht am besten vergleichbar macht.

Die Panik - Die Ähnlichkeiten von 1907 und 2008

Das Jahr 1907

+ Ausgeklügeltes Bankensystem

+ Hoch gehebelte Trust Companies

+ Firmen wurden „too big too fail“

+ Probleme einer bedeutenden Trust Company (Knickerbocker Trust) führten zu einem „Run“ auf Trusts

+ J.P. Morgan führte eine neue Form von Geld ein (clearinghouse checks) und rettete so das System und die US-Regierung

+ Das neue „check“ Geld führte zu einer Geldvermehrung von 14%

Das Jahr 2008

+ Hoch entwickelte Banken- und Derivative-Systeme (CDOs, CMS, ABS…)

+ Hoch gehebelte (Investment)Banken

+ Auch hier „too big to fail“ (AIG, Bear Stearns, Merrill Lynch, Citigroup…)

+ Lehman Brothers Konkurs führt zu einer Kettenreaktion, weltweite Staatliche Bankenstützungen, sowie Stopp der Kreditmärkte

+ Die US-FED und Ihre Partnerbanken (Freunde?) Goldman Sachs und JP Morgan retten das derzeitige Finanzsystem

+ Die FED hat die Geldmenge in kurzer Zeit mehr als verdoppelt

Fazit

Die Ursachen, der Verlauf, das Ausmaß und die Dauer des Börsencrashs von 1907 und 2008 sind bemerkenswert ähnlich. Falls auch die Erholung ähnlich verläuft, werden wir auf dem Weg der Besserung sein – oder glauben zu sein – bevor dann die Krise nach der Krise kommt. Diese kam auch damals lange Zeit später, nämlich 1929. Ich persönlich glaube jedoch nicht dass wir eine derartig extreme Erholung sehen werden wie damals nach 1907 mit neuen Höchstständen, sondern im besten Fall ein Jahrelanges Verharren der Weltkonjunktur, Abarbeiten und Verarbeiten der Altlasten.

Mein Tipp

Sturm an der Börse die Panik von 1907 blickt auf den drittgrößten Börsencrash der Geschichte zurück und zeigt auf, wie sich die daraus gewonnenen Erkenntnisse auf die Situation der Finanzmärkte im 21. Jahrhundert beziehen lassen. Mit einer detaillierten und spannend erzählten Geschichte nehmen die Autoren den Leser mit auf eine Reise zurück ins frühe 20. Jahrhundert, angefangen beim Selbstmord Charles T. Barneys, dem Chef der Knickerbocker Trust, der Bank, die eine der ersten war, die der Krise zum Opfer fiel. Das Ende der Geschichte bildet schließlich die Einführung des Zentralbanksystems der Vereinigten Staaten, die unausweichlich schien, nachdem die Rufe nach Regierungsreformen nicht leiser wurden.

Das letzte Kapitel behandelt die Lehren, die sich aus dieser Krise ziehen lassen, einschließlich einer nach Meinung der Autoren wirksamen Formel gegen Katastrophen, Informationsasymmetrie, zukünftige Schocks und unangemessene Reaktionen darauf.

Denken Sie daran, Geschichte wiederholt sich vielleicht nicht, aber sie reimt sich oftmals!

Ihr

Markus Miller
Gründer und Herausgeber GEOPOLITICAL.BIZ

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