Kommentar
11:04 Uhr, 04.10.2024

Der US-Wirtschaft geht es zu gut

Vor Kurzem hatten Anleger noch Konjunktursorgen. Jetzt zeigt sich, dass diese nicht nur unbegründet sind. Man muss sich stattdessen vielmehr um den gegenteiligen Fall sorgen: eine zu starke Wirtschaft.

Bereits im zweiten Quartal beschleunigte sich das Wirtschaftswachstum wieder von 1,6 % im ersten Quartal auf 3 %. Dieser Wert wurde in der jüngsten Schätzung bestätigt. Das Modell der Notenbank von Atlanta zeigt für das gerade zu Ende gegangene dritte Quartal ebenfalls eine Wachstumsrate von 2,5 % an.

Das Wachstum ist damit deutlich höher als das potenzielle Wachstum. Dieses bestimmt sich durch das Wachstum der Erwerbsbevölkerung und Produktivitätsgewinnen. Wächst die Wirtschaft schneller, wirkt das inflationär. Mitten in diesem Umfeld hat die Fed eine Zinswende begonnen, um eine weiche Landung der Wirtschaft zu garantieren.


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Die weiche Landung ist dadurch wahrscheinlicher. Ebenso ist ein erneutes Aufflackern der Inflation wahrscheinlicher geworden. Dies lässt sich auch erahnen, wenn man nicht nur die aktuelle Lage und den Ausblick betrachtet, sondern auch in die jüngere Vergangenheit blickt. Schätzungen zur Wirtschaftsleistung und anderen Kenngrößen sind schwierig.

Für das Quartalswachstum gibt es drei Veröffentlichungstermine. Mit der Zeit werden die Daten revidiert. Die letzte Schätzung ist immer noch eine Schätzung. Erst mit deutlicher Verzögerung werden frühere Daten nochmals revidiert und dies gleich für mehrere Jahre. Diese große Revision hat gerade stattgefunden. Dabei zeigt sich, dass die Wirtschaftsleistung in den vergangenen Jahren unterschätzt wurde (Grafik 1).

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Das Wachstum wurde von 2020 bis Frühjahr 2023 deutlich unterschätzt. Auch in den zurückliegenden Quartalen in diesem Jahr wurde der Wert nach oben korrigiert (Grafik 2). Besonders interessant ist die Revision des Nationaleinkommens. Dieses zeigte zur Wirtschaftsleistung eine große Divergenz (Grafik 3).

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Einige fürchteten daher, dass ein Abschwung droht. Die Wirtschaftsleistung kann nicht permanent höher sein als das Einkommen. Die Divergenz und vermeintliche Widerspruch haben sich aufgelöst (Grafik 4). Wegen des Nationaleinkommens muss man sich keine Sorgen machen.

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Auch wenn die Revision die Vergangenheit betrifft, hat sie doch wesentliche Auswirkungen auf die Zukunft. Der Zustand der Wirtschaft war und ist besser als angenommen. Die Boomjahre sind nicht vorüber. Die wahrgenommene Verlangsamung hat nicht stattgefunden. Man kann zu dem Schluss kommen, dass die Wirtschaft für eine Zinssenkung zu stark ist.

Das wird sich weder heute noch in einem Monat klar in den Daten zeigen. Die Revision könnte jedoch dazu führen, dass die Notenbank zukünftig wieder vorsichtiger vorgeht. Das wäre in Anbetracht von 3 % Wachstum vertretbar.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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