Kommentar
15:30 Uhr, 18.04.2007

Der Umgang mit Gewinnpositionen - Wie nehme ich Gewinne mit?

Während sich das managen einer Verlustposition einfach darstellt, ist das Management einer Gewinnposition komplexer. Einfach dargestellt, werden Verlustpositionen spätestens dann geschlossen, wenn das Kapitalrisiko für die Position ausgeschöpft ist. Gewinnpositionen sollten hingegen so lange wie möglich gehalten werden, allerdings ohne die gesamten zwischenzeitlich aufgelaufenen Gewinne wieder zu verlieren. Diese sind einerseits notwendig, um Verlustpositionen auszugleichen, andererseits liefern Sie die eigentliche Performance. Sie müssen sich dabei darüber im Klaren sein, dass Sie über den Markt keinerlei Kontrolle besitzen. Das, was Sie kontrollieren können, sind der Einstieg und der Ausstieg sowie der Einsatz des Kapitals. Günstige Methoden, in einen bestehenden Trend einzusteigen, wurden bereits benannt, ebenso ein Ansatz für die Wahl des Kapitals, welches in einem Trade eingesetzt wird. Der Ausstieg erfolgt, wie ebenfalls bereits beschrieben, im Bereich des ermittelten minimalen Zieles zumindest aus einer Teilposition, um andere Verlustpositionen aufzufangen. Die verbliebene Teilposition sollte dann aber solange im Markt gelassen werden, wie dieser den Trend halten kann. Betrachten Sie dazu bitte nochmals die Abbildung 18, in der die extreme Rallye der Aktie von Solarworld in einem Zeitraum von neun Monaten dargestellt ist. Sie konnten im September bei dem Ausbruch aus der symmetrischen Dreiecksformation einen Tradingposition mit einem anfänglichen Kapitalrisiko von 1 % problemlos eingehen. 6 Tage nach dem Ausbruch erreichte die Aktie bereits das Ziel dieser Formation im Bereich 18,50 Euro, so dass die Hälfte der Position mit einem Gewinn glattgestellt werden konnte. Hier kann die Absicherung der verbleibenden Positionshälfte dann auf den Einstieg gesetzt werden. Kommt es, wie in diesem Beispiel im Kursverlauf zur Ausbildung von Flaggen oder Wimpeln, kann der Stopp-Loss, wenn eine Flagge trendbestätigend aufgelöst worden ist, jeweils unter dem Tief der Flagge platziert werden. Somit ließ sich die Absicherung innerhalb des dargestellten Zeitraumes für die ursprüngliche Position im März bereits bis auf 43,70 anheben, was einem abgesicherten Anstieg von 180 % in dieser Teilposition entspricht. Die Position muss zum Zeitpunkt der Darstellung dabei noch nicht geschlossen werden. Auch bei einer nachgezogenen Absicherung durch einen Stopp-Loss unter der in einer Rallye häufig wirksamen exp. GDL 50 wäre die Teilposition erst bei 45,8 Euro mit einem Gewinn von 190 % verkauft worden. Bezieht man in diesem Fall die zuerst verkaufte Positionshälfte mit ein, ließ sich ein Gewinn von ca. 105 % erzielen bei einem anfänglichen Risiko von ca. 11 %. Wenn Sie nun von einem Kapitalrisiko von nur ca. 1 % anfänglich ausgehen, ließen sich nur durch diese eine Position ca. 10 % Gewinn im Gesamtdepot in diesem Zeitraum erzielen. Dies auch nur für den Fall einer unveränderten Position gerechnet. Wie bereits beschrieben, bietet sich jeder Ausbruch aus einer Flagge für den Aufbau einer weiteren Position an, so dass von dieser Rallye noch in weitaus höherem Umfang profitiert werden konnte. Dass die Aktie bei insgesamt noch unverändert intaktem Aufwärtstrend bis 140 Euro ansteigen konnte soll nicht mehr betrachtet werden.

Ein weiteres Beispiel, warum es sinnvoll ist, die bestehende Position solange wie möglich mit dem Trend laufen zu lassen, ist die Aktie von Softbank, die in Abbildung 26 im Wochenchart dargestellt ist. Hier kam es im August 2005 zu einem Ausbruch aus einer über mehrere Jahre gebildeten symmetrischen Dreiecksformation. Zuvor fiel der Kursverlauf unterhalb der Dreiecksunterkante zurück, was sich auf Basis des Tagescharts als Flagge erkennen lässt und eine günstigere Absicherung einer in den Ausbruch aus dem Dreieck eingegangen Position zuließ. Das Ziel dieser Flagge wurde bei 38,5 Euro schnell erreicht, so dass die Position halbiert und der Stopp-Loss für die Restposition auf den Einstieg angehoben werden konnte. Wie sie im Kursverlauf sehen können, stieg die Aktie aber in der Folge noch sehr stark weiter und weist zum Zeitpunkt der Darstellung gegenüber einem Einstieg an der Dreiecksoberkante einen Gewinn von über 90 % auf.

Abbildung 26: Kursausbruch aus einem symmetrischen Dreieck auf Wochenbasis bei der Aktie von Softbank

Hier sollte nochmals verdeutlicht werden, dass sich ein Markt problemlos viel stärker bewegen kann als erwartet, wenn ein Trend erstmal etabliert wurde. Insofern bietet es sich an, eine Tradingposition so lange laufen zu lassen wie es der Markt zulässt, um ein Maximum an Gewinn daraus zu ziehen. Möglichkeiten einen Stopp-Loss nachzuziehen gibt es viele. Zum einen kann der Stopp-Loss sinnvoll jeweils unter das letzte kurzfristige Konsolidierungstief gesetzt werden. Die Position wird nach diesem Prinzip erst dann aufgelöst, wenn der Trend, gemäß der anfänglich beschriebenen Trenddefinition, wahrscheinlich beendet ist. Darüber hinaus bietet sich die Möglichkeit, den Stopp-Loss an der exp. GDL 50 anzupassen. Solange der Markt eine intakte Rallyedynamik aufweist, wird diese nicht gebrochen. Eine weitere Möglichkeit bietet sich, indem Sie den Stopp-Loss jeweils unterhalb, bei Shortpositionen oberhalb, des 38,2 % Retracements platzieren. Dieses Retracement sollte über die eigentlich gehandelte mittelfristige Trendbewegung bemessen werden.

Wie können Sie nun an den Märkten profitieren. Dafür wurden mehrere charttechnische Setups benannt, die auch miteinander kombiniert werden können und sollten. Suchen Sie nur nach Tradingsetups, bei denen mehrere charttechnisch relevante Faktoren zusammenkommen um die Trefferwahrscheinlich des Tradings nachhaltig zu erhöhen. Darüber hinaus lassen sich so die Positionen in den meisten Fällen enger absichern, was das Chance/Risiko Verhältnis ebenfalls erhöht. Lassen sich dann, im Bezug zum übergeordneten Trend, Möglichkeiten mit einem Chance/Risiko Verhältnis von wenigstens 2 identifizieren, können diese mit einem klar definierten Kapitalrisiko eingegangen werden. Nachdem ein zum Verlustausgleich notwendiger Gewinn mitgenommen wurde, bietet es sich an, Tradingpositionen so lange wie möglich im Trend laufen zu lassen, was der Hauptpunkt bei einem dem Trend folgenden Ansatz ist. So ist es dann auch nicht notwendig, ständig nach neuen Tradinggelegenheiten zu suchen, die einen kleinen Gewinn versprechen. Konzentrieren Sie sich also auf die zwar selteneren, dafür aber guten Gelegenheiten. Wenn Sie dann den Gewinnpositionen den Raum lassen um sich mit einem intakten Trend zu entwickeln, die Verlustpositionen aber schnell glattstellen, sind im mittelfristigen Zeitfenster hohe Kursgewinne möglich.

Autor: Marko Strehk - Technischer Analyst und Trader bei GodmodeTrader.de

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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