Kommentar
00:00 Uhr, 01.04.2008

Der typische Fall von Fehlern im eigenen Leben

Wenn Ihnen etwas passiert, das Sie (auf welche Art auch immer) nicht mögen, dann ist es immer eine gute Idee zu der Erkenntnis zu gelangen, dass man selbst einen Fehler gemacht hat, der zu dieser Situation führte. Es ist jedenfalls hilfreich, dass man sich zumindest vor Augen führt, dass man irgendwie Energien ausgestrahlt hat, die dazu geführt haben, dass die Situation eingetreten ist. Betrachten wir nun eine mögliche Situation, und Sie werden sehen, dass dies für jegliche Situationen der Fall sein kann.

Nehmen wir an, dass Sie jemand, der in Ihrem Leben eine wichtige Rolle spielt, verlassen hat. Vor einigen Jahren sah ich mich mit einer Situation konfrontiert, in der eine neue Teilzeit-Mitarbeiterin mein Unternehmen verlassen hat. Es handelt sich also um ein Beispiel, das ich verwenden kann.

Der alte Weg über diese Situation nachzudenken, besteht darin zu sagen, dass die Mitarbeiterin „nicht Recht gehabt hat“ und der Fehler bei ihr lag. Diese Vorgangsweise schiebt die ganze Schuld der anderen Person zu. Im Falle meiner Teilzeit-Mitarbeiterin könnte ich behaupten, dass diese Person sehr unsicher war.

Nichtsdestotrotz sollte die erste Frage, die Sie sich stellen darauf abzielen, wie Sie diese Situation hervorgerufen haben. In meinem Fall hatte ich diese Person nicht einmal selbst angestellt. Meine Frau übernahm zu diesem Zeitpunkt einen Großteil des Day-to-Day Managements im Büro. Meine gesamte Belegschaft sprach sich für diese Person aus. Daher könnte ich sagen, dass mein Gefühl des „Nicht-involviert-werden-wollens“ dabei geholfen hat, dass es zu dieser Situation gekommen ist.

Diese spezielle Person hatte Ärger mit fast jedem einzelnen Mitarbeiter im Büro, inklusive meiner Person. Tatsächlich war Sie mir gegenüber bei ihrer Kündigung sogar dermaßen verstimmt, dass sie gar nicht mit mir sprechen wollte. Wie habe ich nun diese Situation herbeigeführt? Tja, ich übernehme keinerlei Verantwortung für ihren Ärger. Dennoch war ich zu dieser Zeit sehr stark damit beschäftigt ein Buch zu schreiben und Seminare zu halten. Generell war ich zu dieser Zeit sehr fokussiert und versuchte alle Ablenkungen abzublocken. Verschiedene Personen riefen mich an, um eine telefonische Konsultation in Anspruch zu nehmen, die ich aber als Ablenkung interpretierte. Ich habe darauf hin verlangt, dass diese Personen in Gruppen zusammengefasst werden. Dies habe ich allerdings nicht allen klar kommuniziert, vor allem nicht den neuen Mitarbeitern. Daher könnte meine Rolle in dieser Situation ganz einfach jene gewesen sein, dass ich das Gefühl des „nicht involviert werden“ ausgelebt habe.

Daher scheint meine Rolle in dieser Situation das Gefühl des „nicht involviert werden wollens“ zu sein, sowie mein Mangel an Kommunikation mit meinem Personal. Mein Job liegt darin herauszufinden wie dieses Problem in der Zukunft wieder entstehen kann, und wie ich das vermeide. Es bedeutet, dass ich meinen Wunsch nach weniger Ablenkungen in gewissen Phasen klarer kommunizieren muss (i.e. nämlich dann, wenn der Abgabetermin für ein Buch ansteht). Daher habe ich versucht meine Kommunikationsfähigkeiten gegenüber meinem Personal zu verbessern.

Zweitens wurde mir klar was es mit dem Gefühl des „nicht involviert werden wollens“ auf sich hat. Dieses Gefühl ist bestimmt nützlich, wenn Situationen auftreten in denen ich fokussiert sein sollte, aber ist es immerzu nützlich?

Nein, wahrscheinlich nicht. Daraus lässt sich schließen, dass ich einen Prozess durchlaufe in dem ich mir über dieses Gefühl in mir klar werde. Daher kann ich mich, sollte es wieder auftreten, fragen, ob es in dieser Situation nützlich ist, oder nicht.

Drittens habe ich einen Prozess der mentalen Probe durchlaufen um meinen mentalen Zustand zu ändern, wenn dieser nicht nützlich ist.

Dies sind im Grunde genommen die Schritte, die Sie unternehmen müssen, wenn Sie Fehler vermeiden wollen, speziell wenn die Situation andere Personen involviert und es einfacher erscheint zu fühlen, dass die andere Person die Schuld alleine trägt. Lassen Sie mich noch einmal wiederholen.

  1. Bestimmen Sie Ihre Rolle in dieser bestimmten Situation. Welche Energie haben sie ausgestrahlt, die zu dieser Situation womöglich beigetragen hat?
  1. Wenn Sie das gemeinsame Muster erkennen, dann begeben Sie sich in Ihnen selbst auf die Suche nach bestimmten Gefühlen die jene Energie herbeigeführt haben, die zu dem Problem geführt haben.
  1. Halten Sie sich dieses Gefühl vor Augen, damit Sie darauf vorbereitet sind, wenn es in der Zukunft wieder auftritt. Zu diesem Zeitpunkt können Sie sich fragen: „Ist dies ein nützlicher mentaler Zustand?“
  1. Achten Sie darauf ob es jegliches Verhalten gibt, das Sie nicht gezeigt haben, und das dabei helfen könnte das Problem zu vermeiden. Müssen Sie etwas kommunizieren? Müssen Sie bestimmte Grenzen und Grundregeln definieren?
  1. Schließlich sollten Sie den Prozess der mentalen Probe durchlaufen, der Ihnen dabei hilft Ihren mentalen Zustand zu verändern, damit Sie ihn in Situationen wo er nicht hilfreich ist, ändern können. Mentale Proben werden Ihnen dabei helfen den Zustand zu vermeiden oder ihn zu hinter sich zu lassen, wenn die Umstände nicht passend sind.

Führen Sie diese Übungen immer wieder durch. Betrachten Sie jeden Tag noch einmal und machen Sie sich ein Bild darüber, ob jegliche unerwünschte Situationen aufgetreten sind. In jedem Fall sollten Sie sich fragen, welche Fehler Sie gemacht haben könnten, der zu dieser Situation geführt haben könnte. Wenn Sie sich dazu entschlossen haben zu respektieren, dass Sie tatsächlich einen Fehler begangen haben, dann befolgen Sie die fünf Schritte die ich gerade beschrieben habe.

TJ-Fazit:

In jeder unerwünschten Situation spielt man eine gewisse Rolle. Diese Rolle gilt es herauszufinden.

Wenn man weiß, was die Ursache für einen bestimmten Fehler war, kann man daran arbeiten, ihn in Zukunft nicht mehr zu machen.

Durch mentale Proben kann man bestimmte Zustände in unerwünschten Situationen einfach ausblenden.

Das neue Buch von Van Tharp : [Link "Clever Traden mit System 2.0 - Erfolgreich an der Börse mit Money Management und Risikokontrolle" auf www.finanzbuchverlag.de/... nicht mehr verfügbar]

Dieser Tipp wird erst durch meinen letzten Tipp über das Tragen von Verantwortung möglich. Wenn etwas falsch läuft, dann ist es immer möglich dies zu korrigieren, wenn Sie davon ausgehen, dass Sie ein maßgeblicher Faktor für dieses Problem waren. Wenn Sie sich also tatsächlich als Urheber des Problems erachten, dann können Sie auch jene Schritte unternehmen die notwendig sind, um das Entstehen des Problems in der Zukunft zu verhindern.

Es gibt eine direkte Anwendungsmöglichkeit dieses Tipps in den 10 Tasks of Trading (die 10 Aufgaben beim Trading): Das Durchführen der täglichen Nachbesprechung. Lassen Sie mich zunächst diese Aufgabe wiederholen, und danach zu einer allgemeineren Form übergehen, die einem beim Beheben aller Fehler hilft.

Die tägliche Nachbesprechung

Die tägliche Nachbesprechung findet am Ende des Tages statt, wenn Sie sich eine bestimmte Frage stellen: „Habe ich einen Fehler gemacht oder nicht?“ Ein Fehler tritt immer dann auf, wenn Sie sich nicht an Ihre Trading-Regeln halten (oder wenn Sie gar keine haben). Wenn die Antwort auf die Frage nach den Fehlern „Nein, ich habe keine gemacht“ lautet, dann ist die Rückmeldung ganz einfach. Sie können sich ganz einfach auf die Schulter klopfen. Ich würde Ihnen sogar empfehlen, dass wenn Sie sich an Ihre Regeln gehalten haben, dabei jedoch Geld verloren haben, gleich zwei Mal auf die Schulter klopfen. Sie könnten beispielsweise bei einer Position ausgestoppt worden sein. Doch das gehört zum Trading dazu, auch wenn Sie Geld verloren haben, daher verdient es sich auch zwei Schulterklopfer. Wenn Sie keinerlei Fehler gemacht haben, dann sind Sie jetzt mit der täglichen Nachbesprechung fertig. So einfach ist das.

Wenn Sie allerdings einen Fehler gemacht haben, weil Sie sich nicht an Ihre Regeln gehalten haben, dann müssen Sie diesen Fehler beheben. Hierzu sind einige Phasen notwendig. Zuerst müssen Sie den Fehler identifizieren. Wenn Sie sich beispielsweise nicht erlauben würden mit einem Verlust ausgestoppt zu werden, dann ist das ein Fehler. Ganz einfach weil es sich dabei (hoffentlich) um eine Verletzung Ihrer Tradingregeln handelt. Einen Trade nicht eingegangenen zu sein, den Sie aber eingehen hätten sollen, stellt einen weiteren Fehler dar.

Zweitens müssen Sie feststellen welcher mentale Zustand dazu geführt hat, dass Sie Ihre Regeln verletzt haben. Sie könnten sich beispielsweise ein bisschen „paranoid“ gefühlt haben, weil Sie der Meinung waren, dass der Markt noch Ihren Stopp abräumen wollte. Daher liegt der Fehler im Gefühl der Paranoia.

Im dritten Schritt müssen Sie bestimmen unter welchen Bedingungen der mentale Zustand eingetreten ist, und wie dieser Zustand wieder auftreten könnte. Wenn sich der Markt beispielsweise langsam Ihrem Stopp nähert, Tick für Tick, dann neigen Sie dazu dieses Gefühl wahrzunehmen. Oder vielleicht platzieren Sie gar keine Stopps im Markt, werden jedoch von irgendetwas anderem abgelenkt, das im Laufe des Tages passiert. Es gibt wahrscheinlich drei oder vier dieser Bedingungen.

Der vierte Schritt beim Korrigieren solcher Fehler liegt darin zu erkennen, wie Sie auf solche Situationen in der Zukunft reagieren müssen. Der vierte Band meines Peak Performance Course for Traders and Investors ist voll von Übungen, die Ihnen dabei helfen Ihren mentalen Zustand zu kontrollieren. Finden Sie heraus welche dieser Übungen bei Ihnen am besten funktioniert und wählen Sie dann eine dieser Übungen aus.

Der fünfte Schritt liegt in den mentalen Proben diese Übungen in Situationen durchzuführen, die dazu führen könnten, dass Sie in Zukunft weitere Fehler begehen. Wenn Sie diese Art der mentalen Proben durchführen, dann wird dies für Sie zum Automatismus. Wenn die Umstände eintreten, dann werden Sie nicht darüber nachdenken müssen die Übung durchzuführen. Stattdessen werden Sie sie automatisch durchführen, weil Sie sich darauf trainiert haben, dies zu tun, wenn es notwendig wird.

Diese fünf Schritte sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Sie sich selbst darauf trainieren können Fehler nicht zu wiederholen. Dennoch gibt es immer noch eine starke Annahme die dem zu Grunde liegt: Nämlich dass Sie wissen, was einen Fehler ausmacht. Im Falle von Trading bedeutet es sich nicht an seine Regeln zu halten. Wenn Sie aber gar keine Regeln haben, dann liegt Ihr grundlegendes Problem, das Sie umgehend beheben sollten, darin, gar keine Regeln zu haben.

In der nächsten Ausgabe werden wir über jene Schritte sprechen, die notwendig sind, dass Fehler gar nicht erst auftreten.

TJ-Fazit:

Das Vermeiden von Fehlern entscheidet an der Börse über Erfolg und Misserfolg.

Wer seine Fehler zeitgerecht erkennt, kann an Ihnen arbeiten.

Fehler haben nichts mit Verlusten, sondern nur mit dem Missachten von Regeln zu tun.

Eine Sammlung von Van Tharp Artikeln finden Sie hier :

http://www.godmode-trader.de/wissen/chartlehrgang/index.php?ida=678545

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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