Kommentar
00:00 Uhr, 15.11.2007

Der Spekulationsplan - Einstieg und Ausstieg konsequent planen!

Mancher Spekulant plant seine Einsätze zwar sehr sorgfältig, handelt im Ernstfall aber impulsiv ganz anders. Letztlich erfolgversprechend ist die Aufstellung und disziplinierte Durchführung eines Spekulationsplanes.

Der Spekulationsplan muss in kurzer Form die logischen Gründe für die Eröffnung und Glattstellung einer Position enthalten. Wenn eine Position eröffnet wurde, kann der Preis in der Folge steigen, fallen oder gleich bleiben. Der Plan des Spekulanten sollte Aktionsanweisungen für alle drei Fälle enthalten. Jeder Plan muss Klarheit darüber geben, wann die Position glattgestellt wird. Dies bedeutet die Berücksichtigung der drei genannten Eventualitäten: steigende, fallende und unveränderte Preise. Der Plan muss einen Verlust- und Gewinnausstieg vorsehen.

Für den Fall des Verlustes sollte der Ausstieg durch einen vor Positionseröffnung ermittelten Stopp-Loss-Punkt festgelegt sein (Punkt, an dem bei ungünstiger Marktentwicklung der Aus­stieg erfolgen soll).

Für den Fall der Gewinnentwicklung hängt es von den Zielen und Methoden des Spekulanten ab, wann und wie er Gewinne realisieren will. Neben einer festgelegten Kurshöhe kann auch ein Zeitpunkt als Gewinnmitnahmekriterium dienen. Bei unbeweglichen Märkten wird der Spekulant spätestens zum Liefermonat entscheiden müssen, was er mit seiner Position macht, da er in der Regel nicht mit seinen Futures oder Short-Options in eine Liefersituation geraten will.

Ein solcher Plan ist unbedingt vor Eingehen der Position zu erstellen, da zu diesem Zeitpunkt der „Kopf noch frei“ ist. Man kann dann noch nüchtern die Situation beurteilen und Handlungsanweisungen festlegen. Ist die Position erst einmal eröffnet, ist man nicht mehr frei von Gefühlen (Hoffnung, Angst) oder Einflüssen und Eindrücken vom Marktgeschehen.

Wer sich ein derartiges Grundkonzept zurechtgelegt hat, kann dem Markt ge-lassen entgegensehen. Er ist nicht auf Impulsentscheidungen angewiesen, die unter Druck entstehen und sich eher als falsch denn als richtig erweisen, selten aber gut überlegt sind.

Festzulegen ist außerdem die Mindestgrenze und die Obergrenze der für die Spekulation einzusetzenden Mittel. Das absolute Minimum ist der Optionspreis oder der Margin-Einschuss und die Provision für einen Kontrakt. Das absolute Maximum ist das Gesamtvermögen des Spekulanten. Beide Grenzen sind jedoch für eine überlegte Spekulation unsinnig.

Ein Spekulant, der nur den absoluten Mindestbetrag zur Verfügung hat, sollte auf Spekulationen in Termingeschäften verzichten. Denn falls der Kurs sich entgegen der Erwartung entwickelt, bringt er sich sehr schnell aufgrund der Hebelwirkung in eine gefährliche Situation:

- Er muss seine Position entweder selbst liquidieren, um einen gewissen Prozent­satz seines Einschusses zu retten, oder

- es kommt zur Zwangsliquidierung, wenn nicht rechtzeitig der erforderliche Nachschuss (Margin-Call) erfüllt wird.

Es sollte deshalb zur Spekulation mindestens soviel freies Kapital zur Verfügung stehen, um gegebenenfalls jederzeit die zusätzlich geforderten Sicherheitsleistungen erbringen zu können.

Aus diesem Blickwinkel ist auch eine Spekulation auf Kredit zu sehen. Termingeschäfte mit ihrer großen Hebelwirkung sollten keinesfalls durch Kredite finanziert werden.

Merke:

Eine Grundregel des Geldmanagements lautet, nicht mehr als 20 Prozent des frei verfügbaren Kapitals für Spekulationszwecke zu verwenden. Hiervon sollte höchstens die Hälfte als Einschuss auf eingegangene Positionen geleistet werden. Die andere Hälfte stellt die Reserve für eventuelle Nachschussverpflichtungen oder „Verbilligungen“ dar.

Eine zweite Grundregel besagt, dass häufige kleine Einsätze mit größerer Wahrscheinlichkeit per Saldo zu einem Gesamtgewinn führen, als wenige große Einsätze.

Autor: Christoph Geyer - Wertpapierstratege bei der Commerzbank mit Schwerpunkt Technische Analyse und Derivate. Herr Geyer ist Mit-Autor und -Herausgeber des „Praxishandbuch Börsentermingeschäfte“, erschienen im Gabler-Verlag, erhältlich bei christoph.geyer@t-online.de sowie im Fachbuchhandel

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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