Kommentar
09:00 Uhr, 12.10.2007

Der rekordhohe Ölpreis lässt auch einige osteuropäische Ölaktien interessant erscheinen

Erwähnte Instrumente

  • LUKOIL PJSC
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  • Dragon Oil PLC
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Nach einer Verschnaufpause, die der Ölpreis im zweiten Halbjahr 2007 eingelegt hat, befindet sich die Notiz nun bekanntlich schon seit geraumer Zeit wieder im Aufwind. Erst in der Vorwoche hat der Anstieg den Preis an der Nymex erstmals auf über 80 Dollar und damit eine neue Höchstmarke getrieben.

Und so wie es momentan aussieht, dürfte sich an den hohen Preisen bis auf weiteres auch nichts Entscheidendes ändern. Vielmehr wechseln jetzt auch immer mehr der bisher meistens eher skeptischen Analysten in das Bullenlager und sagen mit Verweis auf sinkende Lagerbestände, eine wachsende Weltwirtschaft und globalen Spannungen steigende Notierungen voraus. So hat Goldman Sachs Mitte September die Jahresend-Prognose für den Rohölpreis von 72 auf 85 Dollar je Barrel angehoben und bei der Unicredit hält man temporär sogar einen Anstieg bis auf 100 Dollar je Barrel für möglich.

Aber selbst wenn die Preise nur auf dem gegenwärtigen Niveau verharren, verdienen viele Branchenvertreter, die ihr Geschäft im Griff haben, trotz der ebenfalls steigenden Kosten sehr gutes Geld. Das gilt nicht nur für die Ölproduzenten, sondern insbesondere für die Raffinerie-Betreiber. Denn diese operieren derzeit mit sehr auskömmlichen Margen und dieses vorteilhafte Umfeld dürfte zunächst Bestand haben. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich erst Recht, einen Blick nach Osteuropa auf die dortigen börsennotierten Branchenvertreter zu werfen. Denn dort werden die Kurse zudem auch noch von Übernahmephantasie gestützt. So versucht momentan bekanntlich bereits die österreichische OMV eine feindliche Übernahme der ungarischen Mol und bei den polnischen Konkurrenten PKN Orlen und Lotos ist ebenfalls ein Zusammenschluss denkbar.

Unipetrol überzeugt fundamental und charttechnisch

Unter der Annahme, dass die Raffinerie-Margen hoch bleiben werden, macht insbesondere die tschechische Unipetrol (ISIN: CZ0009091500, 11,52 Euro) einen interessanten Eindruck. Zu diesem Schluss kommen offenbar auch viele andere Investoren. Denn die Aktie kann mit Rekordkursen und folglich einen intakten langfristigen charttechnischen Aufwärtstrend glänzen. Neben der Charttechnik spricht der angekündigte Verkauf von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Unternehmensteilen für den Wert, weil Fokussierung bei den Börsianern stets gut ankommt und auch die engere Zusammenarbeit mit dem polnischen Mehrheitsaktionär PKN Orlen Früchte trägt und folglich begrüßt wird.

Doch nicht nur das, bei dem Titel stimmen auch die operativen Aussichten und die Bewertung. So rechnen die Analysten der österreichischen Erste Bank damit, dass die Gesellschaft ihren operativen Gewinn von 2006 bis 2010 mit einer jährlichen Rate von im Schnitt 15 Prozent ausbauen kann. Stimmen die Prognosen und Berechnungen der dortigen Analysten, dann ist der Titel zudem im Branchenvergleich günstig bewertet. Und zwar nicht nur gemessen an den osteuropäischen Konkurrenten, sondern auch verglichen mit westeuropäischen Niveau (siehe Tabelle). Auf Basis der für 2008 erwarteten Gewinne wird das KGV für Unipetrol jedenfalls nur auf 8,3 veranschlagt, während es im osteuropäischen Durchschnitt auf 11,2 beziffert wird und für westeuropäische Anbieter auf 10,8. Und auch nach anderen Maßstäben wie dem EV/Ebitda und dem EV/Sales stellt sich der Vergleich positiv zugunsten von Unipetrol dar. Internet-Adresse: www.unipetrol.cz

Russische Ölaktien momentan nicht in der Gunst der Anleger

Günstig bewertet sind auch etliche russische Energieaktien. Das hat mit der seit einiger Zeit anhaltenden schwachen Performance dieser Titel zu tun (siehe Chart). Sollte der zuletzt von den Investoren eher gemiedene russische Markt wieder entdeckt werden, hätten auch die russischen Ölaktien eine Chance auf eine Renaissance. Gebremst wird der Elan hier aber auch durch den zunehmenden Einfluss des Staates auf den Sektor sowie die Tatsache, dass wegen einer entsprechenden Abgabevorschrift an den Staat die russischen Ölaktien nur bedingt von einem steigenden Ölpreis profitieren. Sollte diese Vorgabe allerdings im Jahr 2008, wie teilweise kolportiert wird, gelockert werden, dann könnte dies der Katalysator für eine Neubewertung sein.

Unabhängig davon kann eine Branchengröße wie Lukoil (ISIN: US6778621044, 58,45 Euro) auch jetzt schon als niedrig bewertet bezeichnet werden. Schließlich wird dem Wert nur ein einstelliges KGV zugestanden und wie die in einer nebenstehenden Tabelle abgebildeten Berechnungen von UBS zeigen, ist dies auch im nationalen Vergleich günstig. Als größter nichtstaatlicher Ölkonzern hat Lukoil derzeit aber die Bürde zu tragen, eben nicht staatlich absolut geschützt zu sein und das trägt dazu bei, den Aktienkurs im Zaum zu halten. Davon unbenommen zeigt die geschäftliche Entwicklung aber in die richtige Richtung, wie der jüngste Ergebnisausweis zeigte. Denn im zweiten Quartal ist es gelungen, den Umsatz um 9,9 Prozent auf 20,2 Mrd. Dollar zu verbessern und den Nettogewinn um 8,4 Prozent auf 2,52 Mrd. Dollar zu steigern. Der Chart macht gerade wieder einmal Anstalten, den mittelfristigen Abwärtstrend zu überwinden und wenn das mit Hilfe des hohen Ölpreises endlich einmal klappen sollte, dann wäre das ein sehr ermutigendes Zeichen.

Dragon Oil ist ein spannender Öl-Nebenwert

Wie das Beispiel Lukoil zeigt, haben nicht nur viele Schwergewichte unter den Ölaktien die positive Preisentwicklung beim Ölpreis nur bedingt nachvollzogen. Sogar noch etwas günstiger zu haben als die erwähnten Titel Lukoil und Unipetrol sind trotz der in diesem Jahr bereits eingefahrenen Kursgewinne aus unserer Sicht die Aktien von Dragon Oil (ISIN: IE0000590798, 3,25 Euro). Dahinter steckt ein in Dublin beheimatetes und an der Irischen und an der Londoner Börse gelistetes Unternehmen, das Ölfelder vor Turkmenistan im Kaspischen See betreibt. Der mit Turkmenistan abgeschlossene Vertrag sichert Dragon Oil die Förderrechte bis zum Jahr 2025 zu und beinhalten auch die Exklusivrechte, über eine Verlängerung des Vertrags von mindestens zehn Jahren zu verhandeln. Ende 2006 saß die Firma (mit der Perspektive, die weiter auszubauen) auf geprüften und wahrscheinlichen Ölreserven von 643 Mio. Barrel (Dragons Anteil daran betrug 301 Mio. Barrel) und 3,5 Bio. Kubikfuß an Gasreserven.

Auf die unlängst vorgelegten Geschäftszahlen, die etwas unter den Erwartungen ausgefallen sind, reagiert die Notiz zwar mit Abschlägen. Aber generell betrachtet befindet sich die Gesellschaft auf Wachstumskurs. So ist es im ersten Halbjahr 2007 immerhin gelungen, den Umsatz um 48,5 Prozent auf 213,2 Mio. Dollar zu verbessern und den Gewinn nach Steuern um 42,2 Prozent auf 114,9 Mio. Dollar. Das Wachstum dürfte bis auf weiteres anhalten und wenn man die Schätzungen des russischen Broker Aton Research zu Grunde legt, dann ist der Titel günstig bewertet. Auf Basis deren Prognosen für das Geschäftsjahr 2008 würde sich das KGV jedenfalls nur auf moderate 5,4 belaufen und das EV/Ebitda auf ebenfalls bescheidene 3,0. Vor diesem Hintergrund halten wir es für die wahrscheinlichste Variante, dass der Aktienkurs seinen Aufwärtstrend mittelfristig weiter fortsetzt und demnächst auf neue Rekordkurse klettert. (Internet-Adresse: www.dragonoil.com)

Quelle: Ostbörsen-Report

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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