Der Markt ist tot, lang lebe der Markt
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Die seit August 2007 schwelende Finanzkrise hat sich Ende September 2008 in einen Flächenbrand ungeahnten Ausmaßes verwandelt.
In der Analyse und Aufarbeitung dieser aufgrund ihrer mehr oder weniger gleichen Auswirkungen auf alle globalen Volkswirtschaften historisch beispiellosen Krise steht die Rolle des Marktes als regulierendes System im Mittelpunkt. Handelt es sich hier nicht um ein einziges großes Versagen des Marktes und seiner Akteure?
Konjunktur haben jetzt die Stimmen, die ungezügelte Gier und Gewinnstreben geißeln und die Katastrophe schon immer geahnt haben wollen. Experten können sich des Applauses sicher sein, wenn sie mit dem Finger auf die Banker zeigen und nach drakonischen Regulierungen und staatlicher Planung rufen. Sind das nicht die gleichen Akteure, deren Ministerien für die Aufsicht der Marktteilnehmer zuständig sind und unter deren Augen die absurdesten Dinge geduldet wurden? Die Geschichte verzeichnet rund 40 Blasen, von der Tulpenmanie im 17. Jahrhundert bis zur heutigen Immobilienblase. Somit haben wir es mit einem immer wieder - kehren den Phänomen zu tun. Übertreibungen in beide Richtungen, Panik und Euphorie, sind immer möglich und nur allzu menschlich. Vereinfacht dargestellt sind zwei Faktoren für steigende bzw. fallende Kurse verantwortlich: erstens der Risikoappetit bzw. die Risikoaversion der Investoren und zweitens die guten bzw. schlechten wirtschaftlichen Aussichten. Kommen beide Dinge zusammen, haben wir Bullenmärkte wie von 2003 bis 2007. Manchmal kann eine überzogene Erwartung wie in der „Technology Bubble“ von 1999/2000 alleine einen Boom auslösen. Heute erleben wir eine hohe Risikoaversion und einen schlechten konjunkturellen Ausblick. Die Folge sind deutliche Kursabschläge und Panikverkäufe. Auch wenn dies heute so mancher nicht glauben mag – der Tag, an dem die guten Fundamentaldaten wieder greifen, wird auch dieses Mal kommen.
Die Lehre aus dieser Krise ist nicht, Märkte und Marktmechanismen abzuschaffen. Ordnungspolitische Schnellschüsse müssen unterbleiben. Märkte brauchen jedoch Regeln. Der Schlüssel liegt also in einer schlagkräftigen Aufsicht mit globalen Regularien, Kontrollen und Vorschriften. Nicht nur bei Produkten gilt in der nahen Zukunft, dass Transparenz und Sicherheit Vorrang vor unüberschaubaren Renditechancen haben.
Dennoch ist eines sicher. Die nächste Blase kommt bestimmt.
Autor: Bernhard Langer, Head of Invesco Quantitative Strategies (International)
INVESCO zählt als Teil der AMVESCAP Gruppe zu den führenden Asset Managern weltweit. Zusammen mit den Schwesterunternehmen verwaltet INVESCO weltweit über 470 Milliarden Euro (Stand: 31.5.2008). Über 5.000 Mitarbeiter, darunter rund 500 Investmentspezialisten, sind in 19 Ländern im Einsatz.
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