Kommentar
15:23 Uhr, 16.09.2016

Der Kommunismus ist wieder da

Der Gloom & Doom Prophet schlechthin, Marc Faber, kann mehr als nur Crashs heraufziehen sehen.

In einem Interview von Anfang der Woche setzte sich Marc Faber natürlich auch mit Katastrophenszenerien auseinander. Ein bisschen depressiv kann man schon werden, wenn man Faber zu lange zuhört, denn egal, was in der Welt geschieht, es läuft immer auf den Untergang hinaus.

Immerhin hat der Weltuntergang nicht nur schlechte Seiten. Notenbanken werden unter allen Umständen versuchen den ganz großen Crash zu verhindern. Sie werden daher im Notfall einfach noch mehr Geld drucken und alles kaufen, was ihnen unter die Finger kommt. Aktien würde das enorm befeuern. Sie sind praktisch Sachwerte und erhalten ihren Wert. Hohe Inflation sollte durch Sachwerte ausgeglichen werden.

Kommt es zu einer neuen Geldflut, dann kann der Dow Jones auch auf 100.000 Punkte steigen, so Faber. Viel wichtiger als die wirklich beeindruckende Zahl ist aber das, was geschehen muss, damit es soweit kommt. Um einen solchen Anstieg innerhalb weniger Jahre hinzubekommen müssen die Notenbanken mit aller Gewalt auf die Tasten ihrer Computer einhämmern und frisches Geld schaffen, mit dem sie Assets kaufen.

Durch den Kauf von Assets häufen Notenbanken schon heute Sachwerte an. Die Grafik zeigt die Käufe von ETFs und REITs (Real Estate Investment Trusts) der Bank of Japan. Sie hat inzwischen ca. 100 Mrd. an Aktien über ETFs in ihre Bilanz genommen. Aktuell besitzt sie damit knapp 2 % des japanischen Aktienmarktes (2 % der Gesamtmarktkapitalisierung). Im Einzelfall ist die BoJ bereits größter Einzelaktionär von Unternehmen.

Bei den Käufen von REITs (indirekt kauft die BoJ so Immobilien) hält sich die Summe noch in Grenzen, doch auch hier hat die BoJ praktisch Immobilien im Wert von 3,3 Mrd. Dollar gekauft. Die US-Notenbank steht dem in nichts nach. Durch den Kauf von besicherten Kreditpapieren besitzt sie indirekt zwischen 3 % und 5 % aller Wohnimmobilien der USA.

Was hat das alles mit Kommunismus zu tun? Kommunismus ist die Verallgemeinerung von Vermögen. Je mehr Assets die Notenbanken kaufen, desto mehr des Gesamtvermögens, welches in Immobilien und Unternehmen steckt (und damit auch der Produktion), nehmen sie auf ihre Bilanz. Die meisten Notenbanken sind entweder komplett staatlich oder zumindest teilstaatlich. Praktisch gehören die ganzen Aktien und Immobilien dem Staat und damit der Allgemeinheit.

Früher wurden Personen und Unternehmen enteignet. Heute geschieht diese Enteignung weniger explizit. Es wird Geld aus dem Nichts geschaffen, mit dem Assets abgekauft werden. Wie viel dieses Geld wirklich wert ist, sei dahingestellt.

Man kann die Programme der Notenbanken durchaus als eine Art moderne Sozialisierung von Vermögen betrachten. Fehlt nur noch, dass eine zentrale Stelle auch den Konsum bestimmt. Auch das lässt sich durch Geldpolitik bewerkstelligen, etwa dann, wenn Helikoptergeld eingeführt wird.

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12 Kommentare

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  • 1000Bagger
    1000Bagger

    Ja, wir sind auf dem Weg in eine sozialistische Diktatur wie die Russen 1917. Das Spiel sollten wir nicht mit machen lassen. Raus aus Euro,Nato,EU und Eiführung einer Gold und Silberwährung und Steuern von nicht mehr als 10%. Deutschland ist so produktiv, wir können uns aus jeder Situation herausarbeiten. http://gebert-trade.weebly.com/manifest.html

    08:54 Uhr, 20.09. 2016
  • kopfsache
    kopfsache

    weiter weiter ins verderben, wir müssen leben bis wir sterben...

    ein crack-up-boom müsste inflationsgetrieben sein, anders macht das keinen sinn. und jetzt nochmal das marktwirschafts-1x1. der markt wird bestimmt von angebot und nachfrage. wenn also auf der nachfrageseite die CBs alles kaufen was kommt, so müssten sie dann auch irgendwann der grösste verkäufer sein. darum ist der sozialismus gescheitert, die marktbereinigung fehlte gänzlich.

    das ist die gleiche milchmädchenrechnung wie beim eur/chf. der zirkelschluss war folgender. der kurs steigt auf jeden fall über 1,20, weil die SNB den den ref-kurs über 1,20 hält. die SNB wird die stütze nieeee aufgeben. diese schlipsträger konnten sich einfach nicht vorstellen, dass das markttechnisch einfach nicht funktionieren kann, sie hätten auch den handel einschränken müssen.

    ich bezweifle das sowas funktioniert und bleibe auf diesem niveau an der seitenlinie.

    10:37 Uhr, 19.09. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • tourguide
    tourguide

    Worum es hier mittlerweile geht ist: Welche Notenbank schafft es am meisten Geld zu drucken, um sich so viel wie möglich Sachwerte unter den Nagel zu reißen. Das hat überhaupt nichts mit Volksvermögen zu tun und mit Kommunissmun schon gar nicht. Wenn man die Def. von Marx als Grundlage nimmt!

    10:37 Uhr, 19.09. 2016
  • tourguide
    tourguide

    Weder im Privatleben, noch in einer Volkswirtschaft ist es gut, wenn Banken die Mehrheitseigner von Sachwerten sind. Das kommt nie der Gesellschaft zugute. Es sei denn, man findet es gut, wenn ein Investmentbanker für zig Mio Luxusjachten oder Schmuck kauft!

    10:19 Uhr, 19.09. 2016
  • Unbedingt
    Unbedingt

    Wenn das quasi als Erfüllung eines Naturgesetzes geschieht, behielte Karl Marx doch recht. Mir kriegt eine Gänsehaut!

    08:17 Uhr, 19.09. 2016
  • chris.g
    chris.g

    chris.g: Wieso darf der Staat nicht als Investor auftreten und an der Wertschöpfung der Unternehmen teilhaben ? Solange er nicht als Mehrheits- oder Grossaktionär beginnt z.B. via Einsitz in die Verwaltungsräte Einfluss zu nehmen. Die erzielte Rendite könnte der Steuererleichterung dienen. Kommunismus hingegen war, zumindest als real existierender, nie Verallgemeinerung von Vermögen, sondern bloss Enteignung zuhanden einer willkürlich agierenden staatlichen Bürokratie.

    18:09 Uhr, 16.09. 2016
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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