Analyse
20:16 Uhr, 08.05.2009

Der hässliche Blick in den Rückspiegel

Externe Quelle: Hypovereinsbank UniCredit

Die diese Woche gemeldeten Autokäufe für März waren eine echte negative Überraschung. Angaben der Deutschen Bundesbank zufolge schrumpften sie um rund 6½% gegenüber Vormonat. Im Februar hatten die Autokäufe noch um mehr als 14% zugelegt.

Der jüngste Rückschlag steht in krassem Widerspruch zu anderen Zahlen, die für März veröffentlicht wurden:

– Die Anträge auf Inanspruchnahme der Verschrottungsprämie stiegen innerhalb weniger Tage um mehr als eine halbe Million. Auslöser des "Kaufrauschs" waren Sorgen, dass der von der Bundesregierung vorgesehene Prämientopf von 1,5 Mrd. Euro nicht ausreichen würde3. Wenig später wurde das Volumen von der Großen Koalition auf 5 Mrd. Euro aufgestockt.

– Die Lagerbestände von Neuwagenhändler fielen auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Dies signalisieren Umfragen, die im Rahmen des Ifo Geschäftsklima- Index erhoben werden.

– Die Zulassungen von PKW legten ebenfalls außergewöhnlich stark zu. Mit +40% gegenüber Vorjahr wurde im März der höchste Anstieg seit dem Sommer 1992 verzeichnet. Im April halbierte sich dann der Anstieg auf 20%.

Auch wenn die Gründe für den Rückgang der "offiziellen" Autokäufe im Dunkeln liegen: Die Implikationen für das BIP im ersten Quartal liegen klar auf der Hand. Zusammen mit schrumpfenden Einzelhandelsumsätzen bedeuteten sie eine weitere schwere Belastung für die Konjunktur zu Jahresbeginn. Bislang gingen wir aufgrund der positiven Auswirkungen der Verschrottungsprämie davon aus, dass zumindest die privaten Konsumausgaben den Rückgang des BIP dämpfen können. Diese Annahme ist nicht mehr zu halten. Wir haben deshalb unsere Prognose für das erste Quartal von -2½% auf -3½% weiter nach unten revidiert. Die offiziellen BIP-Zahlen werden am nächsten Freitag in Form einer Schnellschätzung veröffentlicht. Sollte unsere Prognose zutreffen, ist die deutsche Wirtschaft damit innerhalb von drei Monaten so stark geschrumpft wie noch nie. Der höchste Rückschlag wurde bislang zum Jahresbeginn 1987 verzeichnet (-2½%). Damals führte ein außergewöhnlicher harter Winter zu Produktionsausfällen im Baubereich.

Schlechteres Q1 – besseres Q2

Es mag sich paradox anhören: Aber durch den noch stärkeren Rückgang zu Jahresbeginn sind die Chancen für ein besseres zweites Quartal gestiegen. Dafür sprechen drei Gründe. Erstens: Die gestiegenen Autokäufe sollten in Q2 verbucht werden. Dies hilft den privaten Konsumausgaben. Zweitens: Die schlechte Witterung hat die Baukonjunktur Anfang des Jahres – ähnlich wie 1987 – belastet. Im Frühjahr sollte die ausgefallene Produktion wieder wettgemacht werden. Drittens: Die zuletzt gemeldeten Zahlen für Auftragseingänge und Exporte deuten auf ein geringeres Schrumpfungstempo hin. Nach unserer Einschätzung dürfte das BIP deshalb im zweiten Quartal "nur" noch um ½% schrumpfen. Für das Gesamtjahr 2009 ergibt sich ein Minus von 5,8%. Bislang gingen wir von -5% aus. Auch unmittelbar nach der Sommerpause sollte die Rezession zunächst noch anhalten. Ab Herbst dürfte sich die deutsche Wirtschaft jedoch zusehends stabilisieren. Dafür sprechen zum einen vorausschauende Frühindikatoren, die sich zuletzt verbessert hatten. Insbesondere der Lagerabbau der Unternehmen ist bereits weit voran geschritten. Ein geringer Nachfrageimpuls würde deshalb genügen, damit die Produktion in der zweiten Jahreshälfte wieder anspringt. Zum anderen dürfte das Konjunkturpaket II seine Wirkung entfalten.

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