Analyse
17:15 Uhr, 08.09.2016

Der große DAX Dividenden Report (Teil 1)

Viel ist über das Thema Dividenden bereits geschrieben worden. Zeit für klare Fakten. GodmodeTrader hat die 30 DAX-Titel unter die Lupe genommen. In Teil 1 des großen Dividenden Reports besprechen wir die Dividendenzahlungen der vergangenen 10 Jahre. Auf welche Unternehmen war Verlass, welche Konzerne haben enttäuscht?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 10.687,14 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 10.687,14 Pkt (XETRA)

Trader belächeln sie, Investoren dagegen lieben sie: die Dividende. Wenngleich das Thema Dividendenaktien auf dem GodmodeTrader in den vergangenen Jahren zunehmend eine Rolle gespielt hat, geben wir allen Börsen-Einsteigern gerne noch einmal einige kurze Erklärungungen mit an die Hand:

  • Als Dividende bezeichnet man den Teil des Gewinns, den eine Aktiengesellschaft an ihre Aktionäre ausschüttet.
  • Die Dividende wird vom Vorstand vorgeschlagen und auf der Hauptversammlung beschlossen.
  • Die Dividendenzahlung erfolgt in Deutschland zumeist am Tag nach der Hauptversammlung (HV).
  • Um die Zahlung zu erhalten, muss die Aktie also spätestens am Tag der HV gekauft werden.
  • Dividenden unterliegen in Deuschland der Abgeltungsteuer.
  • Kritiker merken zu Recht an, dass die Dividende keinen Vermögenseffekt auslöst. Am Ex-Dividenden-Tag nach der HV fällt die Aktie in der Regel in Höhe der Dividende. Unterm Strich verdient der Anleger also nichts.
  • Was allerdings unterschlagen wird: Die Dividende hat einen Liquiditätseffekt. Mit dividendenstarken Aktien kann ein Anleger passives Einkommen generieren. Das Geld kann er entweder wieder in Aktien reinvestieren oder abziehen.
  • Zudem haben Studien gezeigt, dass das Dividendengap am Ex-Tag in der Regel innerhalb weniger Monate wieder geschlossen wird.
  • Auch wurde in Studien herausgearbeitet, dass dividendenstarke Aktien einen Performancevorteil gegenüber Aktien ohne Dividende in den vergangenen Jahrzehnten aufweisen. Einmal mehr ist hier aber der langfristige Aspekt entscheidend.

Im Rahmen des DAX Dividenden Reports möchte ich für die 30 DAX-Werte einen ausführlichen Überblick geben.

Welche Unternehmen eignen sich für eine langfristige Dividendenstrategie? Welche dagegen sollten Investoren eher meiden?

Basis ist zunächst folgende Liste, die in mühsamer Kleinstarbeit händisch zusammengetragen wurde. Sie enthält die Dividendenhistorien der 30 DAX-Konzerne der Jahre 2006 bis 2016. Um Missverständnissen vorzubeugen: Maßgeblich ist hier das Jahr der Auszahlung, nicht das Geschäftsjahr. Als Datenbasis dient das Fundamentalcharts-Widget unserer Investment- und Analyseplattform Guidants.

Dividendenhistorien der 30 DAX Konzerne (in EUR je Aktie)

2006  2007  2008  2009  2010  2011  2012  2013  2014  2015  2016 
Adidas 0,33* 0,42  0,50  0,50  0,35  0,80  1,00  1,35  1,50  1,50  1,60 
Allianz 2,00  3,80  5,50  3,50  4,10  4,50  4,50  4,50  5,30  6,85  7,30 
BASF 1,00  1,50  1,95  1,95  1,70  2,20  2,50  2,60  2,70  2,80  2,90 
Bayer 0,95  1,00  1,35  1,40  1,40  1,50  1,65  1,90  2,10  2,25  2,50 
BMW 0,64  0,70  1,06  0,30  0,30  1,30  2,30  2,50  2,60  2,90  3,20 
Beiersdorf 0,57  0,60  0,70  0,90  0,70  0,70  0,70  0,70  0,70  0,70  0,70 
Commerzbank 0,50*  0,75*  1,00*  0  0  0  0  0  0  0  0,20 
Continental 1,00  2,00  2,00  0  0  0  1,50  2,25  2,50  3,25  3,75 
Daimler 1,50  1,50  2,00  0,60  0  1,85  2,20  2,20  2,25  2,45  3,25 
Deutsche Bank 2,50  4,00  4,50  0,50  0,75  0,75  0,75  0,75  0,75  0,75  0 
Deutsche Börse 1,05  1,70  2,10  2,10  2,10  2,10  2,30  2,10  2,10  2,10  2,25 
Deutsche Lufthansa 0,50  0,70  1,25  0,70  0  0,60  0,25  0  0,45  0  0,50 
Deutsche Post 0,70  0,75  0,90  0,60  0,60  0,65  0,70  0,70  0,80  0,85  0,85 
Deutsche Telekom 0,72  0,72  0,78  0,78  0,78  0,70  0,70  0,70  0,50  0,50  0,55 
E.ON 2,33  1,12  1,37  1,50  1,50  1,50  1,00  1,10  0,60  0,50  0,50 
Fresenius Medical Care 0,41  0,47  0,54  0,58  0,61  0,65  0,69  0,75  0,77  0,78  0,80 
Fresenius 0,16  0,19  0,22  0,23  0,25  0,29  0,32  0,37  0,42  0,44  0,55 
HeidelbergCement 1,15  1,25  1,30  0,12  0,12  0,25  0,35  0,47  0,60  0,75  1,30 
Henkel Vz.
0,45  0,50  0,53  0,53  0,53  0,72  0,80  0,95  1,22  1,31  1,47 
Infineon 0  0  0  0  0  0,10  0,12  0,12  0,12  0,18  0,20 
Linde 1,40  1,50  1,70  1,80  1,80  2,20  2,50  2,70  3,00  3,15  3,45 
Merck 0,42  0,53  1,60  0,75  0,50  0,63  0,75  0,85  0,95  1,00  1,05 
Munich Re 3,10  4,50  5,50  5,50  5,75  6,25  6,25  7,00  7,25  7,75  8,25 
ProSiebenSat.1  0,44  0,89  1,25  0,02  0,02  1,14  1,17  5,65**  1,47  1,60  1,80 
RWE 1,75  3,50  3,15  4,50  3,50  3,50  2,00  2,00  1,00  1,00  0 
SAP 0,36  0,46  0,50  0,50  0,50  0,60  1,10  0,85  1,00  1,10  1,15 
Siemens 1,35  1,45  1,60  1,60  1,60  2,70  3,00  3,00  3,00  3,30  3,50 
ThyssenKrupp 0,80  1,00  1,30  1,30  0,30  0,45  0,45  0  0  0,11  0,15 
VW Vz.
1,21  1,31  1,86  1,99  1,66  2,26  3,06  3,56  4,06  4,86  0,17 
Vonovia - - - - - - - 0,70  0,78  0,94 

*um Kapitalmaßnahmen bereinigt

** überdurchschnittlich hoch aufgrund von Beteiligungsverkäufen

Auf den ersten Blick sieht man bereits, dass es zuverlässige Zahler gibt, aber auch Unternehmen, die selten eine Dividende ausgeschüttet haben. Dem Kriterium Dividendenkontinuität wollen wir uns daher als erstes widmen, ehe in den weiteren Teilen der Serie zusätzliche Kriterien beleuchtet werden sollen.

Bei der Untersuchung wurden die Unternehmen aufgeteilt. Welche Gesellschaften haben seit 2006 immer Dividende gezahlt? Bei welchen Konzernen war die Dividende stets zumindest konstant? Gibt es Unternehmen, die die Dividende jedes Jahr erhöht haben? Nachfolgend die Ergebnisse:

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Dividendenentwicklung 2006-2016 
Dividendenerhöhungen Dividende unverändert Dividendensenkungen keine Dividende
Adidas 7  2  1  -
Allianz 7  2  1  -
BASF 8  1  1  -
Bayer 9  1  - -
BMW 8  1  1  -
Beiersdorf 3  6  1  -
Commerzbank 3  - - 7 
Continental 6  1  - 3 
Daimler 6  2  1  1 
Deutsche Bank 3  5  1  1 
Deutsche Börse 4  5  1  -
Deutsche Lufthansa 5  - 2  3 
Deutsche Post 6  3  1  -
Deutsche Telekom 2  6  2  -
E.ON 3  3  4  -
Fresenius Medical Care 10  - - -
Fresenius 10  - - -
HeidelbergCement 8  1  1  -
Henkel Vz. 8  2  - -
Infineon 3  2  - 5 
Linde 9  1  - -
Merck 8  - 2  -
Munich Re 8  2  - -
ProSiebenSat.1  7  1  2  -
RWE 2  3  4  1 
SAP 7  2  1  -
Siemens 6  4  - -
ThyssenKrupp 5  2  1  2 
VW Vz. 8  - 2  -
Vonovia 2  - - -

Die Vonovia-Aktie fällt sicherlich etwas aus dem Rahmen, weil sie noch nicht lange an der Börse notiert ist. Dennoch lassen sich einige klare Aussagen tätigen.

  • 22 von 30 DAX-Unternehmen haben seit 2006 stets eine Dividende gezahlt.
  • Die Commerzbank setzte die Dividendenzahlungen dagegen (auch regulatorisch bedingt) ganze 7 Mal aus, Infineon 5 Mal.
  • E.ON und RWE führen die Liste der Dividendensenkungen mit je vier Jahren an.
  • Deutsche Telekom und Beiersdorf hielten die Dividende je sechs Jahre konstant, die Deutsche Bank und die Deutsche Börse je fünf Jahre.
  • Fresenius Medical Care (FMC) und Fresenius sind die Konstanten im DAX. Sie haben in allen 10 Jahren die Dividende erhöht.
  • Man spricht hierbei auch von Dividendenaristokraten.
  • Linde und Bayer erhöhten die Dividende immerhin 9 Mal.
  • Stets die Dividende mindestens gleich gehalten haben nur sieben Unternehmen im DAX: Bayer, FMC, Fresenius, Henkel, Linde, Munich Re und Siemens.

Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl von Dividendenaktien ist die Dividendenkonstanz. Unternehmen, die die Dividende Jahr für Jahr erhöhen, werden Dividendenaristokraten genannt. In den USA spricht man von Dividendenaristokraten erst, wenn die Dividende mindestens 25 Jahre lang erhöht wurde. In Deutschland wird dieses Kriterium aller Voraussicht nach im kommenden Jahr erstmalig von Fresenius erfüllt werden. Wenden wir das Kriterium der Dividendenerhöhungen nur auf die vergangenen 10 Jahre an, sind Fresenius und FMC erste Wahl in dieser Disziplin. Es ist ein Zeichen von Qualität, wenn Konzerne die Dividenden stetig anheben können. Bei konstanten Ausschüttungsquoten bedeutet dies steigende Gewinne und langfristig auch steigende Aktienkurse.

Anleger, sie sich bereits zufrieden geben, wenn die Dividende "nur" konstant bleibt, können sich Aktien wie eine Bayer, Henkel, Linde, Munich Re oder Siemens ansehen. Von all diesen Werten weisen Munich Re und Siemens zudem die höchsten Dividendenrenditen auf. Dazu kommen wir aber noch detailliert im zweiten Teil des großen DAX Dividendenreports.

Auch zeigt die Auflistung sehr gut, dass man mit Blick auf die Dividendenentwicklungen von Depotkrücken wie einer E.ON und RWE rechtzeitig Abstand genommen hätte. Bereits im Jahr 2007 senkte E.ON die Dividende, ein weiteres Mal im Jahr 2012. RWE senkte die Dividenden 2008 und 2010, danach noch einmal 2012 und 2014. Weitere Warnzeichen erhält man, wenn man sich die Ausschüttungsquoten ansieht. Sie zeigen an, ob Unternehmen die Dividenden locker aus dem laufenden Geschäft stemmen können oder ob sie die Dividenden aus Rücklagen, also aus der Substanz, im Extremfall auch durch Aufnahme von Schulden, bezahlen. Auch dazu kommen wir in einem der nächsten Teile.

Fazit: Die "kleinen" Dividendenaristokraten im DAX heißen FMC und Fresenius. Die Flops bei den Dividendenzahlern sind dagegen die Commerzbank und Infineon. Wer nicht auf Einzelwerte, sondern ETFs setzen möchte, kann eine Dividendenaristokratenstrategie beispielsweise mit dem SPDR S&P Euro Dividend Aristocrats UCITS ETF umsetzen. Dieser ETF konzentriert sich auf Dividendenaristokraten in der Eurozone. Der SPDR S&P US Dividend Aristocrats UCITS ETF dagegen deckt US-Werte ab.

Dividendenstrategien setzen im Guidants PROmax Premiumservice zudem mein Kollege Oliver Baron und meine Wenigkeit um. Alles zu diesem Premiumpaket erfahren Sie hier.

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12 Kommentare

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  • Samir Boyardan
    Samir Boyardan

    Sehr guter Artikel wie immer TOP!

    09:54 Uhr, 16.09.2016
  • Ridicule
    Ridicule

    Danke für diesen Artikel zu einem Thema, das man nicht stark genug hervorheben kann. Würde mich freuen, wenn ihr als Abrundung zu diesem Thema auch die US-Seite mit einbinden könntet (nachdem ihr die deutsche abgearbeitet hat). Beide Daumen hoch!!!

    17:54 Uhr, 08.09.2016
  • tschak
    tschak

    Well done! thx

    14:19 Uhr, 08.09.2016
  • Chronos
    Chronos

    1) Gedanke, WOW, ich wüßte aus dem Stehgreif nicht, welche Werte es 10 Jahre im Dax gehalten hat. Ok, so 10-15 würde man aufzählen können.

    2) Park-Aktien wie Dt. Post kommen eigentlich zu schlecht weg. Geringe Vola dafür

    (Steuerfreie Leistung aus dem steuerlichen Einlagekonto KStG)

    Gerade für Leute die im Januar schon den Freibetrag killen.

    3) Ist halt nur der Dax, damit fehlen junge Unternehmen, Vonovia wurde schon angesprochen, mir fällt noch Fielmann ein...

    4) Zinsfluss lässt sich doch schwer umsetzen, gut sind keine Anleihen. Siemens ist da überbewertet.

    Fazit: Taugt vor allem als Filter, was raus muss. Gerade DeuBa, da ist unicredit besser, dann RWE und EoN. Bei mir "flog" so die DTAG.

    13:42 Uhr, 08.09.2016
  • moneymaker22
    moneymaker22

    Sehr Guter Artikel, bei ProSieben Sat 1 könnten sie aber auch für 2013 ein Sternchen zufügen da in diesen Jahr eine Sonderdividende aus Beteiligungsverkäufen in 2012 enthalten war :-)

    11:52 Uhr, 08.09.2016
    2 Antworten anzeigen
  • Octagon2012
    Octagon2012

    Tolle Arbeit! Weiter so

    11:21 Uhr, 08.09.2016
  • Marco Soda
    Marco Soda

    Danke , sehr gut !!!!!

    11:18 Uhr, 08.09.2016

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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