Kommentar
12:51 Uhr, 19.12.2003

Der große Wurf

Nächtelange Sitzungen im Vermittlungsausschuss haben einen niemand befriedigenden Kompromiss zu Steuer- und Arbeitsmarktreform erbracht, der kaum von langer Dauer sein dürfte. Hoffentlich ist man beim Ausbau der privaten Altersvorsorge mutiger.

Die Riester-Rente ist ausufernd bürokratisch und als Instrument zur privaten Altervorsorge bereits jetzt gescheitert, daran lassen die nun sogar rückläufigen Zahlen der Vertragsabschlüsse keine Zweifel. Der namensgebende Minister ist bereits abgetreten, wann wird sein völlig untaugliches Modell beerdigt?

An alternativen Vorschlägen herrscht kein Mangel. So propagiert der Fondsbranchenverband BVI Altervorsorgekonten mit flexiblen, altersabhängigen Mischfonds ohne explizite Rückzahlungsgarantie. Sicherlich ein guter Ansatz, aber in letzter Konsequenz muss noch viel weiter gegangen werden.

Die demografische Entwicklung zwingt uns zu weitaus radikaleren Modellen, wenn wir der Generation der heute 20 bis 40jährigen kein Trümmerfeld überlassen wollen. Eine das Existenzminimum absichernde Grundrente für alle würde trotz schrumpfender Bevölkerung sogar eine signifikante Senkung der Rentenbeiträge ermöglichen, und damit ganz nebenbei die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft entscheidend verbessern.

Wer sich über diese Grundsicherung hinaus eine gewissen Lebensstandard sichern will, soll selbst dafür sorgen. Der Staat sollte sich dabei möglichst heraus halten, abgesehen von der Gewährung von Steuerfreiheit in der Ansammlungsphase, versteht sich. Auch Anreize für Zuschüsse von Arbeitgeberseite sollten geschaffen werden.

Diese steuerbefreiten Beiträge sollten die Anleger in bestehende Fonds oder Versicherungen investieren dürfen, ohne dass Ihnen dabei irgendwelche einschränkenden Vorschriften gemacht werden. Voraussetzung dafür ist andererseits eine Verschärfung der Qualifikationsvoraussetzungen für Anlageberater, damit endlich eine kundenorientierte Beratung die reinen Verkaufsstrategien der Banken und Versicherungen ersetzt.

Dies wäre freilich ein einschneidender (Vorsicht Modewort!) Paradigmenwechsel in Deutschland, schließlich hat Bevormundung hierzulande eine langjährige Tradition und hält einen aufgeblähten Beamtenapparat in Brot und Arbeit.

Dennoch scheint sich bei den jüngeren Generationen die Einsicht durchzusetzen, dass es mit dem Bismarckschen Sozialstaat und der überbordenden , sich gegenseitig blockierenden Macht der Verbände so nicht weiter geht. Die Politik tät gut daran, diese Entwicklung nachzuvollziehen. Sonst dürfte der Aderlass junger, qualifizierter Menschen über Auswanderung zur Welle anschwellen.

Quelle: Morningstar Deutschland

Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen