Der Euro zieht wieder an
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Die vergangene Woche stand unter dem Eindruck einer neuerlichen Eskalation des Terrors. Der Euro zog wiederum kräftig gegenüber dem US-Dollar an und verzeichnete bei knapp 1,20 US-Dollar ein neues Allzeithoch. Die Rentenmärkte zeigten sich von diesen Entwicklungen dagegen relativ unbeeindruckt.
Zum zweiten Mal binnen einer Woche war Istanbul Ziel einer Terrorserie. An den Kapitalmärkten schlug sich die wachsende Verunsicherung in deutlich sinkenden Aktienkursen nieder. An den Bondmärkten war dagegen lediglich ein leichter Rückgang der Renditen zu spüren. Vor allem Staatsanleihen wurden vermehrt als sichere Anlageform nachgefragt, was die Kurse etwas nach oben trieb. In dieses Bild passt auch die Entwicklung am Goldmarkt: Der Goldpreis überwand erstmals seit 1996 die Schwelle von 400 US-Dollar je Feinunze.
Die größte Aufmerksamkeit wurde jedoch der Entwicklung am Devisenmarkt zuteil. Der Euro verzeichnete gegenüber dem US-Dollar mit 1,1980 ein neues Rekordhoch unbeschadet der schärfer werdenden Auseinandersetzungen um die Einhaltung des Europäischen Stabilitätspaktes durch Deutschland und Frankreich. Neben der Zunahme der geopolitischen Unsicherheiten, die traditionell die Nachfrage nach der europäischen Gemeinschaftswährung ansteigen lässt, trugen noch weitere Faktoren zu der Eurostärke gegenüber dem US-Dollar bei. Nach Statistiken des amerikanischen Schatzamtes haben die Kapitalzuflüsse in die USA in jüngster Zeit deutlich nachgelassen. Ausländer haben im September so wenige amerikanische Wertpapiere wie seit fünf Jahren nicht mehr gekauft. Verstärkt wurde die Dollarschwäche darüber hinaus durch die Ankündigung der US-Regierung, gegenüber Textileinfuhren aus China protektionistische Maßnahmen zu ergreifen. Dies wurde als Signal verstanden, dass die Bush-Regierung im Wahljahr nicht zimperlich sein wird, wenn es um den Schutz heimischer Arbeitsplätze geht. Eine weitere Abwertung des Dollar würde gut in dieses Bild passen. Es ist vor diesem Hintergrund nicht auszuschließen, dass der Euro in absehbarer Zeit die Hürde von 1,20 US-Dollar überspringen wird. In unseren internationalen Fonds (z.B. UniRenta, UniRenta net) haben wir unsere Dollarpositionen verringert bzw. gegen weitere Kursverluste abgesichert.
Den Sorgen um eine erneute Zunahme der geopolitischen Risiken stehen anhaltend feste Wirtschaftsdaten gegenüber. Die Signale weisen vor allem in den USA auf Konjunkturerholung hin. Frühindikatoren wie der New York Fed Index und der Philly-Fed-Index gaben die Richtung vor, die Realwirtschaft folgte. Gute Zahlen wurden insbesondere vom Immobilienmarkt gemeldet, wo die Zahl der Baugenehmigungen wie der Baubeginne überraschend stark angestiegen ist. Eine Entspannung zeichnet sich auch am Arbeitsmarkt ab: Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung geht seit mehreren Wochen kontinuierlich zurück. Bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent im Oktober (September: 2,3 Prozent) besteht für die amerikanische Notenbank damit vorerst auch kein Anlass, an der Zinsschraube zu drehen.
Von den wenigen in der Eurozone veröffentlichten Konjunkturzahlen überraschte insbesondere die Aufwärtsrevision der deutschen Auftragseingänge positiv. Statt einer Zunahme von 0,9 Prozent wie ursprünglich gemeldet, weist die endgültige Zahl einen Anstieg von 1,9 Prozent aus. Außerdem wurde auch die deutsche Industrieproduktion im September von ™,2 Prozent gegen Vormonat auf + 0,2 Prozent korrigiert. Dass die hiesige Konjunktur solche binnenwirtschaftliche Impulse gut gebrauchen kann, zeigten die Detailangaben zur BIP-Entwicklung im dritten Quartal. Ohne die kräftige Zunahme der Exporte würde Deutschland weiter in der Rezession verharren, da die inländische Nachfrage nicht vom Fleck kommt. Die Hoffnungen richten sich daher jetzt auf das Weihnachtsgeschäft sowie auf ein mögliches Vorziehen der Steuerreform. Die Inflationsrate in der Eurozone hat im Oktober im Vergleich zum Vormonat wieder etwas nachgelassen. Sie liegt nunmehr wieder bei 2,0 Prozent und entspricht damit dem Zielwert der Europäischen Zentralbank. Änderungen in der Zinspolitik sind angesichts des makroökonomischen Datenkranzes in den kommenden Monaten nicht zu erwarten. An unserer Empfehlung für europäische Kurzläuferfonds (z.B. UniEuroKapital) hat sich daher auch nichts geändert.
Ausblick: In dieser Woche steht eine Vielzahl von Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an. Wir gehen davon aus, dass die Aufschwungsignale eine neuerliche Bestätigung finden. Wie sich dies an den Kapitalmarktmärkten auswirkt, hängt jedoch nicht zuletzt davon ab, ob Terroranschläge oder unerwartete Ereignisse im Irak die Unsicherheiten unter den Marktteilnehmern noch weiter verstärken.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Juni 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 3,9 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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