Kommentar
15:03 Uhr, 11.03.2009

Der „Euro Star“ - mehr als ein Karussell auf dem Jahrmarkt

Erwähnte Instrumente

  • Euro / Star Garant Zertifika
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Während Zertifikate nach der Lehman-Pleite und den massenhaften Barrierenverletzungen infolge des Crashs an den Aktienmärkten im vergangenen Jahr besonders in der Kritik standen, gab es noch einen weiteren dafür umso überraschenderen Verlierer: Die aktiv gemanagten Aktienfonds. Denn statt aus der misslichen Lage wie eigentlich angestrebt, noch das Beste herauszuholen, tauchten „hochgeratete“, selbst sehr breit aufgestellte Produkte reihenweise ab und konnten dabei vielfach kaum mit ihrer Benchmark Schritt halten. Dies ist zwar kein grundsätzlich neues Phänomen, doch hätten sich die Anleger zumindest in der schwersten aller Krisen wenigstens einen gewissen Mehrwert von den hoch bezahlten Finanzexperten versprochen. Leider war dem nicht so. Kaum verwunderlich, dass sich auch der von der Branche bereits verbuchte große Reibach aus dem Abgeltungssteuergeschenk nicht einstellte und ganz im Gegenteil sogar viele enttäuschte Investoren ihre Anteile zurückgaben und gegen ebenfalls steuerbegünstigte passive ETFs eintauschten.

Keine guten Karten also für Papiere, die auf das aktive Management setzen, möchte man meinen. Doch zumindest für die Landesbank Berlin noch längst kein Grund den Wettstreit eines gleichgewichteten Baskets bestehend aus fünf europäischen Aktienfonds mit der Benchmark Euro STOXX 50 Performance-Index nicht anzunehmen. So geschehen Mitte Dezember vergangenen Jahres im Rahmen der Emission des Euro Star Garant-Zertifikates, das in bester Alpha-Manier einer anfänglichen Long-Position im GLG European Equity Fund D, H&A Lux Equities Value Invest B, Invesco Pan European Structured Equity Fund A, JP Morgan Europe Dynamic Fund A und MEAG Euroinvest A eine entsprechende Short-Position in der Euroland-Benchmark gegenüberstellt. Genaugenommen werden die beiden entgegengesetzten Investments sogar jeweils um das 1,5-Fache gehebelt, was die Überzeugung des Emittenten von der eingesetzten Strategie zusätzlich untermauert. Darüber hinaus wird das aufgrund des marktneutralen Ansatzes faktisch nicht eingesetzte Kapital gleichzeitig am Geldmarkt zum EONIA-Satz abzgl. 0,5 Prozent verzinst. Um den Diversifikationseffekt auch bis zum Laufzeitende des Zertifikats im Dezember 2014 aufrecht zu erhalten, wird die Gewichtung der fünf Fonds jedes Jahr auf ein gleiches Maß zurückgefahren und diese bei Bedarf sogar ganz ausgetauscht.

Soweit der Strategieteil des Papiers. Da es sich hier gleichzeitig auch noch um ein Garantie-Produkt handelt, hat man sich bei der LBB für einen dynamischen Kapitalschutz-Mechanismus entschieden, der erst bei einem anhaltenden Versagen der Alpha-Komponente zum Einsatz kommt. So wird im Falle eines Falles schon elf Prozent oberhalb des aktuellen Wertes der zur Garantiesicherung am Laufzeitende notwendigen Nullkuponanleihe die Reißleine gezogen und die Strategie für tot erklärt, damit in jedem Fall bei Fälligkeit die Tilgung zu mindestens 100 Euro möglich ist.

Die Performance des „Euro Star“ seit Emission von bislang rund elf Prozent kann durchaus überzeugen und wird zumindest in diesem kurzen Zeitraum dem anvisierten Ziel der Landesbänker gerecht, eine positive Rendite sowohl in steigenden als auch in fallenden Märkten zu erzielen, die sich mit einem Plus von ca. 40 Prozent auch schon bei einer Rückrechnung des Emittenten seit Dezember 2000 ergeben hatte. Anlegern, die die hohe Geld-/Briefspanne von derzeit 2,70 Prozent um einen Euro reduzieren möchten, steht für dieses Produkt bis zum 31. des Monats noch eine Aktion beim S-Broker ab einer Mindestanlagesumme von 1.000 Euro offen, bei der zusätzlich das Transaktionsentgelt entfällt. Als weitere Kosten werden dem Strategie-Index jährlich insgesamt 2,5 Prozent für Verwaltung und Finanzierung entnommen.

Der BörseGo Tipp:
Das Zertifikat konnte die Erwartungen bislang voll erfüllen und Fondskritiker Lügen strafen. Sollte die Entwicklung so weitergehen und das Papier auch bei einer möglichen Erholung an den Aktienmärkten überzeugen, könnte es mittelfristig in Form einer Beimischung durchaus als stabilisierendes Element in einem Depot fungieren, wobei die Kostenkomponente allein für die Zertifikate-Konstruktion nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Außerdem sollten Neueinsteiger auf dem aktuellen Niveau den nicht mehr in voller Höhe vorhandenen Kapitalschutz beachten.

Euro Star Garant-Zertifikat
Emittent/WKN: Landesbank Berlin / LBB2Y0
Laufzeit: 30.12.2014
Preis: (10.03.2009) Geld / Brief: 111,02 € / 114,02 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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