Kommentar
09:09 Uhr, 17.02.2004

Der Euro nähert sich seinem Allzeithoch

Die Rentenmärkte der Eurozone und der USA gingen in der Vorwoche im Gleichschritt. Unerwartet schwache Konjunkturdaten aus Übersee hatten daran wesentlichen Anteil. Der Euro näherte sich zwischenzeitlich seinem Allzeithoch, um dann wieder einen Teil seiner Gewinne abzugeben. In dieser Woche dürften vor allem Konjunktur-Frühindikatoren die Märkte beeinflussen.

Die am Donnerstag und Freitag der letzten Woche veröffentlichten US-Konjunkturdaten waren überraschend schwach. In den Vereinigten Staaten nimmt die Zahl der Beschäftigten deutlich langsamer zu als prognostiziert. Eine negative Überraschung war auch die Entwicklung des Verbrauchervertrauens. Nach einer Umfrage der Universität Michigan gab die Stimmung unter den Konsumenten im Februar um 11 Punkte auf einen Wert von 93,1 nach. Das Gros der Marktteilnehmer hatte eine Indexzahl von über 100 Punkten erwartet. Dabei hat sich sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage als auch die Erwartungen unter den Verbrauchern eingetrübt. Die ernüchternden Konjunkturzahlen gaben dem US-Rentenmarkt Rückenwind, in dessen Sog auch die Renditen an den hiesigen Bondmärkten weiter nachgaben. Beiderseits des Atlantiks rentieren zehnjährige Staatsanleihen nur noch knapp über vier Prozent ein angesichts der freundlichen Wirtschaftsaussichten sehr niedriger Wert. Neben dem eingetrübten konjunkturellen Umfeld sorgte auch die Rhetorik Alan Greenspans für eine gelöste Stimmung an den Rentenmärkten. Der amerikanische Notenbankchef ließ in einer Rede durchblicken, dass Zinserhöhungen noch nicht auf der Tagesordnung stehen. Und da auch die Europäische Zentralbank keinerlei Anstalten macht, die Leitzinsen in absehbarer Zeit zu erhöhen, bleiben die Geldmarktzinsen niedrig.

Schließlich waren auch die US-Handelsbilanzdaten für Dezember schlechter als zunächst angenommen. Mit einem Minus von 42,5 Mrd. US-Dollar fiel das Defizit sogar noch spürbar höher aus als befürchtet, woraufhin der Euro kurzzeitig bis auf knapp 1,29 US-Dollar kletterte. Die Ergebnisse des G7-Gipfels konnten dabei nicht den Aufwertungsdruck vom Euro nehmen. Unverhohlen wird von US-Seite die Dollarschwäche als Mittel zur Verringerung des Leistungsbilanzdefizits angesehen. Vor diesem Hintergrund könnte sich die EZB in nicht allzu ferner Zukunft genötigt sehen, der japanischen Notenbank zu folgen und ebenfalls am Devisenmarkt zu Gunsten des US-Dollar zu intervenieren. Da die Zentralbanken die im Rahmen eines solchen Dirty Floating angekauften Dollar regelmäßig zu einem überwiegenden Teil in US-Treasuries anlegen, dürften auch die mittleren und längeren Laufzeiten amerikanischer Staatsanleihen vorerst niedrig bleiben. Neben möglichen Eingriffen am Devisenmarkt und der nach wie vor unsicheren Lage am Arbeitsmarkt erschwert auch die im November stattfindende Präsidentenwahl in den USA gegenwärtig einigermaßen verlässliche Zinsprognosen. Aus fundamentaler Sicht spricht jedoch vieles für steigende Renditen am langen Ende, wobei der Renditezuwachs angesichts der deutlich besseren Konjunkturaussichten in den USA höher ausfallen sollte als in der Eurozone. Die jüngsten Inflationsdaten aus Spanien signalisieren zudem einen weiter nachlassenden Preisdruck in Euroland, was die Rentenmärkte zusätzlich unterstützen sollte. Wir empfehlen vor diesem Hintergrund weiterhin vor allem Euro-Kurzläufer.

Ausblick: In dieser Woche dürfte in Deutschland insbesondere die Veröffentlichung des ZEW-Index Aufmerksamkeit erregen. Die zugrundeliegende Befragung von Analysten und Volkswirten gilt als ein wichtiger Frühindikator für eine weitere konjunkturelle Belebung. Die zuletzt günstige Entwicklung in der Industrie sowie am Aktienmarkt könnte erneut für einen leichten Anstieg sorgen. Von den in den USA publizierten Daten stehen die Industrieproduktion sowie die Baubeginne und genehmigungen im Mittelpunkt des Interesses. Nach dem überraschenden Rückgang des Verbrauchervertrauens sollten die zur Veröffentlichung anstehenden Frühindikatoren einen Hinweis darauf geben, wie robust der US-Aufschwung tatsächlich ist. Bei einer deutlichen Abschwächung der Indikatoren könnte es zu Zweifeln hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Konjunkturbelebung kommen, was die Rentenmärkte zumindest kurzfristig stützen dürfte.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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