Kommentar
22:45 Uhr, 22.02.2007

Der Einstieg - Er ist nicht so wichtig wie Sie glauben

Tom Basso (der in New Market Wizards erwähnt wird) und ich hielten vor einiger Zeit einen Systemworkshop ab, hoben aber dennoch die Wichtigkeit von Psychologie, Exits und Positionsgrößen besonders hervor. Aufgrund dieses Umstands fragte ein Teilnehmer des Workshops, „bedeutet das, dass man auch Profite machen kann, wenn der Einstieg zufällig erfolgt?“ Tom erwiderte, dass er sich darüber zwar noch keine Gedanken gemacht hatte, aber zu Hause seine Exits und seine Positionsgrößenbestimmung unter einem zufälligen Einstiegssystem testen würde. Und wie sich herausstellen sollte, war es tatsächlich erfolgreich.

Da ich von dieser Idee sehr angetan war, beschloss ich ebenfalls einen Beweis anzutreten. Ich entwickelte daraufhin ein System, dass 10 Rohstoffe über einen 10-Jahres-Periode tradete. Alle 10 Positionen waren permanent im Markt. Das heißt, dass sobald eine Position glattgestellt wurde, unmittelbar eine neue Position im selben Basiswert aufgebaut wurde. Die Entscheidung, in welche Richtung die neue Position eingegangen wurde, traf ich per Münzwurf. Ich inkludierte auch 100 $ für Slippage und Kommissionen für jeden einzelnen Trade. Ich musste also enorme Kosten tragen, und zusätzlich mit einem zufälligen Einstieg arbeiten.

Wenn Sie sich mit der Idee des zufälligen Einstiegs auseinandersetzten, werden Sie bemerken, dass Sie eigentlich jeden Vorteil aufgeben, den Ihr persönliches System aufweist. Die einzig mögliche Alternative um Geld zu verdienen, lag nun also darin, ab und zu von einem starken Trend zu profitieren, und sicherzustellen, dass die Verluste nicht zu groß werden, sowie angemessene Positionsgrößenbestimmung durchzuführen.

Die exakten Details der zufälligen Einstiegsstudie hebe ich mir für die nächsten Tipps auf (wenn wir über Exits und Positionsgrößenbestimmung reden werden). Alles was Sie jetzt wissen müssen ist, dass meine Resultate sich mit denen von Tom Basso deckten. Die Methode hat konstant Geld verdient. Es war zwar kein Vermögen, und man musste wirklich schlimme Phasen des Drawdowns durchleben. Aber insgesamt verdiente das System über diese 10-jährige Periode Geld.

Warum machen Anleger also so viel Wind um den Einstieg? Die Menschen haben eine Gehirnwäsche hinter sich, die ihnen vormacht, dass Investment- bzw. Tradingerfolg von der Wahl der richtigen Aktie abhängt. Das tut er jedoch nicht!

Lassen Sie mich über meine allererste Aktie erzählen, die ich im Alter von 16 Jahren gekauft habe. Ich fand die Aktie, die das höchste Gewinnwachstum entsprechend dem Jahresrückblick von 1961 im Fortune Magazine aufwies. Darüber hinaus waren auch noch weitere Nachforschungen in diese Entscheidung inkludiert, jedoch kein genau definierter Einstieg. Irgendwann kaufte ich dann 100 Aktien für insgesamt 800 $. Hier lag mein Einstieg. Danach beobachtete ich, wie die Aktie auf 20 $ stieg, jedoch schnell wieder auf den alten Preislevel zurückfiel. Schlussendlich fiel die Aktie dann auf einen Wert von 0, und ich bin mir sicher, dass viele von Ihnen schon einmal dieselbe Erfahrung gemacht haben.

Sie könnten jetzt natürlich behaupten, dass ich die falsche Aktie gekauft hatte. Ich hätte ja auch Microsoft und Berkshire Hathaway kaufen, und mit meinen 800 $ ein Vermögen machen können. Doch für jede dieser erfolgreichen Aktien gibt es 1000 Aktien, die ganz einfach verschwinden – inklusive vieler Fortune 500 Aktien. Was ich aber tatsächlich machte, war alle wichtigen Regeln ignorieren, die ich nun all meinen Schülern beibringe, weil ich ganz einfach davon überzeugt war, dass die richtige Aktie ausgewählt zu haben, schon ausreichend war um Erfolg zu haben. Ich hätte ganz einfach einen 25 % Trailingstopp verwenden können. In diesem Fall wäre mein maximales ursprüngliches Risiko bei 200 $ (einem 25 % Einbruch) gelegen. Als die Aktie auf 20 $ gestiegen war, hätte mich der Trailingstopp bei 15 $ verkaufen lassen. Ich hätte insgesamt 700 $ verdient, also einen Gewinn von 3,5 R realisiert. Ich habe also nicht die falsche Aktie gewählt, sondern ganz einfach nicht die Regeln gekannt, um Geld zu verdienen.

Lassen Sie mich diese Aussage noch einmal wiederholen. Erfolg hängt nicht von der Wahl der richtigen Aktie ab. Von den ursprünglichen 30 Dow Jones Industrial Aktien, ist lediglich eine einzige übrig geblieben, und zwar General Electric. Die meisten wurden aus dem Index geschmissen, gingen Pleite, oder wurden von einer anderen Firma geschluckt. Und genau dies passiert mit den meisten Unternehmen. Die richtige Aktie zu wählen, und diese bis zum eigenen Tod zu halten, ist nicht die magische Formel zum Erfolg.

Dennoch scheinen heute sehr viele Anleger diese Tendenz aufzuweisen. Sie versuchen die richtige Aktie zu finden, und suchen nach dem perfekten Einstieg. Für diejenigen von Ihnen, die ebenfalls diese Tendenz aufweisen, möchte ich Kapitel 9 meines überarbeiteten Buchs „Trade your way to financial freedom“ nahe legen, wo Sie alles über den Einstieg nachlesen können. Hier bespreche ich Channel Breakouts, gleitende Durchschnitte, Mustererkennung, Vorhersagen, Volatilitätsausbrüche, Oszillatoren und so weiter, weil es im Laufe der Jahre so viele verschiedene Einstiegssignale geschafft haben, sich zu etablieren. Der Schlüssel liegt darin zu erkennen, dass der Einstieg nicht der wichtigste Teil Ihres Tradings ist, denn das ist er nicht. Wie wir bewiesen haben, ist es sogar möglich Geld zu verdienen, wenn der Einstieg vollkommen vom Zufall abhängt.

TJ-Fazit:

Money Management, Positiongrößenbestimmung und die Wahl des Exits können genügen, um mit einem Tradingsystem Geld zu verdienen.

Der Einstieg ist nicht unmittelbar für den Erfolg eines Trades verantwortlich.

Das Planen eines Trades, und Umsetzten dieses Plans ist unabdingbar, wenn man langfristig erfolg haben will.

Autor: Van K. Tharp, Ph.D. Dieser Fachartikel wurde im Tradersjournal veröffentlicht.

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