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14:41 Uhr, 05.10.2001

Der Dow kommt nach Deutschland

US-Anleger hätten schon lange die Möglichkeit, so heißt es bei den Analysten von FC Research, sich mittels sogenannter "Diamonds" direkt an der Wertentwicklung des Dow Jones Industrial Index zu beteiligen. "Diamonds" - so nenne man nämlich passive Indexfonds auf den Dow Jones, die neben den "Spiders" - das Pendant für den S&P 500 - in Amerika durchaus eine beliebte Anlageform seien. Für heimische Anleger hätte es bislang nur die Möglichkeit gegeben, diese Anlageform über Indexzertifikate nachzubilden, und dies auch noch nicht seit langer Zeit. Doch mit der kürzlich erfolgten Neueinführung eines Dow-Jones-Indexfonds (WKN 628939) an der Frankfurter Indexbörse XTF bekämen nun auch deutsche Investoren die Möglichkeit, direkt und zielgenau auf den wohl allen Anlegern gut bekannten Dow zu setzen, was das Anlagespektrum nicht nur an der Indexbörse selber, sondern sicherlich auch auf den gesamten hiesigen Kapitalmarkt bezogen sinnvoll erweitern würde, wie sich die Analysten sicher sind.

Faszination übe der Dow nicht nur dadurch aus, so heißt es weiter, dass er die 30 Top-Werte der US-Wirtschaft und damit letztlich der gesamten Weltwirtschaft zusammenfasse. Sondern gerade in den letzten Jahren habe der Dow auch durch eine erstaunliche Stabilität auf sich aufmerksam gemacht, bemerken die Analysten. Bis zum September mit seinen entsetzlichen Ereignissen hätte sich der Dow nahezu drei Jahre lang seitwärts bewegt. Besonders die Entwicklung seit Frühling 2000 sei bemerkenswert, finden die Analysten, da zu diesem Zeitpunkt an den übrigen Börsen bekanntlich die große Baisse begonnen hätte, die bis heute anhalte. Der Grund für diese Stabilität der 30 größten US-Werte sei dabei leicht auszumachen - man müsse nur den Kursverlauf des Dow mit der Entwicklung des S&P 500 Value Index vergleichen: Was den Dow hoch gehalten habe, seien die Substanztitel unter den Indexmitgliedern gewesen, die sich im Vergleich zu anderen nationalen Indizes wie beispielsweise dem DAX überdurchschnittlich zahlreich im Dow Jones vertreten fänden. Value-Aktien lägen wegen ihrer guten Performance in der Baisse derzeit voll im Trend, stellen die Analysten fest, und so komme dem Dow jetzt zugute, dass er ein so altmodischer Index sei. Ironischerweise mache ihn dies aktuell nämlich zu einem der "modernsten" Märkte. Nicht nur werde seine Zusammensetzung nur sehr langsam und behutsam angepasst - die letzte große Neuordnung wäre im Jahr 1999 erfolgt, erinnern die Analysten. Sondern seine Berechnungsmethode sei auch gnadenlos antiquiert, weil die Indexmitglieder nicht nach ihrer Marktkapitalisierung gewichtet seien, sondern der "Dow Jones Industrial Average", wie der Dow vollständig heiße, wirklich nur ein simpler, von jedem Grundschüler auszurechnender Durchschnittswert der enthaltenden Aktienkurse sei. Diese Antiquität sei dem Dow in den letzten Börsenjahren nun zugute gekommen, da die Value-Titel unter den Indexwerten sich so im Index überdurchschnittlich gut hätten entfalten können, und nicht durch die immer noch weit höhere Marktkapitalisierung der Hightech-Titel an die Wand gedrückt worden wären.

Doch nicht nur der hohe Anteil an Substanzwerten mache den altehrwürdigen Dow - immerhin sei er der älteste der heute noch bedeutsamen globalen Börsenindizes - heute wieder modern, so die Analysten weiter. Auch die Branchenmischung des Index sei nach wie vor ungeschlagen gut. Im Dow befänden sich Ölwerte, Rohstofftitel, Chemiekonzerne, Fahrzeug- und Maschinenbauer, Konsumwerte, Einzelhandelsfirmen, Pharmakonzerne, Telekommunikationstitel, Technologieaktien, Großbanken und nicht zuletzt breit aufgestellte Mischkonzerne. Und so gut wie alle diese Titel seien auf ihren Gebieten Weltmarktführer. Kaum ein anderer nationaler Index weise wohl eine so gute Mischung auf, die dazu auch noch so viel "Weltwirtschaft" in einen Index bündele, meinen die Analysten, auch dies mache den Dow einzigartig in der Welt. Im Endeffekt habe diese Mischung den Dow-Freunden in den letzten 20 Jahren jedes Jahr im Schnitt eine Rendite von 12,5 Prozent gebracht, rechnen die Analysten vor. Mehr dürfe man auch von einem guten Fonds nicht erwarten, und da ein Index-Investment einfacher und kostengünstiger sei als die aktive Geldanlage über von Fondsmanagern betreute Investmentprodukte, erscheine der Dow durchaus als ernstzunehmende Alternative für die langfristige Kapitalanlage. Der breiter gefasste S&P 500 hätte Jahr für Jahr im Übrigen einen knappen Prozentpunkt weniger Rendite gebracht als der Dow, bemerken die Analysten. Nicht immer bringe ein Mehr an Diversifizierung also langfristig auch ein Mehr an Rendite, lautet ihr Kommentar zu dieser Beobachtung, und scheinbar sei die Mischung der 30 Dow-Titel so perfekt, dass selbst diese vergleichsweise geringe Aktienauswahl auch langfristig ein besseres Investment sei als eine breite Streuung über 500 Werte wie im S&P 500.

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