Kommentar
11:26 Uhr, 02.04.2007

Der Dividendeneffekt – Blue Chips sind alles andere als langweilig

Ich möchte in meinem heutigen Artikel einmal den Einfluss von Dividendenzahlungen auf die Performance eines Aktienfonds untersuchen. Denn Aktien mit hoher Dividendenrendite sind meist die Blue Chips, zumindest Unternehmen mit einem stabilen Gewinn. Denn zumindest bei deutschen Untenehmen gilt der Grundsatz der Dividendenkontinuität. Will heißen: Die Dividende soll möglichst konstant gehalten werden. In sehr guten Jahren wird daher eher etwas weniger, in schlechten Jahren vergleichsweise mehr ausgeschüttet. Untersuchungen zu Folge machen Dividenden langfristig ungefähr 50 Prozent der Aktiengewinne aus. Das Risikoprofil und die Volatilität sind dabei niedriger als die vergleichbarer Anlagen.

Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass die Umschlagshäufigkeit dividendenstarker Aktien im Durchschnitt nur halb so hoch ist wie die von Aktien ohne Dividendenzahlung. Die geringere Volatilität von Dividendenpapieren wird damit erklärt, dass regelmäßige Ertragsströme und hohe Dividendensummen zu einer strikteren Kapitaldisziplin auf Unternehmensseite beitragen. Institutionelle Investoren werten dies als ein Indiz für Qualität.

Der Spagat zwischen Investition und Dividendenausschüttung

Es gilt aber auch, Augenmaß bei der Höhe der Dividende zu wahren. Denn die Dividende wird aus Zahlungsmittelüberschüssen geleistet. Diese gehen dann aber für Investitionen verloren. Damit wird auch klar, warum gerade kleinere Unternehmen oder solche, die sich im Aufbau- bzw. Wachstumsprozess befinden, zu Gunsten notwendiger Investitionen ganz auf die Dividende verzichten – oder verzichten müssen. Die Aufgabe der Fondsmanager von Fonds, die etwa in Blue Chips investieren ist es also, Unternehmen zu finden, denen es gelingt, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Dividendenausschüttungen und Investitions- bzw. Akquisitionsausgaben zu finden. Denn die Dividende darf auch nicht auf Kosten der Wachstumsmöglichkeiten erfolgen, etwa wenn die Unternehmensleitung bei Aktionären durch eine Dividendenerhöhung für „gute Stimmung“ sorgen will.

Vorteile einer Dividendenstrategie als Selektionskriterium

Wirtschaftliches Wachstum und die Dynamik bei der Gewinnentwicklung der Unternehmen könnten sich im weiteren Verlauf des Jahres eher abschwächen. In einem solchen Umfeld entwickeln sich Aktiengesellschaften mit stabilem Wachstum und beständigen Einnahmen häufig besser als der Gesamtmarkt. Unternehmen mit konstanter Dividende verfügen in der Regel über eine hohe Liquidität, der Schuldenstand ist angemessen, die Bilanzen sind in guter Verfassung. Die liquiden Mittel können für Reinvestitionen oder für Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe genutzt werden– beides ist die Grundlage für zukünftiges Wachstum und damit auch für die zukünftigen Dividendenzahlungen Die Ausschüttungsquoten liegen auf einem sehr angemessenen Niveau (zum Beispiel in Europa unter 43 Prozent und in den USA mit 31 Prozent sogar noch niedriger). Sie haben sich in den letzten zwei Jahren sogar verringert. Damit besteht also Spielraum für ein weiteres Wachstum der Dividenden.

Verhindern Dividendenzahlungen das Unternehmenswachstum?

Ein häufig vorgebrachtes Argument, stimmt aber in der Regel nicht. Fondsmanager schauen auf das Gleichgewicht zwischen Auszahlungssumme und Reinvestition.

Denn: - Ein Unternehmen, das 100 Prozent seiner Erträge an die Aktionäre ausschüttet (per Dividende oder Aktienrückkauf), investiert nicht in sein Geschäft und schränkt das zukünftige Wachstumspotenzial offensichtlich ein.

Aber: - Die Ausschüttung eines Teils der Erträge an die Aktionäre ist eine gute Managementstrategie. Studien haben gezeigt, dass es zwischen der Zahlung einer Dividende und der Eigenkapitalrendite einen positiven Zusammenhang gibt. Da die Dividendenzahlung von den Managern eine größere Kapitaldisziplin fordert, scheint die Verwendung des restlichen Kapitals zu besseren Ertragsergebnissen zu führen. . Im Laufe der Zeit führen sinnvolle Investitionen zu höheren Erträgen und steigenden Aktienkursen und damit zu höheren Dividenden.

Allerdings:
- Der Markt sollte aus dem Expansionswahn Ende der neunziger Jahre gelernt haben: Viele Investitionen haben damals nicht einmal die Kapitalkosten eingebracht und hätten besser unterbleiben sollen.

Sind dividendenstarke Aktien besonders zinssensitiv?

Generell Ja, zwischen dividendenstarken Aktien und Zinsen besteht eine Beziehung, denn je höher die Anleiherendite ist, desto weniger attraktiv ist die Dividendenrendite der Aktien. Investoren könnten also dann diese Aktien verkaufen und zu Anleihen greifen, wodurch der Aktienkurs leiden würde.

Vom Zinsanstieg am stärksten betroffen sind so genannte "Bond Proxies" (beispielsweise Versorgertitel), die anleiheähnliche Eigenschaften haben. Eine Dividendenstrategie sollte sich stattdessen auf dividendenstarke Aktien konzentrieren, die außerdem ein stabiles und nachhaltiges Wachstum aufweisen, da diese von Zinsänderungen weniger betroffen sind.

Sind Dividendenfonds zu wenig diversifiziert?

Dies ist nicht ganz falsch. Es stimmt, dass es in Sektoren wie Versorgung, Telekom, und Finanzen traditionell mehr dividendenstarke Aktien gibt, Sie kennen den Ausdruck „Witwen und Weisen Papiere“. Aber die Konzentration auf die Aktionärsrendite in den letzten Jahren hat dazu geführt, dass Unternehmen in allen Sektoren des Marktes den Einsatz ihrer liquiden Mittel überdenken. Es ist jetzt möglich, dividendenstarke Aktien aus einer Reihe von Branchen zu erhalten, um eine breite Diversifizierung in einem Fonds sicherzustellen. Insbesondere Europa und auch manche Schwellenmärkte haben die Erhöhung und Einführung von Dividenden erlebt. Dem „Shareholder-Value-Gedanken“ sei Dank.

Mein Portfolio Tipp: Aufgrund des niedrigeren Risikoprofils und der geringen Volatilität tragen Dividendenfonds zur Verbesserung des gesamten Risiko-Rendite-Profils des Aktienanteils eines Portfolios bei. Sie sind eine ideale Ergänzung für Produkte mit höherem Risiko, wie zum Beispiel asiatische Aktienfonds oder BRIC-Fonds. Ein aktiv verwalteter Fonds mit gutem Management wird auch außerhalb der traditionellen renditestarken Sektoren wie Versorger und Finanzwerte Chancen ausfindig machen und so ein hohes Maß an Diversifikation im Fonds sicherstellen. Nicht alle Dividendenstrategien konzentrieren sich übrigens nur auf die Rendite. Die Kombination von Wachstums- und ertragsstarken Titeln bringt einen deutlichen Mehrwert. Gesucht werden also Geschäftsmodellen mit steigenden Gewinnen und regelmäßigen Ertragsströmen.

Ein empfehlenswerter Fonds ist sicherlich der Schroder ISF Euro Equity Equity A (a) (WKN: 989322) Fondsmanager Gary Clarke leitet den Fonds seit Oktober 2005 und investiert in Europäische Standardwerte, wobei der Finanzsektor mit etwa 30 Prozent sehr stark gewichtet ist, gefolgt von Industriematerialen (also etwa Stahl) mit 20 Prozent und Energietiteln mit knapp acht Prozent. Der Fonds hat in den letzen drei Jahren eine durchschnittliche Performance von 19 Prozent pro Jahr erzielt und ist bei Morningstar mit fünf Sternen bewertet.

Autor: Dr. Gregor Bauer

Der Fachartikel wurde auf Fonds-Reporter veröffentlicht : http://www.fonds-reporter.de

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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