Kommentar
21:49 Uhr, 03.07.2015

Der Ausgang des Referendums spielt keine Rolle mehr!

Ob die Ja- oder Nein-Fraktion marginal gewinnt, ist für die Märkte m.E. nicht wirklich essentiell. Entscheidend wird sein, wann die Ansprechpartner auf der griechischen Seite einknicken werden ...

Das Ausgang des Referendums ist mittlerweile bekannt. Die Meinungsumfagen sehen ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das Land ist gespalten. Ob die Ja- oder Nein-Fraktion marginal gewinnt, ist für die Märkte m.E. nicht wirklich essentiell. Griechenland benötigt Gelder, um seine Beamten und Rentner zu bezahlen. Da das Land von den freien Kapitalmärkten abgeschnitten ist, ist es auf die Gläubiger angewiesen. Letztere formulieren Bedingungen.

Warum sollten die Steuerzahler dieser Nationen für die geringe Steuermoral der griechischen Bevölkerung und Ineffizienz der griechischen Finanzbehörden aufkommen?

Die neue griechische Regierung unter Varoufakis und Tsipras versucht die "Too big to fail" Karte a la Lehman Brothers zu spielen. Unter anderem die Angst vor einem zweiten Lehman Ereignis führt dazu, dass sich die USA aber auch China durchaus auf die Seite der Griechen stellen. Es ist kein Zufall, dass auf Wikileaks just jetzt Abhörprotokolle auftauchen, die aufzeigen sollen, das Kanzlerin Merkel schon in den zurückliegenden Jahren an der Schuldentragfähigkeit Griechenland gezweifelt haben soll. Auch ist es kein Zufall, dass der von den USA dominierte IWF kurz vor dem Referendum seine umfassende Griechenland Analyse veröffentlicht, in der ebenfalls auf die nicht gegebene Schuldentragfähigkeit Griechenlands hingewiesen wird.

Den Nobelpreis-dekorierten US Ökonomen läßt sich aus unserer europäischen Sicht der Rat geben, sich besser um die Ungleichheit zwischen Arm und Reich im eigenen Land zu kümmern, als sich in fremde Angelegenheiten einzumischen.

Wie ich vor ein paar Wochen schrieb, die neue griechische Regierung verhebt sich. Als schwächstes ökonomisches Glied hat sie versucht, den Trend der europäischen Finanzpolitik zu bestimmen. Aber eine Transferunion wird es nicht geben. Eine Spaltung Europas wird es ebenfalls nicht.

Das Einfrieren der ELA-Kredite war der erste entscheidende Warnschuß, der Varoufakis und Tsipras langsam in die wirtschaftliche Realität bugsieren dürfte. Beide haben gegenüber ihrer Bevölkerung bisher keinerlei Erfolge aufzuweisen. Im Gegenteil. Die griechischen Makrodaten stürzen seit ihrer Machtübernahme ab. Das Land befindet sich wieder in einer Rezession und hat eine massive Kapitalflucht zu verdauen. Steuern von den reichen Griechen konnten nicht eingetrieben werden.

Wenn Dijsselbloem, Stubb, Schäuble und andere EU Finanzminister darauf hinweisen, dass man warten könne und die Verhandlungen für ein neues Rettungspaket härter geführt werden könnten, ist dies ein subtiler Hinweis an die griechische Bevölkerung, die eigentlich Leidtragende des ganzen Pokers sind. Sie werden im täglichen Leben feststellen, dass kein Geld mehr da ist. Geld, das Varoufakis und Tsipras, organisieren müssen. Die Russen haben es ihnen nicht gegeben, die Chinesen auch nicht.

Unterm Strich ist/war das Referendum für Tsipras ein Schuß in den Ofen. Da letztenendes eine Pattsituation vorliegt, wird er nicht gestärkt aus der Befragung hervorgehen. Varoufakis hat heute der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass er im Falle eines Ja-Votums wie zuletzt angekündigt als Finanzminister zurücktreten werde, aber als normaler Abgeordneter weiterverhandeln wolle. Der Mann ist ein Hasardeur.

Anbei der Link zu meinem Guidants Desktop:

http://go.guidants.com/#c/harald_weygand

Jetzt abstimmen und gewinnen!

Wählt den besten Zertifikate-Emittenten, Online-Broker und Finfluencer des Jahres. Mit Glück gewinnt ihr ein Wochenende in Berlin und die Teilnahme an der Preisverleihung am 14.11.2024.Deine Stimme zählt!

97 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • student
    student

    Lieber Herr Weygand,

    was sie hier beschreiben, hat mit einem Markt der Chancengleichheit und der souveränen Staaten nichts mehr zu tun.

    Sie beschreiben hier die barbarische Machtausübung der EZB auf "sein" Land in der Eurozone, das einfach nur seine Geldgeber vertritt.

    Sagen wir es deutlich: Die EZB ist der Vollstrecker der privaten Geldinteressen des Kapitals, das sich der Kontrolle der Staaten entzogen hat. Deren Interesse ist es, Griechenland als Mitglied der Nato und der EU im Euro-Machtbereich zu halten. Egal, was die lästige Bevölkerung dazu sagt, egal ob die Jugendarbeitslosigkeit und die Selbstmorde weiter in die Höhe getrieben werden.

    Auf der einen Seite gibt es die Herren des Geldes, auf der anderen Seite müssen sich die abhängigen Menschen von der untertänigen Presse als faule, nutzlose Hütchenspieler diffamieren lassen. Ein Putsch dieser Regierung, die sich für das Leben ihrer Wähler einsetzt, ist anscheinend auch im Gespräch. Also weg mit dem Volk. Kein Schuldenschnitt wie 1953 für Deutschland. Damals war es im Interesse der Besatzer, Europa zu bevölkern, heute werden durch social Engineering die Menschen dazu gebracht, die schrittweise Entvölkerung von Teilen Europas als gut und klimafreundlich zu akzeptieren. Die unterschwellige Botschaft lautet:"Es wäre besser, du wärest nie geboren worden!"

    Dazu dient die Sparpolitik in den reichlich überschuldeten Ländern Südeuropas. Die sind selbst schuld.

    Dazu wird in Deutschland und Ungarn, Bulgarien, Rumänien Druck ausgeübt, die Energieerzeugung stark zu drosseln. Wir Deutsche gehen mit Riesenschritten voran, die eigenen Kraftwerke abzuschalten.

    Gleichzeitig wird durch TTIP alles im Geheimen getan, die Macht der Geldgeber zu festigen, um Europa zu übernehmen.

    Und gleichzeitig wird alles getan, die wirtschaftlichen Beziehungen zu anderen Landmächten wie Russland und China zu ruinieren.

    Die Aufteilung der Welt in Blöcke ist in vollem Gange. Wehe den Menschen, die in Gebieten leben, welche zur Entvölkerung vorgesehen sind.

    11:48 Uhr, 06.07. 2015
  • 2 Antworten anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • watuffli
    watuffli

    "Aber eine Transferunion wird es nicht geben..."

    Herr Weygand, ich empfehle Ihnen, diesen Satz fett auszudrucken, hinter den Spiegel zu klemmen und von Zeit zu Zeit mal drauf zu schauen ;-))

    09:48 Uhr, 06.07. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Heute wieder: Krieg ist Frieden, Freiheit ist Skalverei und Gelddrucken ist Gewinn.

    09:36 Uhr, 06.07. 2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Dann mit dem Longtail nach Rabbit Island ECHTES Seafood mit Kampot Pfeffer. Schoenen Tag noch;-)))))

    09:35 Uhr, 06.07. 2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Ja, komm, mach mir den Japaner, Gott des Geldes Draghi. Unser leistungsloses Geld gebe uns heute und fuehre die Maerkte in den Himmel , denn dein ist die Luege, die Manipulation und die Slaverei. In Ewigkeit . AMEN.

    09:12 Uhr, 06.07. 2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Ken ePanik. Gegen mittag ist der Dax im plus. Draghi kauft nun alles was der Markt hergibt. Hat er ja angekuendigt: Whatever it takes! Nach diesem Satz war mir voellig klar, das das Ende der freien maerkte eingeleutet ist.

    09:08 Uhr, 06.07. 2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    GERADE wenn nun die Maerkte NICHT abstuerzen und Gold/EM faellt, wird den Menschan aufgehen was hier eigentlich gespielt wird: Die Totalmanipulation und der TOD der freien Maerkte. ALLES in EUSA kontrolliert von einer handvoll mehr als fragwuerdiger Leute. Noch ist es nicht ganz so weit, aber um das System zu erhalten MUSS FED und EZB mit Hilfe Goldman und CO. den gesammten Markt kontrollieren. Elektronisch heute gar kein Problem......wenn man sein eigenes Geld herstellen kann. Da gibts ja keine Limits mehr. Der schluessel war das "WHATEVER it takes" Draghis. Kurz: Nun wird man noch massiver die Schulden der Zukunft dazu benutzen zu verhindern , das Shareholders auch nur einen Euro aermer werden. Unsere Kinder und deren Enkel bezahlen jetzt schon den wachsenden Reichtum der Eliten von heute. Wohin das fuehrt kann sich jeder selbst ausrechenen.

    08:54 Uhr, 06.07. 2015
  • Gone Fishing
    Gone Fishing

    Als Europäer ist es traurig mit anzusehen, wie eine Gemeinschaft über Jahre nicht in der Lage scheint, sein schwächstes Mitglied in so einer Form zu unterstützen, das die Wirtschaft wächst und neue Arbeitsplätze langfristig geschaffen werden. Die Schuld nur "bei den Griechen" zu suchen, scheint mir dann doch zu einfach.

    Könnte es sein dass die griechische Bevölkerung lediglich gemerkt hat, das hier falsche Lösungsansätze die Krise jedes Jahr nur verschlimmern statt zu bessern? Dass gar keine Rettungsmilliarden nach Griechenland geflossen sind sondern dass lediglich eine, zu kurzfristige, Umschuldung stattfand und wie immer Banken gerettet wurden?

    Ich wünsche uns ein geeintes und demokratisches Europa, wie vor der Krise, in dem stärkere und schwächere Wirtschaften gemeinsam, parallel wachsen können und gegenseitig echte Hilfe geleistet wird.

    Da draussen gibt es noch eine ganze Welt....

    06:25 Uhr, 06.07. 2015
    1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

Mehr über Harald Weygand
  • Prozyklisches Breakout-Trading
  • Pattern-Trading
  • Makro-Trades
  • Intermarketanalyse
Mehr Experten