Kommentar
08:58 Uhr, 09.12.2003

Der Aufwärtstrend des Euro setzt sich fort

Der Aufwärtstrend des Euro setzt sich weiter fort. In der Vorwoche überwand er erstmals die Marke von 1,21 US-Dollar. Die Rentenmärkte zeigten sich insbesondere am langen Ende fester. Erwartungsgemäß beließ die EZB die Leitzinsen unverändert bei 2,0 Prozent. Die veröffentlichten Konjunkturdaten waren erneut überwiegend freundlich.

Wie vom Markt vorhergesehen, hat der für die Geldpolitik zuständige EZB-Rat die Leitzinsen nicht verändert. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet bezeichnete das gegenwärtige Niveau als nach wie vor angemessen. Allerdings korrigierten die Währungshüter ihre Wachstumsprognosen leicht nach oben. Sie gehen im kommenden Jahr von einer Zunahme des Euroland-BIP um 1,6 bis 1,7 Prozent und im darauffolgenden Jahr von 2,3 bis 2,4 Prozent aus. Die Inflationsrate soll aber in beiden Jahren unter der Zielmarke von 2,0 Prozent bleiben, wenngleich der Rückgang wohl nicht so stark ausfallen wird wie zunächst angenommen. Mit einer schnellen Zinserhöhung ist aus unserer Sicht nicht zu rechnen. Allerdings könnte es im Verlauf des kommenden Jahres zu ersten vorsichtigen Zinsschritten kommen. Im Hinblick auf das kräftigere Wachstum in 2005 und den bekannten Zeitverzögerungen in der Wirksamkeit der Geldpolitik dürfte die EZB frühzeitig den geldpolitischen Hebel umlegen. Zinserhöhungen von 50 Basispunkten in 2004 erscheinen daher durchaus realistisch. Größter Unsicherheitsfaktor bleibt indes die Euro-Entwicklung. Eine Fortsetzung des Aufwertungstrends würde den Preisauftrieb vermindern und den Notenbankern erlauben, länger an dem aktuellen Zinsniveau festzuhalten.

Von Konjunkturseite gab es wieder Erfreuliches zu berichten. Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor der Eurozone verbesserten sich auch im November deutlich und sprechen damit eindeutig für eine wirtschaftliche Erholung in 2004. In dieses Bild passen auch die in der Vorwoche bekannt gegebenen Zahlen zu den Auftragseingängen und der Industrieproduktion in Deutschland. In beiden Fällen gab es erkennbare Verbesserungen. Es zeichnet sich jetzt erstmals auch eine Belebung der Binnennachfrage ab, nachdem bislang alle Hoffnungen auf dem Export beruhten. Im Einzelhandel ist ebenfalls eine Belebung zu spüren, die vor allem auf erhöhte Umsätze im Textil- und Automobilbereich zurückgeführt werden kann.

Trotz dieses günstigen konjunkturellen Umfeldes konnten langlaufende Rententitel in der Vorwoche Boden gutmachen. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten im Wochenvergleich 12 Basispunkte niedriger und verbuchten damit Kursgewinne. Dagegen blieb die durchschnittliche Umlaufrendite unverändert bei 4,12 Prozent. Der etwas überraschende Renditerückgang folgte auf die unerwartet schwachen US-Arbeitsmarktdaten, die den zuvor bestehenden Spekulationen auf einen baldigen Zinsanstieg in den Vereinigten Staaten einen kräftigen Dämpfer verpassten. Im Schlepptau der amerikanischen Bondmärkte zogen auch die heimischen Rententitel an.

Hiesigen Investoren sind wegen der Unsicherheiten über die weitere Wechselkursentwicklung auf Euro lautende Rentenfonds zu empfehlen. Bei Anlagen im Dollarraum können die Renditen ganz schnell durch Währungsverluste aufgefressen werden. Wer in europäische Anleihen zu investieren beabsichtigt, sollte sich jedoch des Zinsänderungsrisikos bewusst sein. Vor allem Langläufer sind besonders anfällig gegenüber Zinserhöhungen. Wir halten deshalb auch an unserer Empfehlung für Kurzläuferfonds (UniEuroKapital) fest. Als Depotbeimischung eignen sich wegen ihres höheren Kupons Unternehmensanleihen (UniEuroKapital Corporates), die sich angesichts der verbesserten Konjunkturaussichten für 2004 bereits in diesem Jahr sehr erfreulich entwickelten. Abzulesen ist dies an den deutlich verringerten Renditeaufschlägen gegenüber Staatsanleihen.

Mit einer Zinserhöhung um drei Prozentpunkte auf jetzt 12,5 Prozent reagierte die ungarische Notenbank auf die Schwäche des Forint (HUF). Sie sieht dadurch das Preisziel und die Chancen auf einen EWU-Beitritt in absehbarer Zeit gefährdet. Unter den Ereignissen in Ungarn hatte auch unser UniEuroAspirant, der mit rund 17 Prozent seines Fondsvermögens in Ungarn investiert ist, zu leiden. Angesichts der nunmehr hohen Verzinsung am kurzen Ende gewinnen Anlagen in Ungarn wieder deutlich an Attraktivität. Bei einer Verzinsung von über zehn Prozent am kurzen Ende könnte auch ein abermaliger HUF-Wechselkursverlust verkraftet werden. Insgesamt sehen wir das kommende Jahr jedoch wieder optimistischer. Durch ihren EU-Beitritt dürften die osteuropäischen Länder in der öffentlichen Aufmerksamkeit wieder nach oben rücken. Wir erwarten dann auch eine Fortsetzung des Konvergenzprozesses.

Ausblick: Eine Zinserhöhung ist bei der FED-Sitzung am Dienstag zwar nicht zu erwarten. Interessant dürfte aber werden, ob die US-Notenbank die Märkte auf eine Trendwende in der Geldpolitik im ersten Halbjahr 2004 vorbereiten wird. Die Märkte bewegen dürften auch die zur Veröffentlichung anstehenden Einzelhandelsumsätze und der Verbrauchervertrauensindex der Universität Michigan. Abgesehen vom ZEW-Index gibt es in Euroland dagegen keine wichtigen Konjunkturdaten.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Juni 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 3,9 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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