Kommentar
12:04 Uhr, 28.11.2025

DELIVERY HERO mit anhaltenden Kursgewinnen

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Seit vergangenem Freitag hat der Kurs des Essenslieferdienstes rund 23 % zugelegt. Besondere Aufwärtsdynamik kam gestern und heute auf. Allein heute notiert die Aktie 12 % im Plus. Ursache ist der aktivistische Druck von Großaktionären. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg verlangen mehrere bedeutende Aktionäre eine umfassende Strategieüberprüfung, inklusive der Prüfung von Desinvestitionen bis hin zu größeren Transaktionen.

Nach einer zuvor schwachen Kursphase entfachte diese Story sofort M&A-Fantasie im Plattformgeschäft und treibt die Aktie deutlich nach oben. Händler verweisen zugleich darauf, dass das Management Gerüchte nicht kommentiert, was die Spekulationen zusätzlich befeuert. Als Katalysator gilt die fortschreitende Konsolidierung der Branche, die Bewertungsabschläge gegenüber der Summe der Teile sichtbarer macht.

Bedeutender Hintergrund ist auch die Rolle des Großaktionärs Prosus, der im Zuge des Just-Eat-Takeaway-Deals eine Reduktion seiner Delivery-Hero-Beteiligung bis August 2026 plant. Dieser Umbau im Aktionariat schafft Raum für strategische Maßnahmen und liefert Anlegern einen zusätzlichen Kaufgrund. Fundamentale Unterstützung kommt vom Q3-Update mit 7 % organischem Wachstum des Bruttowarenvolumens, besserer Bruttomarge und Fortschritten beim Free Cashflow sowie der Perspektive, dass Asien im vierten Quartal wieder wächst, getragen von einer Stabilisierung in Südkorea. Das mindert Zweifel an der Cashflow-Tragfähigkeit und verstärkt jede Story, die auf Werthebung durch Portfoliomaßnahmen zielt.

Analystenkommentare verstärken den Druck zusätzlich. Barclays sieht den Status quo als nicht haltbar und JPMorgan verweist auf ein Bewertungsniveau, das strategische Interessenten anzieht. Gleichzeitig mahnen Marktteilnehmer, dass an der Konsolidierungsstory wenig wirklich neu ist.

Der Kursanstieg speist sich aus glaubwürdigem Aktionärsdruck plus operativer Unterfütterung und eröffnet zunächst ein günstiges zeitliches Fenster für Käufe. Ohne baldige formale Signale hin zu einer Strategieanpassung, Desinvestitionen oder anderen assetgetriebenen Transaktionen dürfte der Aufwärtsimpuls aber schon bald wieder verpuffen. Nur mit belastbaren Schritten wächst die Chance auf einen nachhaltigen Bewertungsaufschlag.

Oliver Kantimm, Redaktion "Der Aktionärsbrief"

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