Kommentar
14:17 Uhr, 06.11.2002

Deka zur deutschen Wirtschaft

Die deutschen Auftragseingänge nahmen im September unerwartet stark um 2,5 % mom ab. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten einen Rückgang um 0,5 % mom erwartet, und selbst die pessimistischste Prognose war nur von einer Schrumpfung um 1,7 % mom ausgegangen. Wir waren aufgrund der Vorabmeldungen von Großaufträgen im Maschinenbau optimistischer und hatten mit einem Rückgang um 0,3 % mom gerechnet. Ein geringer Anteil des Prognosefehlers geht auf die Revision der Zuwachsrate im Vormonat von 1,2 % mom auf 1,4 % mom zurück. Kalender- und saisonbereinigt wird das Vorjahresniveau immer noch um 1,4 % überschritten. Eine Aufwärtsrevision des Septemberwertes ist nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit wahrscheinlich.

Ein großer Teil des kräftigen Rückgangs der Auftragseingänge ist auf eine Gegenbewegung zu dem dank Großaufträgen guten Vormonatsergebnis zurückzuführen. Dies zeigt sich besonders deutlich bei der Investitionsgüterproduktion, die nach einem Plus im Vormonat um 4,4 % mom in diesem Monat um 4,3 % mom abnahm. Doch selbst wenn man dies berücksichtigt, verbleiben genügend Gründe mit dem Septemberergebnis unzufrieden zu sein. So nahm beispielsweise die Vorleistungsgüterproduktion mit einem Minus von 1,2 % mom fast ebenso stark ab wie im Vormonat (-1,0 % mom). Dies ist ein Zeichen dafür, dass es mit dieser der Industrieproduktion vorlaufenden Hauptgruppe nicht zum besten bestellt ist. Lediglich die Konsumgüterproduzenten kamen mit einem blauen Auge davon, denn ihrer Erzeugung nahm um 0,2 % mom zu. Doch nach dem beachtlichen Rückgang im Vormonat um 2,0 % mom ist selbst dieses Plus nur ein kleines Trostpflästerchen.

Die Nachfrageschwäche kommt sowohl aus der Binnenwirtschaft als auch aus dem Ausland. Dass die Auftragseingänge aus dem Ausland mit 3,0 % mom stärker gesunken sind als die inländischen (-2,1 % mom) hängt ebenfalls mit der Gegenbewegung zu den Großaufträgen des Vormonats zusammen, die überwiegend aus dem Ausland kamen.

Nach zwei Quartalen spürbar zunehmender Auftragseingänge - 1,3 % qoq im ersten Quartal und 2,1 % qoq im zweiten Quartal - haben diese im dritten Quartal wieder um 1,7 % qoq abgenommen. Damit ist der deutschen Industrie nach einer kurzen Zwischenbelebung schon wieder der Wind aus den Segeln genommen worden. Angesichts der Auftragsentwicklung im September nehmen wir unsere Prognose für die am Freitag zu veröffentlichende Industrieproduktion zurück und erwarten nun einen Rückgang um 0,5 % mom. Für das dritte Quartal verbleibt dann zwar immer noch ein Anstieg der industriellen Erzeugung, doch angesichts sinkender Auftragspolster bringt das vierte Quartal möglicherweise schon wieder einen Rückgang. Wir gehen daher davon aus, dass die Gesamtwirtschaft im vierten Quartal kaum noch von der Stelle kommt.

Quelle: Deka

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