Kommentar
13:53 Uhr, 12.12.2002

Deka zum EZB-Monatsbericht

Die EZB hat in ihrem Dezember-Monatsbericht einige frühere Einschätzungen wiederholt. Dazu gehören, dass von der Geldmengenentwicklung kaum Inflationsgefahren ausgehen, was auch die jüngste Entwicklung der Kreditvergabe bestätigen würde, und dass die Inflationsentwicklung trotz der Wirtschaftsflaute sehr hartnäckig bleibt. Dazu beigetragen hätte auch der Aufwärtstrend bei der Lohnentwicklung, der erst jetzt langsam Anzeichen einer Stabilisierung zeige. Die Risiken für die Inflationsentwicklung würden durch den höheren Außenwert des Euro und die schwache Wirtschaftsentwicklung begrenzt.

Im Zentrum des EZB-Monatsbericht stehen die neuen Staffprojektionen. Sowohl Wachstums- als auch Inflationsprojektionen liegen unterhalb der im Juni veröffentlichten Projektionen. Dabei ist die Korrektur der Wachstumsprognosen wesentlich ausgeprägter als die der Inflationsprognosen. Beispielsweise hat die EZB das Prognoseband für das BIP im Jahr 2003 um einen ganzen Prozentpunkt von 2,1 bis 3,1 auf 1,1 bis 2,1 reduziert. Die EZB-Projektionen entsprechen genau unseren Prognosen für 2002 und liegen für 2003 und 2004 jeweils beim HVPI um 0,1 Prozentpunkte unter und beim BIP um 0,1 Prozentpunkte über unseren Prognosen. Insgesamt geht die EZB davon aus, dass das BIP-Wachstum im Verlauf des Jahres 2003 sich langsam in Richtung Potenzialwachstum bewegen wird. Unterstützt würde diese Entwicklung durch die niedrigen Zinsen im Eurowährungsgebiet, durch eine graduelle Erholung der Exportnachfrage und der, aufgrund niedrigerer Inflationsraten, wieder stärker zunehmenden realen Einkommen.

Neu im Monatsbericht ist die Einschätzung der EZB, dass die geopolitischen Unsicherheiten auch in der mittleren Frist das Wirtschaftsvertrauen in der Eurozone belasten könnten. Da es unsicher sei, wann sich diese Unsicherheit zurückbilden werden, müssen sie hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Rohöl- und Finanzmärkte, aber auch für den privaten Konsum, die Investionen und die Arbeitsmärkte berücksichtigt werden.

Dadurch, dass die EZB sowohl auf die bestehenden Unsicherheiten als auch auf das historisch sehr niedrige Zinsniveau verweist, lässt sie sich bezüglich der weiteren Zinsentwicklung alle Optionen offen. Als Ankündigung einer bevorstehenden Leitzinssenkung ist der Monatsbericht dieses Mal nicht zu verstehen. Die Inflationsprojektionen sind ausreichend niedrig, so dass mit einer ggf. überraschend besseren Inflationsentwicklung eine erneute Zinssenkung in den nächsten Monaten wohl kaum begründet werden kann. Die Wachstumsprojektionen haben noch etwas Luft nach unten. Insbesondere im Falle eines Irak-Krieges könnte die EZB sich noch zu einer Zinssenkung entschließen, da die von ihr thematisierte Unsicherheit dann wohl weitere ansteigen wird. Sollte es nicht dazu kommen, gehen wir davon aus, dass die Leitzinsen so lange konstant bleiben, bis sich herausstellt, ob die konjunkturelle Entwicklung ausgehend von den jetzigen Prognosen eher nach unten oder nach oben überrascht. Derzeit würden wir diesbezüglich eine neutrale Positionierung empfehlen.

Quelle: Deka

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