Deka - Ton des Beige Book weiterhin verhalten
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1. Wie die US-Notenbank in ihrem neuesten Überblick über die Wirtschaftsbedingungen in den einzelnen Regionen, dem so genannten Beige Book1, berichtet, blieb der Aufschwung in den meisten Distrikten auch im Mai verhalten, die Beendigung des Irakkrieges hatte einen positiven, wenn auch nicht sehr starken Effekt auf das Vertrauen der Unternehmen und Konsumenten:
"Although reports from the twelve Federal Reserve Districts indicated some signs of increased economic activity in April and May, conditions remained sluggish in most Districts. No District report suggested that economic conditions had deteriorated since the last Beige Book. Economic activity increased or showed signs of improving in the Dallas, Kansas City, New York, and Minneapolis Districts. The Philadelphia and Cleveland reports characterized activity as mixed, while other Districts generally saw sluggish, subpar, or subdued economic growth. The unwinding of war-related concerns appears to have provided some lift to business and consumer confidence, but most reports suggested that the effect has not been dramatic."
2. Die Unternehmenskontakte der Fed weisen daraufhin, dass die Konsumausgaben seit der zweiten Aprilhälfte verhalten blieben ("lackluster" - glanzlos, trübe). Die Einzelhandelsumsätze zogen nach Beendigung des Irakkrieges an, blieben aber weiterhin unter Vorjahresniveau. Die Aussichten für die Entwicklung der Konsumausgaben wurden als vorsichtig optimistisch beschrieben. Niedrigere Konsumentenpreise wurden von den Distrikten Dallas, New York und Philadelphia berichtet. Die Einzelhändler setzen ihre Strategie fort, durch Verbesserungen im Marketing und verstärkte Nutzung von Teilzeitarbeit Kosten zu senken. Die Umsätze im Autohandel blieben gemischt. Die Konsumenten scheinen nicht mehr ganz so stark auf neue Kaufanreize seitens der Händler zu reagieren.
3. Die Lage im verarbeitenden Gewerbe bleibt ebenfalls gemischt. Drei Distrikte - New York, Minneapolis, Cleveland - vermeldeten einen Anstieg der Aktivität; drei Distrikte - Philadelphia, Richmond, Boston - vermeldeten eine Verschlechterung. Die restlichen sechs Distrikte berichteten von keiner wesentlichen Änderung der Bedingungen, die als "sluggish", "weak", "soft" oder "mixed" beschrieben wurden. Vier dieser Distrikte konnten von Optimismus für die zukünftige Entwicklung des Sektors berichten. Glanzpunkte im verarbeitenden Sektor setzten der Verteidigungs-, Bau- und IT-Sektor.
4. Im Dienstleistungssektor konnte die Luftfahrtindustrie zwar wieder einen verstärkten Luftverkehr vermelden, die Erwartungen sind aber vor dem Hintergrund niedriger Flugpreise und intensiven Wettbewerbs für den Sommer eher gedämpft. Gemäß den Kontakten der Fed of San Francisco hat der Ausbruch der Lungenkrankheit SARS keinen signifikanten Effekt auf die Verschiffung nach Übersee gehabt. Die Berichte des Zeitarbeitssektors sind gemischt, wie auch die des Tourismussektors.
5. Der Wohnungsbausektor bleibt weiterhin stark, der kommerzielle Wohnungsbau dagegen ist weiterhin schwach - nichts Neues also auch hier.
6. Die Kreditvergabe zog weiter an, zumeist getrieben durch die Refinanzierung von Hypotheken im privaten Wohnungsbau. Die Kreditvergabe an die Unternehmen konnte sich in den Distrikten Dallas, Cleveland und Philadelphia verbessern, blieb aber in Atlanta, Chicago und San Francisco schwach. Was das Niveau der Kreditausfälle angeht, so mussten die meisten Distrikte keine Veränderung berichten.
7. Die Arbeitsmärkte bleiben weiterhin schwach. Dementsprechend ist nur geringer Lohndruck zu verzeichnen, auch wenn die Lohnnebenkosten weiterhin anstiegen. Anekdotische Evidenz zeigte vor diesem Hintergrund einen gemischten Preisdruck: weder waren auf breiter Front inflationäre noch deflationäre Tendenzen festzustellen. Eine solche Situation kann nur mit dem Wort "Preisstabilität" umschrieben werden. Niedrigere Preise wurden für Rohöl, Kraftstoff und einige Produkte des verarbeitenden Gewerbes vermeldet. Preisdruck nach unten besteht auch für viele Produkte des Einzelhandels. Unterrichtsgebühren, Steuern der Bundesstaaten, Transportpreise und Versicherungsbeiträge zogen dagegen an. Der Anstieg der Naturgaspreise hievte die Preise der meisten petrochemischen Produkte nach oben auf Rekordniveaus. Der Distrikt San Francisco berichtete, dass die Abwertung des US-Dollars zu höheren Kosten für einige importierte Rohstoffe und Textilien geführt hat.
8. Der Ton des Beige Book bestätigt unsere Sicht, dass ein "double-dip"-Szenario einer erneuten Rezession für die USA nicht gerechtfertigt ist, das Problem aber in dem durch die bestehende Outputlücke resultierenden Preisdruck nach unten besteht. Das starke Produktivitätswachstum der USA, das langfristig natürlich als positiv zu bewerten ist, ist in der kurzfristigen Sicht ein zweischneidiges Schwert, da bei gegebenem schwachen tatsächlichen BIP-Wachstum der Arbeitsmarkt unter dem starken Produktivitätswachstum leidet. Ausgehend von einer niedrigen Inflationsrate besteht bei anhaltender Disinflation, d.h. sinkenden Inflationsraten, die Möglichkeit, in eine Deflation, d.h. eine Situation negativer Inflationsraten, zu rutschen. Die Fed hat in den letzten Wochen deutlich und mehrfach signalisiert, dass sie Deflationsgefahren und vor allem der Bildung von Deflationserwartungen energisch vorbeugen will. Wir erwarten daher für den nächsten Zinsentscheid der US-Notenbank am 25. Juni eine Senkung der Leitzinsen um 25 Basispunkte auf ein Niveau von dann 1%. Die Zinswende nach oben wird unserer Erwartung nach allerfrühestens Mitte 2004 geschehen.
Quelle: Deka
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